Wie geht's? Reden über Krankheiten.
Weg mit den Floskeln, her mit guten Gesprächen!
Wie geht’s? Reden über Krankheiten
Die Frage „Wie geht’s?“ ist alltäglich. Die wenigsten Menschen beantworten sie als ernst gemeinte Frage. Wird sie jedoch zu persönlich beantwortet, überfordert das vor allem jene, die nur aus Gewohnheit oder Höflichkeit fragen. Also, was tun, wenn es auf einmal um eine ernste Krankheit geht?
Überblick
Wie geht’s?
Schon die Frage „Wie geht es?“ polarisiert. Manch einer verabscheut sie, weil sie ohnehin nicht ernst gemeint sei. Andere halten sie für eine harmlose Floskel, der mit einer gut gelaunten Floskel begegnet werden sollte. Die wenigsten Menschen beantworten sie als ernst gemeinte Frage. Wird sie zu persönlich beantwortet, überfordert das vor allem jene, die nur aus Gewohnheit oder Höflichkeit fragen, insbesondere, wenn keine enge Bindung zum Gesprächspartner bestehe.
Reden über Krankheiten
Von manchen Menschen wird die Frage „Wie geht es?“ als Einladung verstanden über den aktuellen Gesundheitszustand in erstaunlicher Tiefe zu berichten.
Wer fragt, sollte sich dann halt auch nicht wundern, wenn es eine ehrliche Antwort gibt, oder?
Was tun, wenn wir von dem Kollegen als Antwort so detailreiche Beschreibungen dessen Kopfschmerzen erhalten, dass wir selbst Schmerztabletten nehmen wollen? Was, wenn wir die Nachbarin im Supermarkt treffen und als Antwort statt eines „Alles toll!“ von ihrer Krebsdiagnose hören.
Geteiltes Leid, halbes Leid?
Ob das Sprichwort „Geteiltes Leid, halbes Leid?“ einer statistisch haltbaren Untersuchung standhält, ist zu bezweifeln. So kommt es wohl sehr auf den Kontext und die Beziehung der Beteiligten an.
Wer ständig über jedes Zipperlein jammert, tut weder sich noch dem Umfeld einen Gefallen. Das schadet dem eigenen Ansehen und sorgt nicht gerade dafür, dass andere Menschen die Nähe suchen. Solche Personen werden dann von in Schubladen gesteckt und nicht mehr ernst genommen, wenn sich die Depression als leichte Melancholie entpuppt und der gelegentliche Kopfschmerz jedes Mal zur Jahrhundertmigräne ausgeschmückt wird.
Auch sonst ist das zu häufige Reden über Krankheiten wohl nicht so gut für Seele und Gesamtzustand. Der ständige Fokus auf Probleme schränkt Wahrnehmung, Denken und Handeln ein, senkt die Lebensqualität zusätzlich. Das macht noch unglücklicher! Zu viel Fokus auf Krankheiten ist furchtbar, gar nicht, ist aber auch keine Lösung.
Eine vertrauensvolle Offenbarung im entsprechenden Rahmen ist bei wirklichem Leidensdruck etwas, das hingegen sehr guttun kann. Das ist dann ja auch ein Vertrauensbeweis, ein Hinweis auf die gesehene Bedeutung der Beziehung sein. Doch das findet am besten nicht zwischen Tür und Angel statt, sondern im geschützten Rahmen.
Also lieber nicht fragen?
Wenn ein Mensch einen anderen im Alltag danach fragt, wie es ihm geht, handelt es sich meist nur um eine Höflichkeitsfloskel. Deswegen mag ich diese Frage nicht sehr. Besonders häufig und oberflächlich erscheint sie mir in den USA, wo das „How are you?“ oder „How you doin‘?“ so oft zu hören ist wie bei uns das „Hallo!“. Ich kenne die Funktion. Sich derart positiv zu begegnen, macht das Miteinanderleben einfacher. Es entsteht eine freundliche Grundstimmung. Trotzdem wirkt es immer wieder etwas befremdlich auf mich. Ich finde es schöner, wenn wir das was wir sagen auch tatsächlich so meinen. Zugegeben, häufig rutscht ein „Wie geht’s?“ ganz automatisch heraus. Doch genau daran arbeiten präsente Zeitgenossen und meinen stattdessen auch, was sie sagen.
Wer fragt, sollte damit rechnen, eine ehrliche Antwort zu bekommen. Wer damit nicht umgehen kann, sollte gar nicht erst fragen. Wenn Sie allerdings fragen, dann dürfen Sie die Reaktion auch entgegennehmen.
Was tun, wenn die Antwort betroffen macht?
Wie reagieren wir angemessen auf solche Offenbarungen? Welche Reaktionen und Worte sind angemessen – und wann sollten wir lieber schweigen? Darauf ist kaum jemand vorbereitet. Deshalb erwischt uns so etwas meist eiskalt.
Es hilft ein gutes Gespür dafür zu haben, wie tiefes Nachfragen gewünscht wird. Es ist gut echtes Mitgefühl zu zeigen, doch hat keiner etwas davon, wenn nun der Erkrankte seine Gesprächspartner trösten muss. „Kopf hoch!“, „Du schaffst das schon“ oder das Einfordern eines Versprechens wieder ganz gesund zu werden sind selten hilfreich und können gerade bei lebensbedrohlichen Krankheiten als Zumutung empfunden werden. So etwas ist ebenso wenig hilfreich, wie noch so wohlgemeinte Ratschläge oder überzogene Aufmunterungsversuche. Oft die beste Reaktion: Zuhören, ganz ehrlich zuhören! Ansonsten hilft es, zu fragen, welche Erwartungen vorhanden sind.
Während gut ausgebildete Therapeuten gelernt haben, auf sich und ihr Gemüt Acht zu geben, ist das keine Selbstverständlichkeit. Sie dürfen auf sich achten und das auch respektvoll aussprechen. Es gibt Situationen, für die gibt es keine vorgefertigten Lösungen.
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Dieser Artikel ist ein kurzer Auszug der umfangreicheren Kursunterlagen, die meine Teilnehmer im entsprechenden Gruppen- oder Einzeltraining oder im Coaching erhalten.
Autor: Karsten Noack
Erstveröffentlichung: 11. Juni 2012
Überarbeitung: 13. September 2019
AN: #3133
K: CNB
Ü:
Wie ich diese Frage verabscheue! Der Artikel trifft es auf den Punkt!