Deinen eigenen Rückzug oder Rollenwechsel als GF ankündigen
Ausstieg aus der Geschäftsführung: So kündigst du deinen Schritt an, ohne das System zu verunsichern
Deinen eigenen Rückzug oder Rollenwechsel als GF ankündigen
Wie du als Geschäftsführer klar „Ich gehe raus“ sagst – ohne das System zu verunsichern
Es gibt einen Moment, den viele Geschäftsführer und Unternehmerinnen innerlich lange vorbereiten.
„Ich gehe raus aus der operativen Rolle.“
oder
„Ich steige ganz aus.“
Diese Entscheidung reift oft über Monate:
Ermüdung, neue Lebensziele, andere Projekte, Nachfolge, Verkauf, gesundheitliche Themen, ein neuer Abschnitt im Leben.
Irgendwann steht fest:
Die bisherige Rolle geht zu Ende.
Dann stellt sich die Frage: Wie kommunizierst du diesen Schritt – gegenüber Team, Gesellschaftern, Kunden?
Dieser Artikel zeigt dir, wie du deinen Rückzug oder Rollenwechsel klar ankündigst, Sicherheit vermittelst und deine eigene Geschichte würdevoll abrundest.
1. Der Moment davor: Du weißt es – die anderen noch nicht
Der intensivste Moment liegt oft vor der offiziellen Ankündigung.
Du weißt bereits:
Die operative Verantwortung wandert weiter.
Deine Rolle verändert sich oder endet.
Gleichzeitig führst du weiterhin Meetings, triffst Entscheidungen, trägst Verantwortung. In dir entsteht ein Doppelzustand:
nach außen Stabilität,
nach innen Abschied, Unsicherheit, vielleicht auch Neugier und Vorfreude.
Genau in dieser Phase wächst der Druck:
Wie spreche ich darüber?
Wem zuerst?
In welcher Tiefe?
Welche Wirkung hat das auf das System?
Je klarer deine innere Linie, desto ruhiger und souveräner wirkt deine Kommunikation.
2. Weshalb die Art deiner Ankündigung so entscheidend wirkt
Dein Rückzug oder Rollenwechsel stellt mehr dar als eine Personalnachricht. Er erzählt eine Geschichte – über dich, über das Unternehmen, über die Zukunft.
Mit deiner Ankündigung beantwortest du drei zentrale Fragen:
Handelt es sich um eine Krise oder um einen Entwicklungsschritt?
Bleibt das Unternehmen handlungsfähig und verlässlich?
Wie steht der scheidende Geschäftsführer zu „seinem“ Unternehmen?
Eine reife Kommunikation:
stärkt Vertrauen statt Gerüchte,
vermittelt Sinn statt Drama,
ermöglicht Stolz statt Verunsicherung.
Du gestaltest damit bewusst die Erzählung, die im Unternehmen und im Markt entsteht.
3. Innere Klärung: Was geht – und was bleibt?
Bevor du nach außen sprichst, schaffst du Klarheit in dir selbst.
Drei Leitfragen:
- Was gebe ich konkret ab?
– operative Führung,
– Titel und Funktionen,
– Unterschriftsvollmachten,
– Sitz in bestimmten Gremien. - Was bleibt eventuell erhalten?
– Gesellschafterrolle,
– Beirat oder Aufsichtsgremium,
– bestimmte Projekte oder Initiativen,
– beratende Funktion für die neue Führung. - Wofür stehe ich weiterhin?
– Werte,
– Kultur,
– Vision,
– spezifische Themen wie Strategie, Marke, Innovation.
Aus dieser Klärung entstehen klare Sätze:
„Ich trete aus der operativen Geschäftsführung zurück und begleite das Unternehmen weiterhin als Gesellschafter und Beiratsmitglied.“
oder
„Ich gebe die operative Rolle vollständig ab und richte meinen beruflichen Fokus auf neue Projekte außerhalb des Unternehmens.“
Innere Klarheit bildet die Basis für äußere Ruhe.
4. Reihenfolge und Formate: Wer erfährt es wann – und wie?
Eine gute Dramaturgie stärkt Vertrauen und sorgt für Orientierung.
Sinnvolle Reihenfolge:
- Gesellschafter / Eigentümerkreis – früh, vertraulich, persönlich – Ziel: Einigkeit über Nachfolge, Zeitplan und Story nach außen
- Führungsteam / erweiterte Leitung – persönliches Meeting – Ziel: Sicherheit, Einbindung, Raum für Fragen
- Gesamtes Team – Townhall, Betriebsversammlung, Videobotschaft – abhängig von Größe und Struktur – Ziel: klare Geschichte, klare
- Perspektive, klare Zuständigkeiten
- Kunden, Partner, Öffentlichkeit – abgestimmte Kommunikation, idealerweise gemeinsam mit der Nachfolge – Ziel: Kontinuität,
- Vertrauen, professionelle Außenwirkung
Prinzip: Menschen mit hoher Nähe und Verantwortung erfahren es zuerst – in persönlicher Form.
5. Übergangsphase: Staffelstab klar übergeben
Zwischen Ankündigung und endgültigem Ausstieg entsteht eine Übergangsphase. Je klarer diese Phase gestaltet ist, desto stabiler wirkt das gesamte System.
Wichtige Elemente:
klar definierter Zeitraum (zum Beispiel drei, sechs oder zwölf Monate),
Abgrenzung: Welche Entscheidungen triffst du noch, welche Entscheidungen liegen bereits bei deiner Nachfolge,
klare Botschaft: „In dieser Phase arbeiten wir sichtbar Hand in Hand.“
Beispiel:
„Wir gestalten eine Übergangszeit von sechs Monaten. In dieser Zeit arbeitet Frau/Herr … schrittweise in alle operativen Themen ein, während ich mich Schritt für Schritt aus dem Tagesgeschäft herausziehe. Ab dem … liegt die operative Verantwortung voll bei …“
Damit signalisierst du: Der Staffelstab liegt bereit und wandert bewusst weiter.
6. Botschaften für drei Gruppen: Team, Gesellschafter, Kunden
Das Team
Mitarbeitende fragen sich:
„Wie sicher ist mein Arbeitsplatz?“
„Wer entscheidet künftig?“
„Bleibt unsere Kultur erhalten?“
Deine Botschaft könnte so aufgebaut sein:
Würdigung der gemeinsamen Zeit
– „Wir haben gemeinsam X aufgebaut, Y gemeistert, Z erreicht.“
Klarheit zur Entscheidung
– „Ich trete zum … aus der operativen Geschäftsführung zurück.“
Zukunftsbild
– „Die operative Verantwortung übernimmt ab … Frau/Herr …“
– „Unsere strategische Ausrichtung bleibt bestehen, wir entwickeln sie mit frischen Impulsen weiter.“
Deine zukünftige Rolle
– „Ich begleite das Unternehmen weiterhin in der Rolle als …“
oder
– „Ich widme mich künftig neuen Projekten außerhalb des Unternehmens.“
Gesellschafter
Im Vordergrund stehen:
Governance,
Nachfolge,
wirtschaftliche Perspektive.
Kernbotschaften:
„Ich sehe jetzt einen passenden Zeitpunkt für eine neue operative Führung.“
„Meine Entscheidung basiert auf … (Lebensphase, strategischer Neuanfang, andere Projekte).“
„Ich schlage folgenden Nachfolge- und Übergangsplan vor …“
Hier wirkt eine klare, strukturierte, wenig emotionale Sprache besonders hilfreich.
Kunden und Partner
Kunden fragen:
„Bleibt das Unternehmen verlässlich?“
„Wer ist künftig meine Hauptansprechperson?“
Deine Botschaft:
„Nach vielen Jahren in der operativen Verantwortung richte ich meinen Fokus neu aus.“
„Die operative Führung übernimmt Frau/Herr …, mit dem/der Sie bereits eng zusammenarbeiten.“
„Unsere Qualität, Zuverlässigkeit und Partnerschaft bleiben unverändert unser Maßstab.“
Damit verkörperst du: Der Übergang folgt einem Plan, nicht einem Zufall.
7. Zwei Szenarien: Rollenwechsel vs. kompletter Ausstieg
„Ich gehe raus aus der operativen Rolle“
Beispielsatz im Team-Meeting:
„Nach vielen intensiven Jahren in der operativen Geschäftsführung richte ich meine Rolle neu aus. Ab dem … gebe ich die operative Verantwortung in die Hände von Frau/Herrn …. Ich bleibe dem Unternehmen als Gesellschafter und im Beirat verbunden und begleite weiterhin wichtige strategische Themen. Für euch bedeutet das: Die Ausrichtung bleibt stabil, die operative Führung liegt künftig klar bei …“
Hier stehen Kontinuität, Klarheit und Stärkung der Nachfolge im Vordergrund.
„Ich steige ganz aus“
Beispielsatz:
„Ich habe nach reiflicher Überlegung entschieden, meine Rolle in diesem Unternehmen vollständig zu beenden und mich neuen Projekten zu widmen. Dieser Schritt berührt mich nach vielen gemeinsamen Jahren und fühlt sich zugleich stimmig an. Die operative Führung übernimmt ab … Frau/Herr …, der/die das Unternehmen und viele von euch bereits gut kennt. Ich blicke mit großer Dankbarkeit auf unsere gemeinsame Zeit und wünsche euch und dem Unternehmen eine starke Zukunft.“
Hier wirkt eine Mischung aus Klarheit, Dankbarkeit und Zukunftsorientierung.
8. Satzanfänge, die tragen – inklusive Abschlussformel
Einstieg gegenüber dem Führungsteam
„Ich teile heute mit euch eine Entscheidung, die über längere Zeit in mir gereift ist.“
„Mein Weg in dieser operativen Rolle geht in eine neue Phase.“
„Ich sehe einen guten Zeitpunkt für einen Staffelstabwechsel in der Geschäftsführung.“
Einstieg gegenüber dem Gesamtteam
„Wir stehen heute an einem wichtigen Punkt in der Geschichte unseres Unternehmens.“
„Mit großer Dankbarkeit blicke ich auf die Jahre mit euch und informiere euch heute über meinen nächsten Schritt.“
Einstieg gegenüber Kunden
„Nach vielen Jahren in der operativen Verantwortung richte ich meinen beruflichen Fokus neu aus.“
„Damit Sie die weitere Zusammenarbeit klar einordnen können, stelle ich Ihnen heute meine Nachfolge in der operativen Rolle vor.“
Beispiel für eine Abschluss-Passage im Team-Meeting
„Ich danke euch für Vertrauen, Einsatz und Loyalität in all den Jahren. Ihr habt dieses Unternehmen mitgetragen, gestaltet und stark gemacht. Ich freue mich darauf, euren weiteren Weg aus einer neuen Perspektive zu beobachten – und wünsche euch, der neuen Führung und unserem Unternehmen eine Zukunft, auf die wir alle mit Stolz blicken.“
Diese Sätze geben dir einen Rahmen, den du an deine Sprache anpassen kannst.
9. Umgang mit Emotionen, Fragen und deiner eigenen Abschiedsphase
Deine Ankündigung löst Gefühle aus – bei anderen und bei dir.
Emotionen im Team
Mögliche Reaktionen:
- Überraschung,
- Traurigkeit,
- Sorge,
- Neugier,
- manchmal Erleichterung.
Hilfreich sind drei Elemente:
Wahrnehmen: „Ich sehe, dass diese Nachricht euch bewegt.“
Einladen: „Stellt gern eure Fragen – zu Zeitplan, Nachfolge, Verantwortung.“
Rahmen geben: „Einige Antworten stehen bereits fest, andere entwickeln wir in den nächsten Wochen gemeinsam.“
Du hältst Raum, ohne in Rechtfertigung zu gehen.
Deine eigene Selbstfürsorge
Ein Rollenwechsel oder Ausstieg stellt auch für dich einen tiefen Übergang dar.
Unterstützend wirken:
- ein bewusst gestalteter letzter offizieller Auftritt,
- ein geplanter Abschiedsrahmen mit Team oder Führungskreis,
- Raum für Dankbarkeit und Bilanz („Was habe ich hier geschaffen, was habe ich gelernt?“),
- professionelle Begleitung, wenn viele Emotionen hochkommen.
Damit erlaubst du dir selbst, diese Phase nicht nur zu organisieren, sondern auch innerlich zu integrieren.
10. Deine Haltung: Abschied, Übergang, Würde
Dein Rückzug oder Rollenwechsel spiegelt deine Vorstellung von Führung wider.
Drei Reflexionsfragen zum Abschluss:
Welche Botschaft soll bleiben, wenn Menschen in einigen Jahren an meine Zeit in dieser Rolle denken?
Wie erzähle ich selbst später von diesem Übergang – als Bruch oder als stimmigen Schritt in meiner Biografie?
Welche Form der Ankündigung fühlt sich für mich selbst integer, klar und respektvoll an – mir, dem Unternehmen und den Menschen gegenüber?
Führung bedeutet nicht nur, ein Unternehmen durch Phasen zu steuern.
Führung bedeutet auch, den eigenen Übergang bewusst zu gestalten.
Ein klar kommunizierter Rückzug oder Rollenwechsel sendet eine reife Botschaft:
„Ich trage Verantwortung für dieses Unternehmen – und zugleich Verantwortung für meinen eigenen Lebensweg.“
In dieser Haltung liegt viel Kraft: für dich, für dein Team, für deine Nachfolgerinnen und Nachfolger und für die Geschichte, die das Unternehmen über dich erzählen wird.
Unterstützung
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Autor: Karsten Noack
Erstveröffentlichung: 11. Mai 2008
Überarbeitung: 16. August 2025









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