01577 704 53 56 (Anfragen bitte per Mail) mail@karstennoack.de

Brandbrief: Was ist das und ist es gut oder schlecht?

Brandbrief: Gesetzeswerk, ein Dokument für ein Hilfeersuchen, eine Drohung oder einen schriftlichen Appell.
Brandbrief

Brandbrief

 

In Politik und in der Wirtschaft sind Brandbrief gerade sehr häufig. Aufrütteln, auf Probleme hinweisen. Ist er heutzutage ein empfehlenswertes Mittel?

 

Überblick

 

 

 

 

Brandbrief

 

Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht irgendwer einen Brandbrief schreibt und in Umlauf bringt. In Politik und zunehmend auch in der Wirtschaft taucht der Begriff Brandbrief immer häufiger auf. Aufrütteln, aufwecken, auf Probleme hinweisen soll ein Brandbrief. Das scheinen auch viele Politiker:innen und nun sogar Vorstände von Großunternehmen für eine gute Idee zu halten. Bevor es um die Frage geht, ob er heutzutage ein empfehlenswertes Mittel ist, zuerst ein kurzer Blick auf die Ursprünge des Begriffs.

 

 

 

Der Ursprung des Begriffs

 

Stephan II., Herzog von Bayern hatte 1374 zusammen mit seinem Sohn und Nachfolger Stephan III. mit dem Großen Brandbrief ein Gesetzeswerk zur Sicherung der Straßen und des Warenverkehrs erlassen. Es ging dabei um die Bestrafung von Dieben und Brandstiftern.

Die immer noch gebräuchliche Verwendung des Wortes Brandbrief als eine Aufforderung zur umgehenden Hilfestellung geht auf einen Text aus dem 16. Jahrhundert zurück. Dieser Brandbettelbrief war ein amtliches Schreiben für Menschen, die Haus, Hab und Gut durch einen Brand verloren hatten, sogenannte Abgebrannte. Mit diesem Brandbrief durften sie betteln, erhielten freies Bauholz und waren zur Annahme von Geldschenkungen befugt. Wegen des Missbrauchs wurden Brandbriefe mit Gründung der öffentlichen Feuerversicherungen abgeschafft. Die Bedeutung des Begriffs als dringende und mahnende Aufforderung zur Hilfe ist geblieben.

 

 

 

Brandbriefe als Drohung

 

Eine Enzyklopädie von 1888 beschreibt einen Brandbrief als Androhung von Brandstiftung. Solche Erpressung schien keine Seltenheit gewesen zu sein. Das Strafgesetzbuch des Deutschen Reichs (§ 126) bestrafte deshalb Ende des 19. Jahrhunderts die Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung eines gemeingefährlichen Verbrechens, mit einem Jahr Gefängnis. Dabei wird die Bedrohung mit Brandbriefen explizit genannt.

 

 

 

 

Der Brandbrief als Appell

 

Heute wird ein flammender, schriftlicher Appell als eine Art Notruf, der Missstände anprangert und Abhilfe fordert, als Brandbrief bezeichnet.

 

 

 

Brandbrief: Gut oder schlecht?

 

Brandbriefe sollen für Öffentlichkeit und somit für Druck sorgen. Das kann legitim sein, doch es wirkt auch verzweifelt. Der Brandbrief ist ein Instrument der Machtlosen, derjenigen, die befürchten auf anderen Wegen keine entsprechende Beachtung zu bekommen. Wer Brandbriefe sendet, signalisiert, die Dinge nicht mehr selbst im Griff zu haben. Das mag weise sein, wenn das der Fall ist und anders keine Hilfe zu bekommen ist, doch es senkt den eigenen Status, den Einfluss. Es vermittelt keine Führungsqualitäten, keine Orientierung, es verunsichert. Wer es zu häufig oder unbedacht tut, macht sich unglaubwürdig. Wer die Aufgabe hat, Orientierung zu vermitteln richtet auf diese Weise Schaden an. Die zur Schau gestellte Ohnmacht lässt die besten Leute zuerst das unsichere und möglicherweise sinkende Schiff verlassen. Der Absender des Brandbriefs und das repräsentierte Unternehmen beziehungsweise die Organisation werden dadurch in ihrem Ansehen beschädigt.

In vielen Fällen gäbe es deutlich mächtigere Mittel, direkte Kontakte mit der Zielgruppe, die richtigen Personen an die passenden Stellen setzen und im Dialog bleiben. Mutig für Veränderungen einzutreten kann auf vielen Wegen erfolgen, Brandbriefe gehören nicht zu den ersten Optionen.

Ein Brandbrief ist tendenziell destruktiv, nicht konstruktiv.

P.S.

 

Unter welchen Umständen halten Sie Brandbriefe für angemessen? Besser so, als gar keine Stellung beziehen?

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wenn Sie dieses Formular absenden, dann speichert es den eingegebenen Namen, die Email-Anschrift sowie die Inhalte. Mehr erfahren Sie in der Datenschutzerklärung.

Erst wägen, dann wagen!

Glossar

 

Im Glossar warten Informationen zu gängigen und nicht so gängigen Begriffen rund um die strategische Rhetorik und Kommunikation. Rhetorik, Marketing und Psychologie ergänzen sich. Wo Glossar und Artikel aufhören, fängt die Arbeit mit mir an. Ich sorge dafür, dass du sowohl mit Persönlichkeit als auch Botschaft überzeugst –in Gesprächen und Präsentationen.

 

 

 

Frage ruhig! Wenn du trotz Suche zu einem interessanten Begriff nicht fündig werden, senden mir doch eine Nachricht.

 

 

Dieser Artikel ist ein kurzer Auszug der umfangreicheren Kursunterlagen, die meine Teilnehmer im entsprechenden Gruppen- oder Einzeltraining oder im Coaching erhalten.

Autor: Karsten Noack
Erstveröffentlichung: 24. Mai 2011
Überarbeitung: 27. August 2019
Englische Version:
AN: #322
K: CNB
Ü:

error: Copyright