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Synekdoche (Ersetzung) als rhetorisches Stilmittel

Von wegen verstaubt!
 
Synekdoche (Ersetzung) als rhetorisches Stilmittel

Die Synekdoche in Reden und Präsentationen

 

Was Sie davon haben, wenn Sie eine Synekdoche verwenden? Je nachdem ob Sie ein Wort mit einem Begriff engerer oder allgemeinerer Bedeutung verwenden sorgen Sie für Abstraktion oder Spezifizierung. Und das kann ja durchaus mitunter hilfreich sein, oder?

 

 

 

Überblick

 

 

 

Synekdoche (Ersetzung)

 

Die Betonung liegt auf der zweiten Silbe: Synekdoche. Die Synekdoche ist ein Stilmittel, das uns in Texten aller Art und literarischen Gattung begegnet und gehört zur Gruppe der Tropen. Die Synekdoche ersetzt einen Begriff durch einen anderen, der aus dem gleichen Bedeutungsfeld stammt und somit ein Teil des Wortes selbst ist oder ein Oberbegriff für dieses. Folglich kann die Bedeutung weit oder eng sein.

Die Bezeichnung der Stilfigur kommt vom griechischen Wort συνεκδοχή (synekdoché) = Mutverstehen. Diese Übersetzung liefert leider keine eindeutigen Hinweise zur Funktion dieser Stilfigur, wie das ansonsten häufig der Fall ist. Daher folgen einige Beispiele zu den unterschiedlichen Formen.

 

 

Formen der Synekdoche

 

 

Beziehung zwischen Teil und Ganzem

 

Die wichtigsten Arten der Syneckdoche sind Pars pro toto und Totum pro parte, die beide eine Beziehung zwischen Teil und Ganzem beschreiben.

 

 

Pars pro toto

 

Ein Teil steht für das Ganze.

 

Beispiel:
  • 100 Euro pro Kopf.
    Kopf steht für Bürger.

 

 

Totum pro parte

 

Das Ganze steht für ein Teil.

 

Beispiel:
  • Deutschland hat gewählt.
    Tatsächlich hat nicht ganz Deutschland sich an der Wahl beteiligt, sondern nur ein gewisser Anteil der wahlberechtigten Bevölkerung.

 

 

Beziehung zwischen Speziellem und Allgemeinen

 

Das Spezielle steht für das Allgemeine

 

Beispiele:
  • Brot für Nahrung
  • Ring für Ehe

 

 

Das Allgemeine steht für das Spezielle

 

Beispiele:
  • Menschen für Deutsche
  • Raubkatze für Löwe

 

 

Grammatische Beziehung

 

Singular steht für Plural

 

Beispiel:
  • Der Mensch ist gut.
    Steht für Menschheit.
  • Der Berliner liebt die Konversation.

 

 

Plural steht für Singular

 

Beispiel:
  • Wo waren wir stehen geblieben?
  • Wir überlegen uns jetzt weitere Beispiele.

 

 

Zeitliche Beziehungen

 

Das Frühere steht für das Spätere

 

Beispiele:
  • Korn für Brot
  • Hopfen steht für Bier

 

 

Das Spätere steht für das Frühere

 

Beispiel:
  • Wein für Traubensaft

 

 

Weitere Beispiele

 

  • Berlin kritisierte das Vorhaben der SPD.
    Berlin steht für die Regierung.
  • Die Armee befreite die Bevölkerung.
    Armee steht für Soldaten.
  • Iss deinen Teller gefälligst auf.
    Der Teller steht für die Mahlzeit.
  • Solange du deine Füße unter meinen Tisch stellst…
    Tisch steht für Haushalt.
  • Unser täglich Brot gib uns heute.
    Brot steht für für Nahrung.
  • Er machte sich mit Kind und Kegel aus dem Staub.
    Kind steht für Familie und Kegel für Hausrat.
  • Wir müssen uns unter vier Augen unterhalten.
    Vier Augen stehen für zwei Personen.
  • Lasst uns den Weihnachtsbaum anzünden!
    Gemeint sind die Kerzen.

 

 

Verwandtschaften

 

Die Synekdoche ist mit der Metapher und der Metonymie verwandt, da diese auf einer ähnlichen Beziehung zwischen den einzelnen Wörtern beruhen. Allerdings gibt es Unterschiede. Von der Metapher lässt sie sich klar abgrenzen, wobei eine Grenzziehung zwischen Metonymie und Synekdoche nur bedingt möglich ist.

 

 

Metapher

 

Die Metapher ist mit der Synekdoche verwandt, weil beide darauf beruhen, dass das eigentliche Wort durch einen anderen Begriff ersetzt wird. Der Unterschied ist allerdings, dass die Synekdoche stets ein Wort aus dem gleichen Begriffsfeld ersetzt. Die Metapher ersetzt ebenfalls einen Begriff durch einen anderen. Im Gegensatz zur Synekdoche stammt dieser allerdings nicht aus dem gleichen Bedeutungsfeld und ist auch kein Unter- oder Oberbegriff und außerdem kein Teil des gemeinten Wortes.

 

 

Metonymie

 

Die Metonymie ist eine weitere Stilfigur, die der Synekdoche ähnelt. Die Grenzen zwischen Metonymie und Synekdoche sind fast fließend. Allerdings gibt es einige Merkmale, die die beiden Begriffe voneinander unterscheiden.

Der wesentlichste Unterschied besteht darin, dass die Synekdoche immer eine Beziehung zwischen Teil und Ganzem beschreibt und die Metonymie die Ersetzung durch einen Begriff meint, der in einem realen Bezug zu diesem steht. Die Synekdoche kann als spezielle Form der Metonymie betrachtet werden.

Bei der Metonymie wird in einem bestimmten Zusammenhang ein Begriff durch einen anderen ersetzt. Diese Ersetzung steht dabei in einer realen Beziehung zu dem, was der eigentliche Begriff bezeichnet. Das kann beispielsweise die Beziehung zwischen Erzeuger und Produkt sein.

 

 

Verwendung

 

Was Sie davon haben, wenn Sie eine Synekdoche verwenden? Je nachdem, ob Sie ein Wort mit einem Begriff enger oder allgemeiner hinsichtlich der Bedeutung verwenden, sorgen Sie für Abstraktion oder Spezifizierung – Weitwinkel oder Nahaufnahme mit Tele. Im NLP wird von Chunk gesprochen. So bringen Sie Abwechslung und Anschaulichkeit in die Rede. Auch dann, wenn Sie längere Zeit über ein begrenztes Thema sprechen.

 

 

Fazit

 

Lassen Sie uns ein Glas Wein auf die Synekdoche trinken. Sie gehört in den sprachlichen Baukasten und deshalb lernen fortgeschrittene Redner mehr über deren zeitgemäßen Einsatz in der Rhetorik in den Kursen Rhetorik & Präsentation III und Rhetorik & Präsentation IV.

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Dieser Artikel ist ein kurzer Auszug der umfangreicheren Kursunterlagen, die meine Teilnehmer im entsprechenden Gruppen- oder Einzeltraining oder im Coaching erhalten.

Autor: Karsten Noack
Erstveröffentlichung: 3. August 2006
Überarbeitung: 31. Januar 2024
AN: #43385
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