Heikle Gespräche mit Gesellschaftern, Führungskräften, Partnern – ein Leitfaden für klare Führung
Schwierige Persönlichkeiten und Situationen: Das Gespräch, das du vermeidest – wie du heikle Gespräche souverän führst
Heikle Gespräche mit Gesellschaftern, Führungskräften, Partnern – ein Leitfaden für klare Führung
Du kennst es sofort.
Ein Name, ein Gesicht, eine Situation – und dein Bauch reagiert.
Dieses eine Gespräch.
Mit dem Gesellschafter, der ständig in operative Details hineinregiert.
Mit der Führungskraft, die Leistung zeigt und gleichzeitig das Team zermürbt.
Mit dem Kunden, der jeden Rahmen überdehnt.
Mit der Partnerin oder dem Partner, der längst spürt, wie viel in dir arbeitet.
Innerlich herrscht Klarheit:
Dieses Gespräch steht an.
Im Terminkalender bleibt es trotzdem unsichtbar.
Dieser Artikel begleitet dich genau zu diesem Gespräch – Schritt für Schritt, mit innerer Klarheit, Struktur und Sprache, die trägt.
1. Du weißt genau, welches Gespräch gemeint ist – und schiebst es zur Seite
Eine einzige Frage reicht oft aus:
„Welches Gespräch löst sofort Unruhe aus, sobald du daran denkst?“
Die Antwort taucht in der Regel innerhalb weniger Sekunden auf.
Typische Themen:
- eine Trennung, die längst reif wirkt,
- eine Grenzüberschreitung, die bisher unkommentiert bleibt,
- ein Wertebruch, der deine innere Linie verletzt,
- eine Entscheidung, die du gegenüber Eigentümern vertreten möchtest,
- ein klares „Nein“, das sich im Inneren längst formt.
Du hältst Präsentationen vor großen Gruppen, verhandelst Budgets, überzeugst Investoren – und genau dieses Gespräch bleibt im Wartestand.
Genau hier beginnt Führungsreife auf dem nächsten Level.
2. Weshalb Aufschieben so verlockend wirkt
Aufschieben folgt einer inneren Logik. Dein Nervensystem möchte dich schützen.
Angst vor Verlust
Im Hintergrund stehen Befürchtungen:
- Verlust von Harmonie,
- Verlust von Ansehen,
- Verlust von Aufträgen,
- Verlust von Nähe und Verbundenheit.
Ein innerer Anteil flüstert: „Nach diesem Gespräch verändert sich einiges. Die neue Realität wirkt noch unklar.“
Diese Unsicherheit erzeugt Druck – und Aufschieben verschiebt diesen Druck in die Zukunft.
Alte Muster
Viele Führungspersönlichkeiten bewegen sich mit tief verankerten Sätzen aus der Kindheit:
„Sorge für Frieden.“
„Halte das System stabil.“
„Sei vernünftig und bereite niemandem Ärger.“
Solche Muster wirken leise, gleichzeitig kraftvoll. Sie bremsen genau in dem Moment, in dem ein klares Wort ansteht.
Nervensystem in Alarmmodus
Schon der Gedanke an das Gespräch löst körperliche Reaktionen aus:
- höherer Puls,
- Spannung im Körper,
- Grübelschleifen,
- innere Unruhe vor dem Einschlafen.
In diesem Moment erscheint Aufschieben wie Entlastung: „Später, heute noch nicht.“
Der Preis dafür: ein Dauerfilm im Kopf und eine permanente Grundspannung im System.
Tiefe Entlastung entsteht in der Regel nach dem Gespräch – statt vor dem Gespräch.
3. Fünf-Minuten-Selbstdiagnose: Welches Gespräch drückst du weg?
Gönn dir fünf Minuten mit Stift und Papier. Kein Mailprogramm, keine Meetings, keine Ablenkung.
Beantworte dir folgende Fragen:
- Mit wem führst du seit längerer Zeit innere Dialoge, die außerhalb deines Kopfes ausbleiben? – Chef, Gesellschafter, Führungskraft, Kunde, Partnerin, Partner, Familienmitglied?
- Welches Thema taucht immer wieder in deinen Gedanken auf, erhält jedoch keinen Termin? – Trennung, Rolle, Grenzen, Vergütung,
- Verantwortung, Werte, Zusammenarbeit?
- Bei welchem Gespräch spürst du im Körper die stärkste Reaktion, sobald du daran denkst?
- Welche Folgen erwartest du vom Gespräch – und welche Folgen erlebst du bereits durch das ständige Zögern?
- Wie siehst du dich selbst, wenn du weiterhin ausweichst – und wie erlebst du dich, wenn du dieses Gespräch klar und fair führst?
Nach diesen fünf Minuten zeigt sich häufig ein deutliches Bild.
Das Gespräch steht längst vor deiner inneren Tür. Die offene Frage lautet nur noch: Wann öffnest du diese Tür bewusst?
4. Mini-Plan: In drei Schritten zur Vorbereitung
Ein aufgeladenes Gespräch wirkt schnell riesig. Ein einfacher Plan verleiht dir Struktur und innere Ruhe. Drei Schritte genügen.
Schritt 1: Ziel klären
Fragen an dich:
Welches Ergebnis wünsche ich mir konkret?
Welche Botschaft steht im Zentrum?
Welche Entscheidung oder Vereinbarung strebe ich an?
Formuliere ein Ziel in einem Satz:
„Ich kläre mit Frau X eine klare Rollenverteilung im Führungsteam.“
„Ich formuliere mit Herrn Y eine neue Vereinbarung für den Umgang im Team.“
„Ich vertrete gegenüber dem Gesellschafter meine Position zu Thema Z.“
Dieses Ziel dient dir im Gespräch als innerer Kompass.
Schritt 2: Drei bis vier Kernbotschaften formulieren
Schreibe drei bis vier kurze Sätze, die deinen Standpunkt tragen:
„Mir liegt eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe am Herzen.“
„Der aktuelle Umgang mit dem Team passt nicht zu meinem Führungsverständnis.“
„Diese Vertragsgestaltung spiegelt mein Werteverständnis nicht wider.“
„Ich sehe erhebliche Risiken, falls wir in dieser Form weitergehen.“
Diese Sätze bilden dein inneres Geländer und verhindern, dass du dich in Nebensträngen verlierst.
Schritt 3: Rahmen gestalten
Überlege dir:
Ort: Ein ruhiger Raum, geschützter Rahmen, keine Störungen.
Zeit: Ein Zeitpunkt, an dem du möglichst geerdet und präsent bist, kein Hineinquetschen zwischen zwei Termine.
Dauer: Ein klarer Zeitrahmen, zum Beispiel 45 oder 60 Minuten.
Dann erfolgt eine wertschätzende Einladung:
„Ich wünsche mir ein Gespräch mit dir zu Thema X. Mir liegt viel daran, dass wir uns dafür bewusst Zeit nehmen. Passt dir am … um … ein ruhiger Rahmen dafür?“
So erhält das Gespräch einen echten Platz in der Realität.
5. Gutes Timing: Wann der richtige Moment entsteht
Neben Inhalt und Rahmen spielt Timing eine wichtige Rolle.
Hilfreiche Leitlinien:
- kein Gespräch direkt im Augenblick höchster Emotionalität,
- kein Start zwischen Tür und Angel,
- ein Zeitfenster mit genug Raum für Verlauf und Abschluss,
- im Business-Kontext: idealerweise mit etwas Abstand zu großen Präsentationen oder kritischen Deadlines.
Dein Ziel lautet: Du beginnst das Gespräch in einem Zustand, in dem du dich selbst gut führst – geistig klar, emotional erreichbar, körperlich möglichst stabil.
6. Satzanfänge, die tragen – inklusive Beispiel-Einstieg
Manchmal entsteht der schwierigste Moment direkt am Anfang. Die ersten zwei Sätze öffnen oder verschließen einen Raum. Sinnvoll wirkt ein Einstieg, der Ehrlichkeit zeigt und zugleich Verantwortung übernimmt.
Mögliche Satzanfänge:
- „Ich trage dieses Gespräch seit einiger Zeit mit mir und lege es heute bewusst auf den Tisch.“
- „Ein Thema begleitet mich seit mehreren Wochen. Mir ist wichtig, dass wir es gemeinsam ansehen.“
- „Unsere Zusammenarbeit besitzt für mich hohen Wert, genau deshalb spreche ich heute einen Punkt an, der mich beschäftigt.“
- „Ich spüre inneren Widerstand gegenüber bestimmten Entwicklungen. Diese Spannung möchte ich mit dir sortieren.“
- „Als Geschäftsführung trage ich Verantwortung für Wirkung und Werte unseres Handelns. In diesem Rahmen taucht ein Punkt auf, über den ich mit dir sprechen möchte.“
Ein möglicher Beispiel-Einstieg in voller Länge:
„Ich schiebe dieses Gespräch seit Monaten vor mir her, weil unsere Zusammenarbeit mir viel bedeutet. Gleichzeitig erlebe ich Entwicklungen, die sich für mich nicht mehr stimmig anfühlen. Heute spreche ich das an, damit wir gemeinsam Klarheit gewinnen.“
Mit solchen Sätzen öffnest du die Tür, statt sofort in Vorwürfe oder Verteidigung zu gehen.
7. Was nach dem Gespräch entsteht: Wirkung auf dich und dein Umfeld
Vor dem Gespräch laufen oft innere Katastrophenfilme. Viele befürchten Brüche, Drama, Abbruch. In der Praxis zeigt sich häufig ein anderes Bild.
Typische Effekte nach einem geklärten Gespräch:
- Dein Kopf wird ruhiger, die Grübelschleifen flauen ab.
- Dein Selbstbild richtet sich auf: „Ich gehe wichtige Dinge an.“
- Der Respekt vor dir als Führungspersönlichkeit wächst – bei dir selbst und bei deinem Gegenüber.
- Das Umfeld erlebt dich als Person, die Themen anspricht, statt sie unter der Oberfläche zu verwalten.
Manches Gespräch führt zu klaren Veränderungen. Manches Gespräch bringt zunächst Irritation und danach neue Stabilität. In nahezu jedem Fall wirkt die Realität des geführten Gesprächs leichter als die Fantasie dauerhaften Aufschiebens.
8. Unterschiedliche Reaktionen – und was sie bedeuten
Dein Gegenüber reagiert vielleicht überrascht, irritiert, erleichtert, dankbar, defensiv – alles möglich.
Wichtige Gedanken dazu:
- Eine emotionale Reaktion zeigt, dass das Thema Relevanz besitzt.
- Eine scheinbar kühle Reaktion kann inneres Arbeiten verbergen.
- Eine klare Gegenposition lädt zu weiterer Klärung ein.
- Ein erleichtertes „Endlich sprichst du es an“ erscheint häufiger, als viele glauben.
Du verantwortest deine Vorbereitung, deine Haltung und deine Sprache. Die Reaktion deines Gegenübers gehört in dessen Verantwortungsbereich. Diese Trennung erleichtert.
9. Einladung: Hol dir Sparring für genau dieses Gespräch
Solche Gespräche bilden Knotenpunkte in einer Biografie als Führungspersönlichkeit. Bereits ein einziges gut vorbereitetes, mutig geführtes Gespräch verändert oft deine innere Linie für viele weitere Situationen.
Du kannst diesen Weg begleitet gehen:
- mit klarer Sortierung der Lage,
- mit gezielter Vorbereitung deiner Kernbotschaften,
- mit Formulierungen, die zu dir passen,
- mit Übungen für den Einstieg und für herausfordernde Reaktionen.
Wenn du möchtest, bereitest du genau dieses Gespräch gemeinsam vor.
Dann erhält es einen Termin, eine Struktur und eine Stimme – deine Stimme.
Und sehr häufig zeigt sich danach: Die Wirklichkeit eines offenen, klar geführten Gesprächs fühlt sich leichter an als Monate voller innerer Vermeidung.
Unterstützung
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Die Artikel sind meist kurze Auszüge der umfangreicheren Kursunterlagen, die Teilnehmende im entsprechenden Gruppen- oder Einzeltraining oder im Coaching erhalten.
Autor: Karsten Noack
Erstveröffentlichung: 11. Mai 2008
Überarbeitung: 16. August 2025









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