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Donald Trumps erste Pressekonferenz seit der Wahl

Donald Trumps erste Pressekonferenz seit der Wahl

Sprache, Körpersprache, Impulskontrolle
Donald Trumps erste Pressekonferenz seit der Wahl

Donald Trumps erste Pressekonferenz seit der Wahl

 

Die Tagesschau berichtet. Mit „Guten Abend!“ fängt es an und dann folgen 15 Minuten, um zu erklären, dass es kein guter Abend ist.

In wenigen Tagen ist Donald Trump der mächtigste Mann der Welt. Da haben die Medien viele Fragen. Schlag auf Schlag folgte auf der Pressekonferenz ein Thema dem anderen. Dramatisch wurde es, als Trump anwesende Journalist:innen angriff, die aus seiner Sicht mit Nachrichten in Verbindung stehen, die er als „Fake News“ bezeichnete. Er erklärte, dass er aus diesem Grund auch deren Fragen weder hören noch beantworten würde. Über die Berichte, Russland hätte belastendes Material über ihn gesammelt, war er nicht sehr erfreut. Die Frage, ob er als Präsident vonseiten Russlands erpressbar sei, empörte ihn heftig. Auch Achilles war nur so stark wie seine Ferse. Seine Reaktion dürfte alle irritieren, die dachten, er würde sich nach der Wahl staatsmännischer verhalten.

 

 

 

Trumps Reaktionen und was es zu lernen gibt

 

 

1. Verharmlosen

 

So, als wäre das nichts Besonderes, erklärt Trump; „Wenn es um die Hacker-Angriffe geht, denke ich, dass es Russland war.“ Offenbar hatten die Russen Einfluss auf die amerikanischen Präsidentschaftswahlen zugunsten Trumps genommen. Bisher wollte er das nicht einräumen, sondern lieber aus dem Weg räumen. Aus seiner Sicht hätten aber auch andere Staaten schon Hackerangriffe auf die USA unternommen. Er betont das so als, wenn es das normalste der Welt ist, na und! Auf diese Weise der Erwähnung nimmt er etwas Druck heraus, was ihm sehr recht sein dürfte. Die Gefahr als Lakai Wladimir Putins wahrgenommen zu werden ist gefährlich

 

 

 

2. Angriff ist die beste Verteidigung, wer braucht schon Impulskontrolle

 

„Ihr Nachrichten-Sender ist schrecklich. Ihr bekommt keine Frage. Ihr seid Fake-News. Seien Sie leise.“ Das durfte der Journalist Jim Acosta des Nachrichtensenders CNN hören. So etwas ist recht typisch für Trump. Er reagiert auf Angriffe mit aggressiver Herabsetzung und Verletzung der Gegner und das sind in diesem Fall Journalist:innen. Auf Fragen, die ihm missfallen reagiert er dünnhäutig, wie es bei Personen mit narzisstischen Tendenzen üblich ist.

Eine solche leichte Kränkbarkeit wird meist von der Angst gespeist, selbst entwertet zu werden und spricht für ein sehr wackliges Selbstwertgefühl. Wobei es schon sehr unangenehm sein dürfte, ständig von so einem hohen Anteil von Landsleuten angefeindet zu werden.

Diese Pressekonferenz fördert erneut den Eindruck, er könne seine Affekte nicht kontrollieren. Das Vertrauen und die Sympathien wird er damit kaum fördern. Auch ein US-Präsident braucht Unterstützung. Doch so impulsgesteuert wird es ihm nicht leicht fallen, sich auf Gesprächspartner einzulassen, wenn diese nicht nach seiner Pfeife tanzen. Drohungen verbessern gute Kommunikation nur selten. In einem Bereich, in dem wir nicht erst seit Francis Underwood und House of Cards wissen, dass es immer wieder um den Ausgleich von Interessen und um Kompromisse geht, wird er es schwer haben. Irgendwann wird Trump die Presse brauchen. Wenn er dann genauso auf Gegenwind reagiert, wird es heikel.

Szene ansehen bei YouTube (externer Link)

 

 

So etwas gibt es doch nur in Amerika, oder?

 

Wenn ich mir vorstelle, unser Bundeskanzlertitelinhaber würde auf diese Weise reagieren, wäre der Aufschrei groß. Wobei auch deutsche Politiker:innen nicht dafür bekannt sind, auf ihnen unangenehme Fragen zu antworten. Doch sie reagieren noch etwas vorsichtiger und drohen nicht offen mit Vergeltung. Hoffen wir, dass wir trotz Globalisierung noch eine Weile von diesem Phänomen verschont bleiben. Wetten werde ich dazu jedoch nicht annehmen.

 

 

 

3. Körpersprache

 

 

Status

 

Mit großen Schritten schreitet er voran. Ein US-Präsident repräsentiert die militärische Supermacht USA. Die Bürger dieses potenten Landes haben entsprechende Erwartungen; Selbstbewusstsein und Status gehören dazu. US-Präsidenten sind üblicherweise etwas dominanter, als andere Staatsoberhäupter. Das zeigt sich auch in der Körpersprache. Sie ist halt größer, er nimmt Raum ein, macht ausladende Gesten und erlaubt sich ein lebhaftes Minenspiel. Ja, er hat eine ausgeprägte Körpersprache. Wiederkehrende kraftvolle Gesten unterstreichen seine Aussagen und vermitteln Glaubwürdigkeit. Handkantenschläge, die bei ihm allerdings oft etwas weiblicher aussehen, weil er die Ellbogen nahe an den Körper drückt, sollen seine Aussagen verstärken. Das, und die aufrechte Körperhaltung signalisieren; ich habe keine Angst vor Konfrontationen, Widerstand ist zwecklos. Wer braucht schon vornehme Zurückhaltung? Mit solchem Quatsch halten wir uns nicht auf, das ist was für Looser. Habt euch nicht so! Und seine Körpersprache wirkt authentisch, vermutlich auch, weil er keinen Wert darauf legt sich zu verstellen, wie diese Warmduscher.

 

 

Rapport und Beziehungen

 

Immer wieder zeigt er seine Handflächen, um Offenheit und Ehrlichkeit zu vermitteln. Das ist eine freundliche Geste. Doch wo andere vorsichtiger sind, verwendet er den ausgestreckten Zeigefinger. Es wirkt wie eine Anklage, als würde er eine Pistole auf den Gegner richten. Na und!

Trump bleibt gerne am Rednerpult, wo andere Redner sich hervorwagen, um den Kontakt mit dem Publikum suchen. Er bleibt unverrückbar, zeigt Stärke und Kontrolle, statt Rapport und Beziehung zu fördern. Da gibt es nur Trump und alle anderen sind Publikum.

 

 

 

 

Fazit

 

Trumps Erfolg hat bestätigt, dass es sich lohnen kann, Aufmerksamkeit zu erzeugen, selbst wenn es keine nennenswerte Botschaft gibt. Viele B-Promis haben ihre Erfahrung damit gemacht, doch er hat es so bis ins Weiße Haus geschafft. Doch, je höher der Berg, desto tückischer der Pfad.

Wird er seine Macht dafür einsetzen, die eigenen Eitelkeit zu pflegen, richtet das weitere Schäden an. Haltung lässt sich leichter bewahren als wiedergewinnen. Er wird eine Menge Berater zur Verfügung haben. Dass er ihnen aufmerksam zuhört, erscheint aus gegebenen Gründen unwahrscheinlich. Vorgeschmack gefällig? In der MSNBC-Sendung Morning Joe hat er auf die Frage geantwortet, welche Berater er bei außenpolitischen Fragen nutzt; „Zunächst mal spreche ich mit mir selbst, denn ich habe ein sehr gutes Hirn und ich habe viele Dinge gesagt.“ und über die anderen Politiker:innen in Washington sagt er; „Sie sind dumm. Nicht böse, aber dumm. Sie haben keine Ahnung.“ Na dann…

Es tut mir nicht leid, meine Antworten sind begrenzt. Sie müssen die richtigen Fragen stellen. Für eine Liebesbeziehung zwischen Trump und der Presse müsste ein Paartherapeut nun wohl eine Weile ziemlich strampeln. Drei sind einer zu viel; Trump hat ja ohnehin schon eine enge Beziehung zu Twitter. 140 Zeichen sind mehr als genug. Dort hat er sein Publikum. Und so erinnerte auch seine Sprachwahl sehr an den dort von ihm praktizierten Stil. Staatsmännisch war bisher anders. Er ist noch nicht einmal im Amt und gerät schon aus dem Gleichgewicht. Mal sehen, wer den zu erwartenden diplomatischen Schaden klein hält.

 

 

 

 

Nachsitzen?

 

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Rhetorik-Check und Körpersprache der Bundeskanzlerin Angela Merkel

Rhetorik-Check und Körpersprache: Analyse Bundeskanzlerin Angela Merkel

Ausstrahlung, Sprache, Redeaufbau, Mimik, Gestik, Stimme, Strategien,...
Rhetorik-Check: Analyse Bundeskanzlerin Angela Merkel

Rhetorik-Check und Körpersprache der Bundeskanzlerin Angela Merkel

 

Wie steht es mit Ausstrahlung, Sprache, Redeaufbau, Mimik, Gestik, Stimme, Strategien, … der Bundeskanzlerin Angela Merkel? Was gibt es zu lernen?

 

 

 

Überblick

 

 

 

 

Wir-schaffen-das!

 

Als Barack Obama „Yes we can!“ rief, lockte das zumindest für eine ganze Weile erstaunlich viele Menschen, auch außerhalb der USA, hinter dem Ofen hervor und verbreitete Aufbruchstimmung. Das merkelsche „Wir-schaffen-das!“ verursacht hingegen zurückhaltendere Reaktionen. Wie steht es um die rhetorischen Qualitäten der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel?

 

 

 

 

Rhetorik-Check: Analyse der Bundeskanzlerin Angela Merkel

 

Wer sich auf der Bühne der Öffentlichkeit bewegt und Einfluss hat, darf damit rechnen, dass jede noch so kleine Äußerung analysiert wird. Dass es da nicht nur wohlwollende Bewertungen gibt, liegt in der Natur der Sache. Unterschiedliche Interessen, Freund und Feind, Neider, …

Böse Stimmen verwenden Angela Merkel (Juli 1954 in Hamburg als Angela Dorothea Kasner geboren) als Beweisstück dafür, dass rhetorisches Handwerk nicht für eine Karriere in der Politik erforderlich ist. Stimmt das oder ist sie nur so clever sich unterschätzen zu lassen? Vielleicht steckt ja eine Strategie dahinter? Schließlich ist es ihr gelungen, am 10. April 2000 zur CDU-Bundesvorsitzenden gewählt zu werden und seit dem 22. November 2005 als Bundeskanzlerin an der politischen Spitze der Bundesrepublik Deutschland zu bleiben, wo andere schon längst wieder von der Bildfläche verschwunden sind. Dieser Artikel konzentriert sich auf die Rhetorik der Bundeskanzlerin und was sich daraus lernen lässt. Wie überzeugend präsentiert sie sich und ihr Angebot?

 

 

 

Körpersprache

 

Diese Bundesregierung ist die erfolgreichste Bundesregierung seit der Wiedervereinigung.

Angela Merkel am 21. November 2012 im Bundestag

 

Das ist doch mal eine deutliche Ansage, oder? Die Körpersprache der Wissenschaftlerin aus dem protestantischen Theologenhaushalt wirkt hingegen bescheiden und verzichtet auf viele Möglichkeiten, ihre verbalen Aussagen nonverbal zu unterstreichen.

Bei frühen Auftritte von ihr senkte sie selbst ihren Status, machte sich kleiner und zeigte Hinweise auf Unterwürfigkeit in der Körpersprache. Sie schaute ausweichend nach unten, der Kopf war leicht gesenkt und das ganze mit einem Blick der anderen (männlichen) Personen Zugeständnisse machte. Das war damals zu Zeiten von Kohl häufig zu sehen. Doch das ist Geschichte; so etwas habe ich bei ihr so schon lange nicht mehr gesehen, das hat sie abgelegt. Heute ist sie sich ihrer Position viel sicherer.

 

 

1. Mimik und Mikroexpressionen

 

Sie versucht sich zu kontrollieren, doch nicht alles lässt sich unterdrücken. Selbst ihre nur für Sekundenbruchteile im Gesicht aufflackernden Mikroexpressionen lassen sich ganz gut lesen. Ihre Mimik ist allerdings nicht sehr vielfältig, eher monoton und oft negativ. Besonders in der Mundgegend lassen sich häufig Hinweise erkennen. Hinweise für echte Freude (Ducenne-Lächeln) sind selten zu entdecken. Das kann leicht unsympathisch wirken.

 

 

2. Gestik

 

Die Merkel-Raute, mittlerweile nicht mehr so häufig zu sehen, entwickelte sich von der anfänglichen Irritation zum Running Gag und wurde schließlich zu einem Wiedererkennungselement. Selbst Barack Obama (externer Link zu n-tv) kennt sie. Diese Geste sollten Sie sich allerdings nicht von ihr abschauen. Obwohl das für Frau Merkel funktioniert hat, ist das eher ein negatives Beispiel für Gesten während einer Rede. Schade: Die Hände befinden sich dabei zwar zumindest oberhalb der Hüfte und somit im Einsatzbereich, kleben dann allerdings oft dort. Eine wünschenswerte körpersprachliche Unterstützung der Aussagen unterbleibt so. Nicht gut!

 

Beispiele:

 

 

3. Haltung

 

Auch ihre Körperhaltung bietet Interpretationsspielraum. Ihre Befürworter sehen in ihrer gebückten Haltung einen Hinweis für die schwere Last, die sie zu tragen hat. Andere betrachten sie als fehlende Aufrichtigkeit. Mehr Sicherheit strahlt eine aufrechte Haltung aus.

 

Beispiel:

 

 

 

4. Stimme

 

Ähm: Sie verzichtet auf Pausen und die damit verbundene positive Wirkung. Stattdessen ist sehr oft ein Äh zu hören. Wenn sie Stress hat, beginnt sie zu stottern und verspricht sich. Außerdem kommt sie bei Stress auch leicht außer Atem, was hörbar ist.

Ihre Stimme hätte ein Stimmtraining gut gebrauchen können. Ein möglicher Grund für ihre eigenwillige Betonung könnte die fehlende emotionale Beziehung zum Gesagten sein.

 

Beispiel:

Sprache

 

Angela Merkel spricht oft so, wie manch einer wenig motiviert schreibt. Ob das an ihrem Redenschreiber liegt oder an anderen Gründen, bietet Raum für Spekulationen. Ein aktiverer Sprachstil mit weniger Substantivierungen und ohne Man-Formulierungen wären für das Publikum angenehmer. Auch die schwindelerregend langen und verschlungenen Satzkonstruktionen sorgen dafür, dass es schwerfällt, ihr zu folgen. Das Lustzentrum treffen ihre Worte jedenfalls nicht — ihre Sprache ist nett. Etwas, das in anderen Bereichen selten genügt.

 

Beispiel:

 

 

1. Reaktiver Satzbau

 

Bei ihr dominieren lange Sätze in umständlichen Konstruktionen. Viele ihrer Formulierungen sind reaktiv; Sätze ohne Punkt und Komma, die dann doch nicht konkret werden, sondern viel offen lassen. Nur auf keinen Fall einen Standpunkt beziehen. Etwas, das in den meisten Unternehmen der freien Wirtschaft mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht in die Chefetage führen würde. Dort dominieren proaktive Formulierungen.

Vorwiegend wirkt ihre Sprache unnatürlich, formal. Emotionale Wirkung entfaltet sie nicht. Sie ist zu sehr darauf konzentriert, nur nicht anzuecken, anstatt zu begeistern. Ihren verschachtelten Sätzen zu folgen, nimmt dem Publikum die Energie. „Sie hat eine Sprache des Einlullens. Und das macht sie sehr gezielt, da ist sie höchst professionell. Sie ist eigentlich eine hoch qualifizierte Technokratin.” meinte Jutta Ditfurth, Publizistin und Mitbegründerin der Grünen. Stimmt das?

 

Beispiel:

  • Szene bei YouTube (externer Link)

 

 

2. Substantivierungen

 

Was bei Angela Merkel auffällt, sind die vielen Substantivierungen, also die Bildung eines Substantivs aus einer anderen Wortart, vor allem aus Verben und Adjektiven.

 

 

3. Passiv statt aktiv

 

Ihre Reden strotzen vor Passivkonstruktionen und Formulierungen, die nicht passiv sind aber dennoch Passivität ausdrücken.

Machen Sie das besser und formulieren Sie lieber weitgehend aktiv. Das Passiv, deutsch „Leidensform“, bieten sich dann an, wenn wir tatsächlich etwas erleiden, wenn wir nichts gegen etwas tun können und das Leiden betonen wollen. So etwas vermittelt Verständnis, beruhigt kurz, liefert aber keine Sicherheit, keine Orientierung. Außerhalb der Politik ist das nicht förderlich für die Karriere.

 

 

4. Wir-Formulierungen

 

Mitunter verwendet sie Wir-Formulierungen, die verbinden sollen, an Stellen, an denen diese von großen Teilen des Publikums so nicht als Gemeinsamkeit empfunden werden. Das Publikum sieht sich dann nicht als Teil des Wir. Das vertieft den Graben zusätzlich. Außerdem vermeidet das ständige Wir, statt dem beherzten Ich einen eigenen Standpunkt einzunehmen. Das führt in die Beliebigkeit.

 

Beispiel:

  • Szenen bei YouTube (externer Link)

 

 

5. Man-Formulierungen

 

Die Man-Formulierungen wirken schwammig. Sie lassen offen, wer für die anstehenden Aufgaben verantwortlich ist. Sie vermeidet dadurch eindeutige Positionen zu vertreten. Eine Absicht könnte die dadurch größere Flexibilität bei späteren Richtungskorrekturen sein.

 

 

6. Allgemeinplätze

 

Sie bleibt durch Allgemeinplätze und Floskeln meist schablonenhaft abstrakt und unangreifbar. Nur niemanden erregen! Dann schon lieber wiederholen, was schon bekannt ist und keine Wellen macht. Das liefert allerdings keine Orientierung und beruhigt nur kurzfristig.

 

 

 

Versprecher

 

Sie redet viel, das bringt ihr Beruf so mit sich. Sie verheddert sich – das passiert. Sie verspricht sich allerdings oft und wie manche glauben ist gerade das offenbarend. Es verrät, was sie tatsächlich denkt. Es folgen ein paar Beispiele:

 

1. Wasch mich, aber mach mich nicht nass

 

Sie behauptet in einer Gesprächsrunde offen für Verbesserungsvorschlägen zu sein, lädt dazu ein sie ihr zu geben und sagt dann; „… denn Deutschland soll so bleiben, wie es ist!“

 

Beispiel:

  • Szene bei YouTube (externer Link)

 

 

2. Antisemitismus ist staatliche Pflicht

 

Anlässlich der Pariser Terroranschläge gab Bundeskanzlerin Angela Merkel eine Regierungserklärung ab. Dort erlaubte sie sich einen sehr groben Versprecher und erklärte „Antisemitismus ist staatliche Pflicht“. Die Abgeordneten applaudierten ihr kurz darauf jedoch unbeeindruckt. Ist das ein Hinweis auf besondere Loyalität ihr gegenüber oder dafür, dass ihr nicht sehr aufmerksam zugehört wird?

 

Beispiel:

  • Szene bei YouTube (externer Link)

 

 

3. Wunschkoalitionspartner

 

Ein Versprecher der Kanzlerkandidatin Angela Merkel führte im Sommer 2005 zur Belustigung im Bundestag. In ihrer Rede machte sie auch Angaben über den künftigen Koalitionspartner der Union: „Rot-Grün kann unser Land nicht mehr regieren, die PDS darf unser Land nicht regieren, CDU und CSU gemeinsam mit der SPD…“ Das führte zu lautem Gelächter bei der zu diesem Zeitpunkt noch regierenden Koalition von Rot-Grün. Angela Merkel berichtigte daraufhin ihren Fehler und betonte mehrmals, dass der künftige Koalitionspartner ausschließlich die FDP sei.

 

 

4. Schengen oder Dublin

 

Bei einer anderen Gelegenheit scheint es so, als verwechsle sie das Schengen-Abkommen (externer Link zu Wikipedia) mit dem Dublin-Übereinkommen (externer Link zu Wikipedia). Zufall?

 

Beispiel:

  • Szene bei YouTube (externer Link)

 

 

 

Freudsche Versprecher oder…?

 

Ob unbewusst beeinflusst oder vollkommen zufällige Versprecher, wer weiß das zu sagen? Mit entsprechender Vorbereitung lassen sich solche Patzer reduzieren. Ihre Wortverwechslungen wirken auch deshalb unfreiwillig komisch, weil sie dabei, genau wie beim übrigen Text, emotional unbeteiligt wirkt. Das gilt auch für so manches von ihr wohl schlichtweg nicht verstandene Konzept wie brutto und netto. Sie gibt regelmäßig und unumwunden zu, dass für sie vieles Neuland ist, nicht nur das Internet. Viele andere Redner würden bei einem Blackout panisch werden. Sie bleibt, wie sie ist. Es ist für sie wohl oft einfach kein erwähnenswertes Thema; nichts, das aus ihrer Sicht der Aufmerksamkeit wert ist. Denjenigen, denen das wichtig ist, vermittelt sie so jedoch keinen Vertrauen fördernden Eindruck.

 

 

Mehr Beispiele?

 

Hier sind sie (externe Links zu YouTube und Co.):

Schlagfertigkeit

 

Ihre Aussage „Das Internet ist für uns alle Neuland.“ ist wohl nicht absichtlich so komisch. Doch Sie kann durchaus schlagfertig sein und Humor an den Tag legen. Beispiele gefällig?

 

1. Barack Obama

 

Merkel hatte Barrack Obama 2008 verwehrt, als damaliger Präsidentschaftskandidat bei einem Berlin-Besuch am Brandenburger Tor zu sprechen. Daraufhin folgt lange Zeit kein entsprechender Besuch mehr in Berlin. Am 7. Juni 2011 entgegnete sie auf die Debatte, dass er einen Bogen um Berlin mache; „Ich kann versprechen, das Brandenburger Tor steht noch eine Weile.“

 

 

2. Kanzlerschaft

 

Am 17. September 2012 beantwortete sie die Frage, wie sich eine Große Koalition von einer schwarz-gelben Koalition unterscheidet: „In einer Großen Koalition gibt es immer noch einen Partner, der möchte auch den Kanzler stellen. … Herr Rösler ist gerne Vizekanzler und das kann ich gut verstehen.“

 

 

3. FDP

 

Am 4. Dezember 2012 sagte sie auf dem CDU-Parteitag zu den Turbulenzen in der Koalition mit dem damaligen Koalitionspartner FDP; „Auch mir hat eine Satiresendung schon einmal richtig aus der Seele gesprochen, als es dort hieß: Gott hat die FDP vielleicht nur erschaffen, um uns zu prüfen.“

 

 

4. CSU

 

Am 19. Oktober 2012 sagte sie in Richtung CSU-Parteivorsitzenden Horst Seehofer: „Wir machen es uns nicht zu jeder Sekunde einfach. Das ist so eine Art Test, wer noch wie viel Kraft hat.“

 

 

5. Durchhaltevermögen

 

Im Gespräch mit der Frauenzeitschrift Brigitte antwortete sie am 2. Mai 2013 auf die Frage, ob sie wirklich nur vier Stunden Schlaf brauche; „Nein. Ich habe gewisse kamelartige Fähigkeiten. Ich habe eine gewisse Speicherfähigkeit. Aber dann muss ich mal wieder auftanken.“

 

 

 

Redeaufbau

 

Während manche vermutlich länger vorbereiteten Reden oder Ansprachen eine durchdachte Redestruktur erkennen lassen, ist dies bei spontanen Beiträgen schwer erkennbar oder folgt einem, für sie typischen, unspektakulären Format. Berechenbarer Einstieg, Begrüßung, Themeneinheit, Themeneinheit, Themeneinheit, … , Verabschiedung. Das ist schade, weil sich durch einen strategischen Redeaufbau die Wirkung deutlich steigern lässt; es ist interessante zuzuhören und bringt die Menschen dazu sich für etwas einzusetzen.

 

Beispiel:

  • Szene bei YouTube (externer Link)
    Wenig bewegende Rede mit verhaltenem Applaus beim EPP Congress in Dublin

 

 

 

Ausstrahlung

 

Aufgefordert, sie zu beschreiben, nennen viele ihre Nüchternheit und ihre Reserviertheit  als besonders auffällig. Vor der Flüchtlingskrise war das Bild, das sich die Welt von Angela Merkel macht, eine Mischung aus Bewunderung und Kritik. Ihre Beschreibung hatte große Ähnlichkeit mit dem Bild der Deutschen überhaupt: Effizienz und Bodenständigkeit, gepaart mit unterkühlter Arroganz bei gleichzeitig ungelenken, fast schüchternem Auftreten. Mit der Wirtschaftskrise und Griechenland änderte sich im Ausland die Wahrnehmung von ihr, während ihr Ansehen in Deutschland weitgehend kontinuierlich war. Viele Deutsche betrachteten sie als beständigen Faktor. Seit der Flüchtlingskrise fallen nicht nur im Ausland die Beschreibungen recht unterschiedlich aus. Sie sind oft nicht sehr schmeichelhaft. Aber, das sind ja auch nicht ihre Wähler. Wobei ihr auch innerparteilich nun mitunter Gegenwind entgegenweht.

Nun, das kennt sie ja. Sie sagte am 16. November 2012, nach ihrer Kritik an der Menschenrechtspolitik von Russlands Präsident Wladimir Putin und unter Verweis auf die häufige Kritik an ihr in Deutschland; „Wenn ich da immer gleich eingeschnappt wäre, könnte ich keine drei Tage Bundeskanzlerin sein.“

 

 

1. Selbstkontrolle

 

Zwischenrufe quittiert sie oft nur mit minimalen Regungen. Sie legt viel Selbstdisziplin an den Tag, wenn es darum geht, nicht auf Provokationen zu reagieren. Das und die Bereitschaft des konstruktiven Streitens vermissen allerdings viele Beobachter. Schließlich belebt das die Demokratie. Blutleere Debatten sind die Folge.

„Ja, es ist ein großer Vorteil aus DDR-Zeiten, dass man gelernt hat zu schweigen. Das war eine der Überlebensstrategien“, sagte sie schon einige Zeit vor der Vereidigung zur Kanzlerin zu ihrer Biografin Evelyn Roll.

 

Beispiel:

  • Szene bei YouTube (externer Link)

 

 

2. Emotionen

 

Bei ihren Auftritten wirkt sie bei emotionalen Anforderungen überfordert auf mich. Das scheint ihr unangenehm zu sein. Ich denke da vor allem an die Szene, bei der es eine Diskussionsrunde um die Flüchtlingspolitik gab und ein weinendes Mädchen ihren Auftritt durcheinanderbrachte. Ihr Versuch, mit der Situation umzugehen, wirkte äußerst unbeholfen und aus der Sicht mancher Zuschauer sogar zynisch. Ist sie in dieser Situation ihrer Rolle als Bundeskanzlerin treu und somit authentisch geblieben, weil sie nichts versprochen hat, dass nicht in die Strategie passte?

Gerade emotionale Moment stecken voller Chancen. Wer die Massen bewegen will, nutzt solche Momente.

Beispiel:

 

 

 

Entwicklung

 

Unser Anspruch heißt: Wir wollen Volkspartei bleiben, auch im 21. Jahrhundert. … Wir wollen die große Volkspartei der Mitte sein.

Angela Merkel am Wahlabend des 27. September 2009

 

Die in vielen Augen als so konturlose geltende Kanzlerin gehört zu den wenigen Politiker:innenn, die sich ihre Persönlichkeit weitgehend bewahrt haben. Merkel war bereits 35 Jahre alt, als sie in die Politik ging. In diesem Alter ändert sich nicht mehr so leicht die gesamte Persönlichkeit.

Im Laufe der Jahre hat sich die Rhetorik der Bundeskanzlerin trotz offensichtlich ungenutzter Potenziale nur relativ wenig entwickelt. Ihr Auftreten ist hingegen im Laufe der Zeit souveräner geworden.

 

 

 

Gesamteindruck

 

Sie ist sich treu geblieben. Die Bundeskanzlerin verzichtet auf viele klassische Möglichkeiten, um sich und ihr Angebot überzeugend zu präsentieren. Sie vermeidet, was sonst als erstrebenswert gilt; eine Beziehung zum Publikum zu fördern, es zu aktivieren. Sie erklärt, wie die Dinge sind, anstatt für etwas zu werben oder gar zu streiten. So wirken ihre Auftritte unnatürlich und mitunter sogar befremdlich. Wer sein Publikum für sich gewinnen will, findet hier mehr Beispiele dafür, was im üblichen Sinne hinsichtlich wirksamer Rhetorik fehlt.

 

 

 

Fazit

 

Sie ist wahrlich flexibel:

We­der ein ge­ne­rel­les Tem­po­li­mit auf Au­to­bah­nen noch eine Maut für Pkw sind mit der Union zu ma­chen.

Angela Merkel zu Spie­gel on­line am 31. Au­gust 2005

 

Wer kann ihr übelnehmen, wenn sie möglichst der öffentlichen Meinung folgt? Wenn sie merkt, wie tief unsere Angst vor den tödlichen Risiken der Atomkraftwerke verwurzelt ist, dann lässt sie die Reaktoren abschalten. Wenn ihr jemand sagt, wie ungern die Bevölkerung die Bundeswehr in Krisenregionen schickt, dann stimmt sie neuen Einsätzen nicht mehr zu. Wenn sie bemerkt, wie kritisch große Teile der Bevölkerung manches Wirtschaftsgebahren empfindet, dann schreibt sie den Mindestlohn in das Wahlprogramm. So strebt sie an, wie sie es nach der Bundestagswahl ankündigte, die Kanzlerin aller Deutschen zu sein. Und das hat für sie eine Weile recht gut funktioniert und sie zumindest bis zur Flüchtlingskrise oben gehalten.

Auf den ersten Blick ist unverständlich, weshalb sie so viele Möglichkeiten der Rhetorik ungenutzt lässt. Allerdings spricht einiges dafür, dass Angela Merkels Rhetorik durchaus Teil einer Strategie ist, die sich allerdings nur für spezielle Bereiche wie politische Organisationen eignen dürfte. Schließlich dürfen wir ihr den Zugang zu rhetorischen Beratern und Redenschreibern unterstellen.

Anmerkungen

 

In den Beiträgen der Serien Körpersprache und Rhetorik-Check geht es darum die rhetorische Wirkung ausgewählter Personen zu analysieren. Jegliche politische Bewertung bleibt dabei außen vor und ist auch in den Kommentaren nicht erwünscht. Stattdessen geht es darum anhand der Beispiele zu erkennen was unter welchen Umständen funktioniert und was nicht, was lässt sich für eigene Zwecke lernen. Mit anderen Worten; es geht nicht um das Nörgeln, sondern das Aufdecken von Potenzialen.

Umfrageergebnis

 

Wie schätzen Sie die rhetorischen Fähigkeiten von Frau Angela Merkel ein?

%

Sehr gut

%

Gut

%

Befriedigend

%

Ausreichend

%

Mangelhaft

%

Ungenügend

Ergebnis einer nichtrepräsentativen Umfrage auf www.karstennoack.de (2016, n= 1308)

P.S.

 

Was ist Ihre Meinung dazu? Was ist Ihnen an der Rhetorik und den Auftritten der Bundeskanzlerin Angela Merkel aufgefallen?

Dieser Artikel ist ein kurzer Auszug der umfangreicheren Kursunterlagen, die meine Teilnehmer im entsprechenden Gruppen- oder Einzeltraining oder im Coaching erhalten.

Autor: Karsten Noack
Erstveröffentlichung: 8. Oktober 2016
Überarbeitung: 8. August 2019
Englische Version:
AN: #62116
K: CNB
Ü:

Der schöne Schein: Körpersprache in der Politik am Beispiel Hillary Clinton

Der schöne Schein: Körpersprache in der Politik am Beispiel Hillary Clinton

Sich und Ihr Angebot überzeugend präsentieren. Was sich von anderen Personen lernen lässt.
Hillary Clinton's Körpersprache

Körpersprache in der Politik

 

Überzeugende Körpersprache ist ein mächtiger Verbündeter für alle, die an der Unterstützung durch andere Menschen interessiert sind. Sie hilft Politiker:innenn gewählt zu werden. Das ist spätestens seit der ersten Fernsehdebatte, 1960 zwischen Richard Nixon und John F. Kennedy Jr., bekannt. Damals erholte sich Nixon gerade von einer Verletzung und verzichtete noch dazu auf etwas Kosmetik, obwohl er nicht fit aussah. Während des Interviews schwitzte er und sah unsicher aus. Kennedy wirkte hingegen jung, leistungsfähig und souverän. Die überwiegende Anzahl der Fernsehzuschauer war von Kennedy überzeugt, während die Zuhörer vor dem Radio Nixon für überzeugender hielten. Zu sehen bei YouTube™ (externer Link).

Also kein Wunder, dass Körpersprache und sonstige nonverbale Kommunikation gerade in solchen Bereichen möglichst nicht dem Zufall überlassen werden. So gibt es im US-Wahlkampf stets eine Menge über Körpersprache zu lernen.

 

 

 

Hillary Clinton’s Körpersprache

 

In diesem Artikel widme ich mich einigen Beobachtungen zur Körpersprache von Hillary Clinton. Material zur Auswertung steht ja reichlich zur Verfügung.

Im Wahlkampf wirken Hillary Clinton’s Auftritte sehr einstudiert. Da wird möglichst nichts dem Zufall überlassen. Aber irgendetwas fehlt trotzdem — oder gerade deswegen. Sie wirkt dabei nicht authentisch, etwas menschliches fehlt. Da ist keine Leichtigkeit die für Souveränität steht. Ihr Lächeln scheint angestrengt und eingefroren. Es drängt sich der Vergleich mit Bill Clinton auf. Bei ihm wirkt alles etwas lockerer, sympathischer. Er wusste und weiß auch heute noch die Menschen für sich einzunehmen. Wenn er sich am gleichen Ort befindet, strahlt er noch immer etwas mehr aus als Hillary, selbst wenn er nichts sagt. Das dürfte sich auf sie wohl auch zwiespältig auswirken und zu manch einer nonverbalen Reaktion beitragen.

 

 

1. Ekstase

 

Schon in früherer Zeit zeigte sie gerne mit dem Finger in die Menge, so, als würde sie lauter bekannte Gesichter im Publikum erkennen. Auch heute wirkt das bei genauerer Betrachtung zu inszeniert. Auf Fotos mag es gut aussehen und für die Medien ist es wohl auch gedacht.

Auch Mimik und Gestik sind maximal ausgeprägt. Bei ihren Anhängern mag das anders wirken, es gib kulturelle Unterschiede. Für den deutschen Beobachter erinnern besonders die oft extrem weit aufgerissenen Augen und der ebenso weit geöffnete Unterkiefer etwas an die eigenartige Art und Weise der Verkaufspräsentationen auf den Tele-Shopping-Kanälen. Auch Ihr Klatschen wirkt in diesem Sinne etwas eigenartig.

 

 

2. Stimme

 

Hillary Clinton passt ihre Sprechgeschwindigkeit dem Publikum an. Sie spricht langsamer bei Reden im Süden und spricht schneller in New York.

 

 

3. Lächeln

 

Ihr Lächeln erreicht oft nicht die Augen. Auch die bei einem herzlichen Lächeln beteiligten Muskeln um die Lippen herum sind selten aktiv. So entsteht kein Duchenne-Lächeln, das als echtes Lächeln gilt. So ein unvollständiges Lächeln wird eingesetzt, um tatsächliche Emotionen zu maskieren.

 

 

4. Mögliche Hinweise auf Unsicherheit

 

Es ist ihr gut anzusehen, wenn sie sich unwohl fühlt. Sie strahlt dann mehrere Hinweise aus. Ein Beispiel: In einigen verfügbaren Interviewsituationen hebt Hilary Clinton wiederholt für einen kurzen Moment ihre Schultern. Es geschieht unbewusst und ist so kurz, dass es nur bei aufmerksamer Beobachtung vom Publikum bewusst registriert wird. Unbewusst wird es trotzdem aufgenommen. Da sie es an Stellen tut, an denen sie sich nicht wohl zu fühlen scheint, ist dies ein möglicher Hinweis auf Unsicherheit. Die persönliche Verbindung zur aktuellen Botschaft ist dann zu hinterfragen.

Ein anderer oft zu sehender Hinweis auf Unsicherheit ist ihr Lippenlecken. Außerdem versteckt sie manchmal ihre Daumen.

 

 

5. Glaubwürdigkeit

 

Sie sagt; „I’m very comfortable” und zieht dabei die äußeren Augenbrauen hoch. Etwas, dass als Hinweis für Unsicherheit gilt. Sie sagt „I want the American people to see everything.” und schließt die Augen.

Nachdem sie in einer Sendung von Anderson Cooper zu einer Zahlung von Goldman Sachs gefragt wurde, machte sie 2 Schritte nach hinten, während sie antwortet. Zu sehen in der Videoreferenz bei YouTube™ (externer Link). Solche Symbolik schadet der Glaubwürdigkeit der in diesem Fall gegensätzlichen Botschaft.

 

 

6. Sie ist routiniert

 

Sie ist ein Profi; routiniert, zu kontrolliert und genau das wird zu sehr deutlich, da es häufiger im Widerspruch zur Körpersprache steht. Auf jede Frage liefert sie eine Antwort. Sie wirkt durchaus kompetent. Doch Sympathie lässt sich so aufgesetzt nur schwer fördern. Es wirkt so zu berechnend, maskiert. Bei der Wahrnehmung Ihrer Auftritte spielen bei vielen Betrachtern sicher auch ältere Erfahrungen mit ihr eine Rolle. Seit der Lewinsky-Affäre haben viele Menschen den Eindruck sie sei zu berechnend und es fehlen ihr die Emotionen. Sie würde sich einen großen Gefallen tun, an diesem Eindruck zu arbeiten.

 

 

7. Aggressivität

 

Ihre Körpersprache ist eher männlich und aggressiv. Oft wirkt es, als wenn einer ihrer Finger wie der Lauf einer Waffe zielt.

 

 

 

Fazit

 

Etwas mehr Menschlichkeit an den Tag zu legen würde ihrer Ausstrahlung gut tun. Und etwas lockerer würde sie souveräner wirken. Sollte sie die Vorwahlen und schließlich auch die Präsidentschaftswahlen in den USA gewinnen, wird es interessant zu beobachten, ob und wenn ja, wie sich ihre Körpersprache verändert. Ich gehe davon aus, dass es in diesem Fall nach kurzer Zeit einige Unterschiede zu beobachten gibt.

 

 

 

Tipp

 

Beim Betrachten der Körpersprache hilft es bei einem Durchlauf den Ton abzustellen. So lassen sich eigenwillige Hinweise bei Gestik und Mimik leichter erkennen. Um die blitzschnellen Mikrohinweise einzufangen ist HD-Video und häufiges Drücken der Pausentaste erforderlich.

 

Anmerkungen

 

In den Beiträgen der Serien Körpersprache und Rhetorik-Check geht es darum die rhetorische Wirkung ausgewählter Personen zu analysieren. Jegliche politische Bewertung bleibt dabei außen vor und ist auch in den Kommentaren nicht erwünscht. Stattdessen geht es darum anhand der Beispiele zu erkennen was unter welchen Umständen funktioniert und was nicht, was lässt sich für eigene Zwecke lernen. Mit anderen Worten; es geht nicht um das Nörgeln, sondern das Aufdecken von Potenzialen.

Von George Clooney’s Körpersprache lernen

Was wir von George Clooney's Körpersprache lernen können

Ausstrahlung und Wirkung
Bild: Janna Falkenstein, Steffi Stoye, Karsten Noack. Was wir von George Clooney's Körpersprache lernen können

Überblick

 

 

 

 

Was wir von Georg Clooney’s Körpersprache lernen können

 

Saul: „Glaubst Du, wir marschieren da einfach so raus, mit 150 Millionen Dollar in der Hand?” Danny: „Ja.”

Danny Ocean (George Clooney in Ocean’s Eleven)

 

Die Berlinale naht, Stars und Sternchen rollen an. Da gibt es durchaus auch für mich etwas zu tun. In einem Beitrag für RBB zur Körpersprache von George Clooney geht es darum, wie er diese Ausstrahlung, diese Wirkung auf das Publikum zustande bringt.

Und weil es diesmal wohl kein persönliches Treffen mit Herrn Clooney geben wird — eigentlich schade, schließlich ist der Zoopalast gleich gegenüber meines Büros — nutze ich für meine Thesen Anschauungsmaterial aus dem Internet. Da gibt es ja einige Videos mit ihm; darunter Interviews und Besuche bei ihm zu Hause.

 

 

Analyse

 

In diesen Aufzeichnungen gibt er sich sehr konsistent. Die meisten für ihn typischen körpersprachlichen Elemente signalisieren einen hohen Status, wobei es ihm gelingt dabei sehr sympathisch, ja sogar charmant zu wirken.

 

Hochstatussignale, die häufig bei George Clooney zu beobachten sind:

  • Körperhaltung ruhig und gelassen
  • Er nimmt auf eine entspannte Weise Raum ein
  • Sprechgeschwindigkeit eher langsamer
  • Tiefere Stimmlage bei entspanntem Sprechrhythmus
  • Bewusste Gestik ausgeprägt im Raum zwischen Hals und Hüfte
  • Sicher auf beiden Beinen stehend
  • Aufrechte Haltung mit angemessener Körperspannung
  • Sicherer Augenkontakt

 

Überhaupt wirkt er so, als würde ihn kaum etwas aus der Ruhe bringen. Selten bei ihm zu sehen sind Hinweise, die auf Unsicherheit und Tiefstatus hinweisen.

Solche Hinweise wären:

  • Unruhige, schnelle Körperbewegungen
  • Sehr häufiges Blinzeln mit den Augenlidern
  • Verschränkte Beine
  • Wenig Raum einnehmen
  • Geringe Körperspannung
  • Wilde Gesten sowohl über dem Kopf als auch unter der Hüfte
  • Schnell und hoch sprechen
  • Auf einem Bein stehen, meist mit gekippter Hüfte und wechselndem Standbein
  • Viele unnötige Bewegungen
  • Hängende Schultern, gebückte Haltung
  • Unruhiger, wandernder Blick

 

Er berührt sich regelmäßig selbst. Und üblicherweise gelten solche Berührungen, insbesondere am Kopf oder im Gesicht, als Hinweise für Unsicherheit. Doch das wirkt in seinem Fall nicht so. Er setzt seine Finger häufig dafür ein, um sich und Dinge, die sich um ihn herum befinden, auf eine ganz eigene vorsichtige, eher achtsame Art zu berühren, als würde er sie erkunden. Es passt zu seiner jungenhaften Art, die sich erstaunlich gut zu den grauen Haaren macht. Er vermittelt gleichzeitig eigentlich gegensätzliche Eigenschaften; beispielsweise diese Verschmitztheit – als wenn er es faustdick hinter den Ohren hat – und gleichzeitig Vertrauenswürdigkeit. Eine interessante Mischung. Und das gelingt nicht vielen!

 

 

 

Wohlfühlfaktor

 

Clooney wirkt als wenn er sich wohlfühlt und das so, das es abfärbt. Er sieht so aus, als wenn er mit sich im Reinen ist. Wobei sich bei der Deutung immer die Zuschreibungen einmischen, die jeder automatisch macht, der schon von ihm gehört oder ihn in seiner Filmrolle beispielsweise als Danny Ocean gesehen hat. Ob das alles so ist? Wer weiß, er wirkt jedenfalls authentisch. Dass er dabei gerne eine Portion Selbstironie zeigt, schadet nicht.

 

 

 

Nachschlag?

 

Alles Weitere gibt es beim RBB in der Sendung zibb. Infos im Pressespiegel. Janna Falkenstein wird prüfen, ob sie mit meinen Hinweisen, als George Clooney verkleidet, auf den roten Teppich kommt.

P.S.

 

Wie finden Sie das Auftreten von George Clooney? Gibt es da etwas zu lernen?

Dieser Artikel ist ein kurzer Auszug der umfangreicheren Kursunterlagen, die meine Teilnehmer im entsprechenden Gruppen- oder Einzeltraining oder im Coaching erhalten.

Autor: Karsten Noack 
Erstveröffentlichung: 3. Februar 2016
Überarbeitung: 10. April 2024
AN: #43348
K:
Ü:

Rhetorik und Körperchemie: gute Redner:innen kennen die Wirkung von Oxytocin

Rhetorik und Körperchemie: gute Redner:innen kennen die Wirkung von Oxytocin

Was ist ein Redner ohne Publikum und was hat das mit der Körperchemie zu tun?
gute Redner:innen kennen die Wirkung von Oxytozin

Rhetorik und Oxytocin

 

Was ist ein Redner ohne Publikum und was hat das mit der Körperchemie zu tun? Welche Rolle spielt Oxytocin bei Reden und Präsentationen?

 

 

 

Überblick

 

 

 

 

Der Mensch, das Herdentier

 

Von wegen Individuen; Menschen sind Herdentiere. Herden haben die Angewohnheit, ihre Anführer zu imitieren und nachzuahmen. Es spielt also eine große Rolle, was sie beobachten. Bei der Wahl der Kaffeesorte folgen viele Georg Clooney, selbst wenn das bedeutet eine Menge Geld für viel Aluminium und etwas Kaffee zu bezahlen. Bei einer Präsentation übernimmt der Redner die Aufgaben eines Anführers. Weitgehend unbewusst neigt das Publikum deshalb dazu sich am Redner zu orientieren.

Es liegt in der menschlichen Natur; das menschliche Gehirn ist bestrebt Sicherheit in der Gruppe zu suchen. Deshalb schüttet es entsprechende Stoffe aus. Sie sorgen dafür, dass wir uns in der Gruppe sicherer fühlen.

Wenn wir uns auf einer emotionalen Ebene sicher im Kontakt mit anderen Menschen fühlen, dann fühlen wir uns verbunden. Dann vertrauen wir dem was gesagt wird eher. Und unsere Spiegelneuronen sorgen dafür, dass wir uns besser in andere Menschen hineinversetzen können. Wir können fühlen, was andere Menschen fühlen. Der Stoff Oxytocin ist daran maßgeblich beteiligt. Oxytocin sorgt dafür, dass Menschen sich einander vertrauen, fördert Zusammenhalt und Loyalität, indem er Angst vermindert.

 

 

 

Spiegelneuronen und Co.

 

Da wir auf unbewusster Ebene mitbekommen, wie sich die anderen in unserem Umfeld fühlen und uns dies beeinflusst, haben diese Zusammenhänge großen Einfluss auf unser Leben und auch auf unsere Wirkung als Redner. Wir erkennen wie der andere sich fühlt und passen unser Fühlen, Denken, Verhalten und unsere Physiologie an.

Gruppen – wie das Publikum bei einer Rede – neigen zu übereinstimmenden Emotionen. Auch wenn eine Gruppe aus einzelnen Individuen besteht entwickelt sie eine ganz eigene Dynamik.

Aus diesen Gründen übernimmt das Publikum Teile der Stimmung und des Verhaltens des Redners. Fühlt sich der Redner wohl und sicher, hat dies eine andere Wirkung auf das Publikum, als wenn er unbewusst signalisiert, dass er eigentlich lieber flüchten möchte. Letzteres triggert archaische Bereiche des Gehirns, die dadurch ebenfalls auf den Modus Kampf bzw. Flucht schalten. Dies mag einen Stamm in früher Urzeit vor wilden Tieren geschützt haben, heute ist es wenig hilfreich für den Erfolg einer Rede.

 

 

 

Ein teuflischer Teufelskreis

 

Ausstoß von Adrenalin und Co.: Wenn es erst begonnen hat entzieht es sich weitgehend der persönlichen Kontrolle. Meist führt dies zu einem Kreislauf, in dem sich Redner und Publikum gegenseitig in einen schlechteren Zustand bringen. Der Redner hält dann das Publikum für besonders schwierig, fühlt sich selbst dadurch noch unsicherer, vermittelt das nonverbal, das Publikum reagiert … Ein Kreislauf, der sich weiter und weiter verstärkt, wenn er nicht frühzeitig unterbrochen wird.

 

 

 

Besser, viel besser

 

Es färbt ab, so oder so: Glücklicherweise gilt das auch in die andere Richtung. Wenn Sie sich sicher fühlen steigen die Chancen, dass auch Ihr Publikum sich sicher fühlt. Also sorgen Sie dafür, dass Sie in den Zuständen sind, in die Sie Ihr Publikum einladen. Möge das Oxytocin mit Ihnen sein!

 

Wie wirkst du in Reden und Präsentationen, was sind deine Potenziale, was lässt sich optimieren?

 

Wie überzeugend bist du und deine Botschaften in Reden und Präsentationen?
Wie wendest du die 118+ wichtigsten Präsentationstechniken an?
Wie schaffst du es, dass du und deine Botschaften überzeugen?

Seit 1998 analysiere ich systematisch Reden. Nach Tausenden von ausgewerteten Reden und Präsentationen kann ich dir sehr genau sagen, was bei welchem Publikum wie wirkt. Lass mich deine Rede und deinen Auftritt analysieren. Anschließend gebe ich ein professionelles Feedback, das dich weiterbringt. Du bekommst aussagekräftige Rückmeldungen und konkrete Empfehlungen und für konkrete Reden die Impulse, die du brauchst, um zu überzeugen. Profitiere von meinen Erfahrungen aus Psychologie, Marketing und Kommunikationswissenschaften.

Interessiert? Dann findest du hier die Informationen zum Feedback mit Optimierungsempfehlungen für Reden und Präsentationen.

 

Frage mich ruhig persönlich

 

Bei Interesse, für persönliche Fragen und Terminvereinbarungen kommen wir am leichtesten über das nachfolgende Kontaktformular zusammen. Auch per E-Mail bin ich zu erreichen: mail@karstennoack.de

Aktuell ausschließlich in Ausnahmefällen für spezielle Fragen: Mobil 01577 / 704 53 56, Telefon 030 / 864 213 68. Telefonisch bin ich in Notfällen von montags bis donnerstags am ehesten in der Zeit von 9:00 Uhr bis 18:00 Uhr zu sprechen. Meist bin ich im Einsatz, hinterlasse dann bitte eine Nachricht mit deiner Telefonnummer in Deutschland. Denke unbedingt daran, sehr konkret den Anlass des Anrufs zu nennen. Ich rufe dann so schnell wie möglich zurück.

Hinweise zum Datenschutz findest du hier. Transparenz ist wichtig. Antworten auf häufige Fragen befinden sich deswegen schon hier, wie beispielsweise zu mir (Profil), den Angeboten, den Honoraren und dem Kennenlernen. Wenn das passt, freue ich mich auf eine intensive Zusammenarbeit.

Die Hinweise zum Datenschutz habe ich gelesen und bin einverstanden. Soweit relevant habe ich mich mit den Honoraren und organisatorischen Hinweisen vertraut gemacht.

 

 

 

Nachricht

 

Um es uns beiden leicht zu machen, bitte ich dich dieses Formular zu nutzen. Bis auf die E-Mail-Anschrift ist dir überlassen, was du einträgst. Umso genauer du bist, desto einfacher folgt von mir eine qualifizierte Antwort. Mit dem Absenden erklärst du dich damit einverstanden, dass die im Kontaktformular eingegebenen Daten elektronisch gespeichert und zum Zweck der Kontaktaufnahme verarbeitet und genutzt werden. Dir ist bekannt, dass du deine Einwilligung jederzeit widerrufen kannst. Ich werde die Daten ausschließlich dafür verwenden und so bald wie möglich löschen. Ist die Nachricht unterwegs, erscheint an der Stelle des Kontaktformulars der Hinweis "Die Nachricht ist unterwegs!". Ich antworte üblicherweise innerhalb von 24 Stunden —meist sehr schnell..

 

 

Anmerkungen:

In der Adresszeile des Browsers sollte die URL mit „https://www.karstennoack.de/...” beginnen, daran ist eine sichere Verbindung (SSL) zu erkennen.

P.S.

 

Berücksichtigen Sie diese Zusammenhänge bei Ihren Reden und Präsentationen?

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Dieser Artikel ist ein kurzer Auszug der umfangreicheren Kursunterlagen, die meine Teilnehmer im entsprechenden Gruppen- oder Einzeltraining oder im Coaching erhalten.

Autor: Karsten Noack
Erstveröffentlichung: 21. August 2016
Überarbeitung: 10. April 2024
AN: #371
K:CNB
Ü:

Wer gewinnt das TV-Duell zwischen Angela Merkel und Peer Steinbrück?

Wer gewinnt das TV-Duell zwischen Angela Merkel und Peer Steinbrück?

Bundestagswahlkampf 2013. Was gibt es Jahre später noch zu lernen?
TV- Duell Angela Merkel und Peer Steinbrück

TV-Duell Angela Merkel und Peer Steinbrück

 

Am Sonntagabend war es endlich so weit: Das erste und einzige Mal, dass Kanzlerin Angela Merkel und Rivale Peer Steinbrück in Deutschland vor der Wahl am 1. September 2013 von 20:30 Uhr bis 22:00 Uhr in einem TV-Duell aufeinander trafen.

Drei Wochen vor der Bundestagswahl forderte SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück in einer Fernsehdebatte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) heraus. Als Experte für Körpersprache analysierte ich das TV-Duell zwischen Angela Merkel und Peer Steinbrück.

Auch bei diesem TV-Duell zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihrem Herausforderer Peer Steinbrück (SPD) wirken sich nicht nur die gesprochenen Worte aus. Ich war deshalb auch neugierig, wie sich die beiden Kontrahenten mit ihrer Körpersprache präsentierten. Mehrere Medien hatten mich auch diesmal um Analysen des Auftritts gebeten.

 

 

 

 

Das TV-Duell

 

Beide haben sich eher zurückhaltend gezeigt. Sowohl Merkel als auch Steinbrück sind nicht in der Lage gewesen, die Beziehung zum Zuschauer durch körpersprachliche Gesten zu fördern.

 

 

 

a.) Angela Merkel, wie wir sie kennen

 

In Bezug auf ihren Herausforderer hat sich Merkel etwas geschickter angestellt. Was sie sehr clever gemacht hat: sie hat sich eher vom Status, von der Ausstrahlung her souveräner gezeigt, als er. Sie wandte sich ihm zu, richtete ihre Körperhaltung in seine Richtung, hat ihn angeschaut, während er die ganze Zeit am Pult klebte, die ganze Zeit frontal dazu stehen blieb. Sie hatte die Alpha-Position.

 

 

Raab verärgerte Merkel

 

Ich habe sie lange nicht mehr so verärgert gesehen. Die Bundeskanzlerin war in der ersten halben Stunde des TV-Duells sichtlich genervt, von den Fragen des Co-Moderators Stefan Raab. Sie ist jemand, der nicht gewohnt ist, auf solche Fragen Antworten zu geben und sich vor allen Dingen nicht dazu zwingen zu lassen, etwas zu sagen, was sie nicht möchte. Ich habe sie lange nicht mehr so verärgert gesehen.

Angela Merkel machte, was sie immer tut. Sie erklärte und zitierte das Statistische Bundesamt. Mitgebracht hat sie dazu einige schöne Worthülsen.

 

 

 

b.) Peer Steinbrück: Sachlich, zu sachlich

 

Der Herausforderer Peer Steinbrück versuchte anzugreifen. Doch jeder Anlauf prallte an Merkel ab. Er ist einfach zu zaghaft, zu unverständlich bei seinen Attacken.

Steinbrück vermittelte durch seine Körpersprache den Eindruck, als wenn er nicht mehr sehr viel zu verlieren habe. Chance vertan: Als wirklicher Macher hat der SPD-Kanzlerkandidat sich nicht präsentiert. Er hat die Ausstrahlung eines Technokraten. Das ist keiner, der Menschen führen kann, motivieren kann, da ist kein Enthusiasmus. So wirkt jemand, der Dinge sachlich abarbeiten kann.

 

 

 

 

Fazit

 

Einen klaren Sieger des Duells ist nicht auszumachen. Null zu Null: Wirklich überzeugt haben beide Kandidaten nicht. In wenigen Tagen wird das Zusammentreffen ohne Auswirkungen sein.

Das war kein TV-Duell, sondern gepflegte Langeweile. Das Herunterbeten von Parteiprogrammen ersetzt keine Leidenschaft. Blass wirken beide, doch sie ist im Amt. Steinbrück hatte dem Kanzlerbonus nichts entgegenzusetzen.

 

 

 

 

Hätte, hätte, Deutschlandkette

 

Wenn es einen Sieger zu küren gilt, dann ist es die schwarz-gold-rote Halskette von Kanzlerin Angela Merkel.

Selbst einen Tag nach der Debatte war das Schmuckstück noch ein Topthema beim Kurznachrichtendienst Twitter. Während Angela Merkel und ihr Herausforderer Peer Steinbrück noch vor der Kamera standen, erhielt die Halskette der Kanzlerinnen mit #schlandkette einen eigenen Hashtag. Auch vielen anderen Medien war die Aufregung um die Kette Beachtung wert.

Merkel dürfte sich bei der Wahl dieses Accessoires etwas gedacht haben. Bei so einer Gelegenheit überlässt niemand unnötig etwas dem Zufall.

Unterstützung für Ihren Medienauftritt

 

Sie wollen die Gelegenheit beim Schopf packen, sich den Fragen stellen und überzeugende Antworten geben? Dann unterstütze ich Sie bei der Vorbereitung Ihres Medienauftritts. Über den Umfang der Unterstützung entscheiden Sie. Meine Empfehlung: Zumindest einen Probelauf mit professionellem Feedback sollten Sie sich und Ihrem Publikum gönnen. Dann wissen Sie selbst, wie Sie und Ihre Antworten auf Ihre Zielgruppe wirken, was Sie tun und was Sie besser lassen sollten, wo es Potenziale gibt. Wieso wollen Sie erst nach Ihrem echten Auftritt solche Rückmeldungen bekommen? Dann ist es für Korrekturen zu spät. Gerade bei Kreuzfeuerinterviews geh es oft heiß her und erst im Anschluss ist dann Zeit das Ergebnis zu betrachten.

Was kostet eine solche professionelle Unterstützung? Hier finden Sie die Honorare. Sie wissen selbst am besten, welcher Aufwand im Verhältnis zum erwarteten Nutzen steht. Profitieren Sie vom Vorsprung. Das geht übrigens auch mit Sitzungen via Telefon oder mit Videounterstützung.

Es wird meist verschwiegen, doch leiden sehr viele Menschen bei ihren Auftritten in den Medien unter sehr intensivem Lampenfieber. Schade, weil das mit entsprechender Hilfe nicht notwendig ist. Nur, für den Fall, …

Analyse der Körpersprache des Bundespräsidenten Christian Wulff

Analyse der Körpersprache des Bundespräsidenten Christian Wulff

Wie glaubhaft wirkt das Fernsehinterview?
Überdurchschnittliche Reden halten

Diesen Beitrag schrieb ich nach dem Interview beim Spiegel zum Thema Körpersprache des Bundespräsidenten. Gewünscht wurde eine Analyse des Fernsehauftritts des Bundespräsidenten Christian Wulff. Am Abend des 4. Januars 2011 beantwortete er im eher geschützten Rahmen die Fragen zweier Journalist:innen.

 

Die Fragen an mich:

  • Wie steht es körpersprachlich um Amt und Würde des Bundespräsidenten?
  • In welchem Verhältnis stehen das Gesagte und die Körpersprache?
  • Was bewirkt die Körpersprache?

 

Das Video meines Beitrags bei Spiegel Online finden Sie hier (externer Link).

 

 

 

Anmerkungen

 

Den Kopf gesenkt, die Ellbogen auf der braunen Tischplatte, die Hände ineinander gefaltet. So sitzt er da, der Bundespräsident Christian Wulff. In seinen Worten sind wenig Selbstzweifel erkennbar; „Ich weiß, dass ich nichts Unrechtes getan habe, aber nicht alles richtig war, was ich getan habe.“. Körpersprachlich sieht es anders aus: Zahlreiche Hinweise auf eine innere Zerrissenheit sind während des Auftritts ersichtlich. Und sie sind auch nachvollziehbar.  Es ist womöglich der wichtigste Moment in seiner Karriere. Schließlich ist Herr Wulff dort sowohl als Bundespräsident und auch als private Person unter Druck. Und von jeder dieser Rollen wird etwas anderes erwartet.

Vom Bundespräsidenten erwarten wir die Würde des Amtes. Ein Bundespräsident hat eine vereinigende und repräsentierende Aufgabe. Diese Rolle ist mit einem hohen Symbolwert und damit mit Status verbunden. Im Interview war davon allerdings nicht viel zu sehen.

Im Gegenteil; körpersprachlich macht er sich während des Interviews immer kleiner. Ein hoher Status zeigt sich zum Beispiel durch eine aufrechte Haltung. Wir sehen aber einen Mann mit einem oftmals gebeugten Rücken, der immer wieder versuchte, dem Status gerecht zu werden, indem er sich aufrichtet.

Die Beine waren unter dem Stuhl zurückgezogen, um möglichst wenig Raum zu beanspruchen und um nur keine Ansprüche geltend zu machen. Das macht jemand, der sich um eine Ausbildungsstelle bewirbt und richtig unter Druck steht. Überkreuzte Füße signalisieren eine geschlossene Körperhaltung und Schutzhaltung.

In Momenten, die ihm vermutlich unangenehm sind, fällt es ihm besonders schwer den Journalist:innen in die Augen zu schauen.

Es scheint, als ob ein Teil in ihm zu den Vorwürfen nichts sagen möchte, er aber gleichzeitig dazu gezwungen wird, es  doch zu tun. Es ist zwischendurch zu sehen, wie seine Augen flackern. Das ist ein Hinweis dafür, dass das Gesagte nicht unbedingt im Einklang mit den Gefühlen steht. Dieses Augenflackern lässt sich bewusst sehr schlecht steuern, da macht sich das Unbewusste bemerkbar. Überhaupt wirken seine Augen nervös und müde. So wirkt er als Opfer und lässt den Betrachter mitleiden.

Von der Privatperson Wulff möchten wir Auskunft und Einsicht. Aber wir wollen auch einen Bundespräsidenten, der uns repräsentiert. Schließlich ist das sein Job! Und für den bezahlen wir ihn.

Einsicht signalisiert er mit seinem Auftritt nicht. Was bleibt, ist der Eindruck einer Zerrissenheit. Der Konflikt zwischen den Ansprüchen des Amtes und den Forderungen der Öffentlichkeit wird nach diesem Auftritt nicht geringer.

 

 

 

 

Rückblick

 

Am Ende war der Druck doch zu groß. Bundespräsident Christian Wulff erklärte am 17. Februar 2012 seinen Rücktritt. Gerade im Rückblick zeigt sich wie wichtig eine angemessene Reaktion in solchen Situationen ist. Es geht im Wesentlichen um die Wahrnehmung.

Anmerkungen

 

In den Beiträgen der Serien Körpersprache und Rhetorik-Check geht es darum die rhetorische Wirkung ausgewählter Personen zu analysieren. Jegliche politische Bewertung bleibt dabei außen vor und ist auch in den Kommentaren nicht erwünscht. Stattdessen geht es darum anhand der Beispiele zu erkennen was unter welchen Umständen funktioniert und was nicht, was lässt sich für eigene Zwecke lernen. Mit anderen Worten; es geht nicht um das Nörgeln, sondern das Aufdecken von Potenzialen.

P.S.​

 

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