Pinkwashing: Manchmal berechtigte Kritik, manchmal Manipulationsversuch durch Manipulationsvorwurf
Ernstgemeintes Engagement oder Heuchelei? Pink gespült - wenn Unternehmen ihre wahre Ausrichtung beim Thema LGBT verbergenPinkwashing
Was ist Pinkwashing und wer beabsichtigt damit was?
Überblick
Engagement oder Heuchelei?
Weltoffenheit und Vielfalt leben hoch, „Diversity“ wird zum Buzzword. So wollen nun auch jene vom positiven Image beispielsweise des CSD in Berlin profitieren.
Einige Unternehmen schreiben sich ihre Toleranz und LGBT-Freundlichkeit — auch LGBTI (Lesbian, Gay, Bisexual und Transgender), LGBTQ, LGBTIQ, LSBTTIQ (lesbische, schwule, bisexuelle, transsexuelle, transgender, intersexuelle und queere Menschen), es werden immer mehr Buchstaben (Wie wäre es mit D für Diversity?) — auf den Fahnen und auch anderswo.
Auf Veranstaltungen, wie dem Umzug des Berliner CSD, platzieren auch Unternehmen und Organisationen ihr Logo. Eine kurze Recherche im Internet bestätigt, dass zahlreiche, auch internationale, Unternehmen und Organisationen, auch politische, sich an das Thema heften. Das ist an sich wohl noch nicht so recht verwerflich, wenn es ehrlich gemeint ist.
Doch irgendetwas stimmt da manchmal nicht, es fühl sich nicht authentisch an. Allein mir fehlt mitunter der Glaube an die Aufrichtigkeit. Vielleicht bin ich da auch nur zu pessimistisch. Nicht alle Erklärungen wirken gleichermaßen glaubhaft, manche eher nach kalkuliertem Trittbrettfahren. Wie ehrlich es tatsächlich gemeint ist wissen allerdings nur die Organisatoren selbst.
Pinkwashing?
Pinkwashing umfasst Marketingstrategien und politische Strategien, um sich mit der LGBT-Bewegung zu identifizieren und so Produkte zu vermarkten, Länder, Regionen, Personen, Parteien oder andere Organisationen gut modern, fortschrittlich und tolerant aussehen zu lassen.
Immer wieder ist nun von Pinkwashing und Homonationalismus zu lesen. Kritik zielt oft auf die Vereinnahmung von Themen der LGBT-Bewegung durch den gesellschaftlichen Mainstream, nationalistische Politik und andere Interessen.
Die Meinungen dazu, wo Pinkwashing beginnt und welche Formen akzeptabel sind, werden oft kontrovers geführt. Sowohl der berechnende Einsatz von Pinkwashing als auch manche halbseidener Pinkwashing-Vorwurf sind Versuche der Manipulation. Propaganda hat viele Formen, es lohnt sich genauer hinzusehen, um zu erkennen, welche Interessen am Werk sind.
Begriffsursprung
US-amerikanische Kosmetik- und Pharmafirmen warben auf ihren Produkten mit rosa Schleifen – dem Symbol für das Engagement gegen Brustkrebs. Das Heikle daran war, dass deren Produkte verdächtigt wurden, krebserregend zu sein. Die rosa Schleife wurde daraufhin in diesem Zusammenhang nicht als ehrliches Engagements, sondern als Heuchelei empfunden, als Marketingmaßnahme. Das wurde daraufhin als Pinkwashing bezeichnet, sozusagen in Ablehnung an Whitewashing beziehungsweise Schönfärberei.
Ergänzende Artikel
- Greenwashing: Grünfärberei ist das schwarze Schaf der CSR
- 15 Wege, um mit schmutzigen Tricks Debatten zu gewinnen
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Volker am 25. August 2018 um 17:54
Unternehmen sind ja auch auf Profit aus und nicht auf Weltverbesserung.
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Die Artikel sind meist kurze Auszüge der umfangreicheren Kursunterlagen, die Teilnehmende im entsprechenden Gruppen- oder Einzeltraining oder im Coaching erhalten.
Autor: Karsten Noack
Erstveröffentlichung: 28. Juli 2015
Überarbeitung: 25. Juni 2019
AN: #8150
Ü:
K:
Unternehmen sind ja auch auf Profit aus und nicht auf Weltverbesserung.
Es geht um Profit, ja!
Wobei sich Profit und Verantwortung nicht ausschließen müssen.
Unappetitlich wird es aus meiner Sicht, wenn die Absicht durch Inkongruenz so offensichtlich wird, dass es Beobachter beleidigt.