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Donald Trumps erste Pressekonferenz seit der Wahl

Sprache, Körpersprache, Impulskontrolle
Donald Trumps erste Pressekonferenz seit der Wahl

Donald Trumps erste Pressekonferenz seit der Wahl

 

Die Tagesschau berichtet. Mit „Guten Abend!“ fängt es an und dann folgen 15 Minuten, um zu erklären, dass es kein guter Abend ist.

In wenigen Tagen ist Donald Trump der mächtigste Mann der Welt. Da haben die Medien viele Fragen. Schlag auf Schlag folgte auf der Pressekonferenz ein Thema dem anderen. Dramatisch wurde es, als Trump anwesende Journalist:innen angriff, die aus seiner Sicht mit Nachrichten in Verbindung stehen, die er als „Fake News“ bezeichnete. Er erklärte, dass er aus diesem Grund auch deren Fragen weder hören noch beantworten würde. Über die Berichte, Russland hätte belastendes Material über ihn gesammelt, war er nicht sehr erfreut. Die Frage, ob er als Präsident vonseiten Russlands erpressbar sei, empörte ihn heftig. Auch Achilles war nur so stark wie seine Ferse. Seine Reaktion dürfte alle irritieren, die dachten, er würde sich nach der Wahl staatsmännischer verhalten.

 

 

 

Trumps Reaktionen und was es zu lernen gibt

 

 

1. Verharmlosen

 

So, als wäre das nichts Besonderes, erklärt Trump; „Wenn es um die Hacker-Angriffe geht, denke ich, dass es Russland war.“ Offenbar hatten die Russen Einfluss auf die amerikanischen Präsidentschaftswahlen zugunsten Trumps genommen. Bisher wollte er das nicht einräumen, sondern lieber aus dem Weg räumen. Aus seiner Sicht hätten aber auch andere Staaten schon Hackerangriffe auf die USA unternommen. Er betont das so als, wenn es das normalste der Welt ist, na und! Auf diese Weise der Erwähnung nimmt er etwas Druck heraus, was ihm sehr recht sein dürfte. Die Gefahr als Lakai Wladimir Putins wahrgenommen zu werden ist gefährlich

 

 

 

2. Angriff ist die beste Verteidigung, wer braucht schon Impulskontrolle

 

„Ihr Nachrichten-Sender ist schrecklich. Ihr bekommt keine Frage. Ihr seid Fake-News. Seien Sie leise.“ Das durfte der Journalist Jim Acosta des Nachrichtensenders CNN hören. So etwas ist recht typisch für Trump. Er reagiert auf Angriffe mit aggressiver Herabsetzung und Verletzung der Gegner und das sind in diesem Fall Journalist:innen. Auf Fragen, die ihm missfallen reagiert er dünnhäutig, wie es bei Personen mit narzisstischen Tendenzen üblich ist.

Eine solche leichte Kränkbarkeit wird meist von der Angst gespeist, selbst entwertet zu werden und spricht für ein sehr wackliges Selbstwertgefühl. Wobei es schon sehr unangenehm sein dürfte, ständig von so einem hohen Anteil von Landsleuten angefeindet zu werden.

Diese Pressekonferenz fördert erneut den Eindruck, er könne seine Affekte nicht kontrollieren. Das Vertrauen und die Sympathien wird er damit kaum fördern. Auch ein US-Präsident braucht Unterstützung. Doch so impulsgesteuert wird es ihm nicht leicht fallen, sich auf Gesprächspartner einzulassen, wenn diese nicht nach seiner Pfeife tanzen. Drohungen verbessern gute Kommunikation nur selten. In einem Bereich, in dem wir nicht erst seit Francis Underwood und House of Cards wissen, dass es immer wieder um den Ausgleich von Interessen und um Kompromisse geht, wird er es schwer haben. Irgendwann wird Trump die Presse brauchen. Wenn er dann genauso auf Gegenwind reagiert, wird es heikel.

Szene ansehen bei YouTube (externer Link)

 

 

So etwas gibt es doch nur in Amerika, oder?

 

Wenn ich mir vorstelle, unser Bundeskanzlertitelinhaber würde auf diese Weise reagieren, wäre der Aufschrei groß. Wobei auch deutsche Politiker:innen nicht dafür bekannt sind, auf ihnen unangenehme Fragen zu antworten. Doch sie reagieren noch etwas vorsichtiger und drohen nicht offen mit Vergeltung. Hoffen wir, dass wir trotz Globalisierung noch eine Weile von diesem Phänomen verschont bleiben. Wetten werde ich dazu jedoch nicht annehmen.

 

 

 

3. Körpersprache

 

 

Status

 

Mit großen Schritten schreitet er voran. Ein US-Präsident repräsentiert die militärische Supermacht USA. Die Bürger dieses potenten Landes haben entsprechende Erwartungen; Selbstbewusstsein und Status gehören dazu. US-Präsidenten sind üblicherweise etwas dominanter, als andere Staatsoberhäupter. Das zeigt sich auch in der Körpersprache. Sie ist halt größer, er nimmt Raum ein, macht ausladende Gesten und erlaubt sich ein lebhaftes Minenspiel. Ja, er hat eine ausgeprägte Körpersprache. Wiederkehrende kraftvolle Gesten unterstreichen seine Aussagen und vermitteln Glaubwürdigkeit. Handkantenschläge, die bei ihm allerdings oft etwas weiblicher aussehen, weil er die Ellbogen nahe an den Körper drückt, sollen seine Aussagen verstärken. Das, und die aufrechte Körperhaltung signalisieren; ich habe keine Angst vor Konfrontationen, Widerstand ist zwecklos. Wer braucht schon vornehme Zurückhaltung? Mit solchem Quatsch halten wir uns nicht auf, das ist was für Looser. Habt euch nicht so! Und seine Körpersprache wirkt authentisch, vermutlich auch, weil er keinen Wert darauf legt sich zu verstellen, wie diese Warmduscher.

 

 

Rapport und Beziehungen

 

Immer wieder zeigt er seine Handflächen, um Offenheit und Ehrlichkeit zu vermitteln. Das ist eine freundliche Geste. Doch wo andere vorsichtiger sind, verwendet er den ausgestreckten Zeigefinger. Es wirkt wie eine Anklage, als würde er eine Pistole auf den Gegner richten. Na und!

Trump bleibt gerne am Rednerpult, wo andere Redner sich hervorwagen, um den Kontakt mit dem Publikum suchen. Er bleibt unverrückbar, zeigt Stärke und Kontrolle, statt Rapport und Beziehung zu fördern. Da gibt es nur Trump und alle anderen sind Publikum.

 

 

 

 

Fazit

 

Trumps Erfolg hat bestätigt, dass es sich lohnen kann, Aufmerksamkeit zu erzeugen, selbst wenn es keine nennenswerte Botschaft gibt. Viele B-Promis haben ihre Erfahrung damit gemacht, doch er hat es so bis ins Weiße Haus geschafft. Doch, je höher der Berg, desto tückischer der Pfad.

Wird er seine Macht dafür einsetzen, die eigenen Eitelkeit zu pflegen, richtet das weitere Schäden an. Haltung lässt sich leichter bewahren als wiedergewinnen. Er wird eine Menge Berater zur Verfügung haben. Dass er ihnen aufmerksam zuhört, erscheint aus gegebenen Gründen unwahrscheinlich. Vorgeschmack gefällig? In der MSNBC-Sendung Morning Joe hat er auf die Frage geantwortet, welche Berater er bei außenpolitischen Fragen nutzt; „Zunächst mal spreche ich mit mir selbst, denn ich habe ein sehr gutes Hirn und ich habe viele Dinge gesagt.“ und über die anderen Politiker:innen in Washington sagt er; „Sie sind dumm. Nicht böse, aber dumm. Sie haben keine Ahnung.“ Na dann…

Es tut mir nicht leid, meine Antworten sind begrenzt. Sie müssen die richtigen Fragen stellen. Für eine Liebesbeziehung zwischen Trump und der Presse müsste ein Paartherapeut nun wohl eine Weile ziemlich strampeln. Drei sind einer zu viel; Trump hat ja ohnehin schon eine enge Beziehung zu Twitter. 140 Zeichen sind mehr als genug. Dort hat er sein Publikum. Und so erinnerte auch seine Sprachwahl sehr an den dort von ihm praktizierten Stil. Staatsmännisch war bisher anders. Er ist noch nicht einmal im Amt und gerät schon aus dem Gleichgewicht. Mal sehen, wer den zu erwartenden diplomatischen Schaden klein hält.

 

 

 

 

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