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Zynismus und Rhetorik: Ist Zynismus das Janusgesicht gescheiterter Missionare?

Keine so gute Idee: Zynismus in Gesprächen, Reden, Präsentationen

Zynismus als rhetorisches Stilmittel?

Nachteile von Zynismus

 

Was hat es mit dem Zynismus auf sich und was hat er zur Folge? Hilft er Ihnen oder schadet er Ihnen in Gesprächen, Reden, Gesprächen?

 

 

 

Überblick

 

Video

https://youtu.be/Bn1eLGl-5gc

Zynismus

 

Ich bin durchaus nicht zynisch, ich habe nur Erfahrung – und das ist so ziemlich dasselbe.

Oscar Wilde

 

 

 

Bedeutung des Begriffs Zynismus

 

1. Lebensphilosophie der Kyniker

2. Die Sichtweise, aufgrund absoluter Skepsis oder vermeintlicher Überlegenheit Anschauungen infrage zu stellen. Oft geschieht das in verletzender Weise denjenigen gegenüber, die diese Anschauung teilen.

 

Zynismus ist verbunden mit einer pessimistischen, lebensverneinenden Grundeinstellung, der Missachtung von Konventionen, einem Tabubruch, einem Angriff zur gezielten Verletzung des Adressaten. Äußerungen bekommen einen bitteren Beigeschmack. Im umgangssprachlichen Gebrauch werden Zynismus, Sarkasmus und Ironie häufig gleichgesetzt. Obwohl sie miteinander verwandt sind, lassen sie sich jedoch klar voneinander abgrenzen. Sarkasmus ist spöttisch und herabsetzend. Er kann, muss sich aber nicht zwingend als Ironie zeigen.

 

 

 

Dirty Harry

 

An wen denken Sie beim Begriff Zyniker? Mir kommt sofort Harald Schmidt in den Sinn. Harald Schmidt ohne Zynismus? So wären all die Jahre Late-Night-Show kaum denkbar. Mittlerweile hat sich auch das erledigt oder läuft sie noch? Auf jeden Fall hat es ziemlich lange funktioniert. Zumindest hatte Herr Schmidt ein genaues Gespür dafür, wer Hohn und Spott verdient, wer es verträgt und wer nicht.

 

Der Zynismus, so verabscheuungswürdig, so unangebracht er auch in der Gesellschaft sein mag, ist für die Bühne hervorragend geeignet.

Denis Diderot

 

 

 

Gibt es da etwas zu lernen?

 

Die Frage: Eignet sich Zynismus für Gespräche und überzeugende Reden oder schadet er?

Abgesehen von Harald Schmidt und dessen Talkshow-Format, wie ist das sonst so: Zynismus und Sarkasmus sind oft Mauern, die jemand aufbaut, um sich vor anderen Menschen zu schützen und sich den Umständen nicht so ausgeliefert zu fühlen. Insofern…

 

 

 

Was immer du tust, irgendwann wirst du es bereuen. (Thomas von Aquin)

 

Dr. Gregory House ist zynisch, meistens schlecht gelaunt, behandelt alle Menschen, ob Patienten oder Kollegen, gleich schlecht – und er hasst es, mit Patienten zu reden. Er ist nicht gerade das Idealbild eines mitfühlenden Arztes, nichts mit Heilewelteinfühlsamkeit wie in der Schwarzwaldklinik. Allerdings ist der Eigenbrötler als phänomenaler Diagnostiker eine Koryphäe, der medizinische Herausforderungen liebt. Auf dem Fernsehschirm stellt er sich gemeinsam mit seinem Team unlösbar geltenden Aufgaben und rettet so einige Menschenleben. Zu seinen Markenzeichen gehören der Stock und sein beißender Zynismus. Bei all seinen Erfolgen gibt es Zuschauer:innen, die meinen, das mit dem Zynismus wäre gar nicht so schlimm, und Zyniker fühlen sich bestätigt.

Was hat es mit dem Zynismus auf sich und was hat er zur Folge? Hilft er Ihnen oder schadet er Ihnen dabei, sich und Ihr Angebot überzeugend zu präsentieren?

 

 

 

Zynismus = Realismus?

 

Oscar Wilde meinte; Zynismus sei die Kunst, die Dinge so zu sehen, wie sie sind, und nicht, wie sie sein sollten. Aber Zynismus ist kein Synonym für Realismus.

Wer im heutigen Sinne des Wortes zynisch ist, der ist im höchsten Maße spöttisch und verletzt mit seiner Geisteshaltung und entsprechenden Äußerungen andere Menschen, indem er ihre moralisch-ethischen Werte sowie die gesellschaftlichen Vereinbarungen missachtet oder auch lächerlich macht.

Zyniker entwürdigen, nehmen billigend in Kauf Menschen zu verletzen, mit Worten und manchmal auch mit Taten. Meist verletzt ein Zyniker aber nicht, weil er so große Freude daran hat. Zyniker fühlen sich selbst verletzt und es ist oft ein unbeholfener Versuch, auf diese Weise verletzend empfundene Umstände in die Aufmerksamkeit anderer Personen zu bringen.

 

 

 

Ist Zynismus hilfreich oder schädlich?

 

Der Zynismus ist der Umsturz des Ideals, die Parodie der physischen und moralischen Schönheit, das Verbrechen des Geistes, die Vertiefung der Fantasie.

Alphonse de Lamartine

 

Glück ist, wenn das Pech die anderen trifft. (Horaz). Wenn dein Gewissen rein bleiben soll, darfst du es nicht benutzen (Otto von Bismarck). Zynismus liefert wohl keine ideale Basis für Beziehungen. So manchem polarisierenden Showmaster und Kabarettisten verhalf er zur Bekanntheit und zum Erfolg. Aber ansonsten ist Zynismus selten willkommen.

Die innere Haltung: Der Wunsch Unheil zu bekämpfen, erfordert ganzen Einsatz, Zurückhaltung ist da nicht angebracht. Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen. Murphys Gesetze existieren schließlich nicht ohne Grund, Zyniker wissen das. Der Zweck heiligt aus ihrer Sicht die Mittel. Und wer auf Katastrophen vorbereitet ist, leidet weniger unter ihnen. Zynismus basiert meist auf Resignation. Gerade durch Abwertungen wird wenig positiv verändert; konstruktiv ist das nicht.

Zynismus reduziert den Einfluss. Zu viel Zynismus schadet dem Ansehen, es senkt den persönlichen Status, da er Ausdruck dafür ist Einfluss zu vermissen.

 

Zynismus ist das Ergebnis einer Verbindung von Bequemlichkeit mit Machtlosigkeit.

Bertrand Russell

 

 

 

Verwandtschaftsverhältnisse

 

Zynismus ist mit Ironie und Sarkasmus verwandt, wobei es erkennbare Unterschiede gibt. Zynismus beruht auf sehr kritischem Zweifel und verfolgt die Absicht, die Werte sowie Wahrheiten anderer Personen rücksichtslos herabzusetzen. Zynismus ist zutiefst respektlos.

Bei der Ironie ist das Gesagte das Gegenteil des eigentlich Gemeinten. Es wird so geäußert, dass trotzdem verstanden werden kann, was gemeint ist. Ironie repräsentiert oft unausgesprochene Erwartungen.

Sarkasmus ist stets spöttisch und herabsetzend. Er kann, muss aber nicht zwingend, als Ironie in Erscheinung treten. Hier wird die Verletztheit noch deutlicher.

 

 

 

Ursprung

 

Der Begriff Zynismus hat seine Bedeutung mit der Zeit gewandelt. Er bezog sich ursprünglich auf die philosophische Schule der Kyniker, die sich ca. 445 bis 365 v. Chr. auf Antisthenes gründete. Kyniker waren davon überzeugt, dass Glück nicht erreicht wird durch materielle Güter. Sie lehrten absolute Bedürfnislosigkeit und Entsagung als Weg zur persönlichen Freiheit. Es ging ihnen um Selbstdisziplin. Das hat vielen Beobachtern nicht so gut gefallen, weil es deren Weltbild störte. So wurden sie dafür angefeindet. Angriff ist die beste Verteidigung: Als Reaktion sollen die Kyniker (griech. kyon = Hund) sehr bissig vorgegangen sein, wenn sie ihre Weltanschauung verteidigten. Mit dem 18. Jahrhundert wurde der Begriff im deutschen Sprachraum dann zunehmend mit dem nach außen gerichteten Aspekt des Zynismus gleichgesetzt.

 

 

 

Und selbst?

 

Falls Sie selbst zu Zynismus neigen; lohnt sich herausfinden, was Sie damit beabsichtigen, ob Sie es so bekommen und welche Nebenwirkungen dabei auftreten. Wenn es an tief sitzenden Enttäuschungen liegt, ist es möglich, daran zu arbeiten. Gerade, wenn es daran liegt, dass Bemühungen, sich für etwas einzusetzen, gescheitert sind, ist es an der Zeit, sich neu auszurichten. Vermutlich gibt es bessere Wege, die wirksamer und für Sie erfüllender sind. Oft genug gibt es eine bessere Strategie, die weniger selbst zerfleischend ist. Zynismus ist wie das Janusgesicht gescheiterter Missionare. Wenn etwas nicht so funktioniert wie erwartet, neigen viele Menschen zu mehr und mehr Aktionismus, stecken vehement immer noch mehr Energie in etwas und sind irgendwann frustriert. Führt das zu Zynismus, wird es zunehmend schwerer für das Anliegen, so zu werben, dass jemand interessiert zuhört. Nehmen Sie sich die Zeit, sich zu besinnen, gerne auch mit meiner Hilfe. Kaum jemand hört gerne einem Zyniker zu. Und ich zeige Ihnen geeignete Wege, wie Sie sich und Ihr Anliegen überzeugend präsentieren.

Ich bin durchaus nicht zynisch, ich habe nur Erfahrung – und das ist so ziemlich dasselbe. Oscar Wilde

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Umfrageergebnisse

 

Ich finde Zynismus unangenehm.

 

%

Stimmt

%

Stimmt nicht

Nicht repräsentative Umfrage auf www.karstennoack.de (n=957)

 

 

Ich meide zynische Menschen.

%

ja

%

Nein

Nicht repräsentative Umfrage auf www.karstennoack.de (n=957)

P.S.

 

Unterhaltsam, anstrengend, nervend; wie stehen Sie zu Zynismus?

6 Kommentare

  1. Zynische Aussprüche können aber auch sehr intelligent und anspruchsvoll sein.

    Antworten
    • Ja, das können sie.
      Mitunter ist es sehr unterhaltsam, weil es oft von geistreichen Menschen kommt.
      Doch es gilt aus meiner Sicht die genannte These.
      Die Energie wäre anders besser eingesetzt.

      Antworten
  2. Harald Schmidt ist ein eindeutiges Beispiel dafür, dass es auch sehr unterhaltsam sein kann sakastisch zu sein. Allerdings betrachte ich Sarkasmus jetzt nach diesem Artikel doch etwas anders.

    Antworten
    • So geht es mir auch.

      Antworten
  3. Bisher habe ich Zynismus und Sarkasmus anders gesehen. Die Argumente in diesem Artikel sind schlüssig und so werde ich zukünftig selbst vermeiden mich dazu hinreißen zu lassen.

    Grüße, Sofia

    Antworten
  4. Zyniker sind verkrampfte Frustpuddel!

    Antworten

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Dieser Artikel ist ein kurzer Auszug der umfangreicheren Kursunterlagen, die meine Teilnehmer im entsprechenden Gruppen- oder Einzeltraining oder im Coaching erhalten.

Autor: Karsten Noack
Erstveröffentlichung: 21. Mai 2004
Überarbeitung: 4. Juni 2019
AN: #7624
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