Analyse Donald Trumps Körpersprache in Brüssel beim NATO-Gipfel
Donald Trump, Emmanuel Macron, Angela Merkel, Duško Marković und ein paar Handschläge
Donald Trumps Körpersprache in Brüssel beim NATO-Gipfel
Es ist natürlich reine Spekulation, dass Donald Trump mit seinem Verhalten etwas kompensieren möchte. Allerdings spricht so einiges dafür.
Ich schätze, die meisten Menschen stimmen mir zu, dass Trump als Alpha-Männchen betrachtet werden möchte. Und tatsächlich brauchen wir uns auch nur die Körpersprache anzuschauen, um sehr viele Hinweise darauf zu finden.
Es scheint so wichtig für ihn zu sein, dieses Bedürfnis zu befriedigen, dass seine verzweifelten Versuche oft eher als Zeichen der Unsicherheit wahrgenommen werden, denn als Zeichen der Stärke. Jemand mit einem starken Selbstvertrauen würde das nicht tun. Allerdings ist es hilfreich, sich frühere US-Präsidenten anzuschauen; die meisten von ihnen zeigten einige Formen von Alphatierverhalten, selbst Barack Obama. So machen US-Präsidenten das halt für Ihr Publikum zu Hause! Doch all das ist weitgehend harmlos im Vergleich zu Donald Trumps eigenartigem Verhalten und die Handshake-Gates, die schon weltweit für Verwunderung gesorgt haben.
Willkommen
NATO-Gipfel am 25. Mai 2017 in Brüssel. Erst schreitet Macron direkt auf dessen Höhe auf Donald Trump zu und weicht dann überraschend zu Angela Merkel hinüber. Was hat das zu bedeuten? Soweit es Macron betrifft, ist Merkel die wichtigste Person bei den Anwesenden und außerdem ist sie ja auch eine Frau, erinnert mich meine Assistentin. Entsprechende Experten für die Etikette und Protokoll können hier sicherlich Klarheit schaffen, was sich gehört. Wir können nur spekulieren, was es damit auf sich hat.
Während er zu ihr herüber schwenkt, können wir Trumps konzentrierte Mimik sehen, so als würde er denken; „Halt! Moment mal, ich bin hier die wichtigste Person!“. Macron scheint es jedenfalls etwas anders zu sehen und Trump ist darüber nicht sehr erfreut. Und das wird er sich nicht gefallen lassen. Es ist wohl an der Zeit, Macron zu zeigen, wer hier der Chef ist. Und das macht er sehr aggressiv deutlich. Trump zieht bei der Begrüßung Macron in die Richtung seines Gesichtes und eine plausible Denkblase wäre; „Du wirst tun, was ich möchte, ob du es willst oder nicht!“. Macron versucht daraufhin aus dieser unangenehmen Situation zu entfliehen. Er legt seine Arme auf Trump, um ihn am weiteren Heranziehen zu hindern. Ein Verhalten, das auch auf einem Schulhof erwartet werden könnte und bei einem Treffen von Staatsoberhäuptern wohl eher als unangebracht gelten sollte.
Zweiter Handschlag
Beim Mittagessen in der US-Botschaft von Brüssel scheint Macron auf weitere Spielchen von Trump vorbereitet zu sein. Als wenn der erste Handschlag nicht peinlich genug gewesen wäre, sehen wir hier die beiden bei einem Handschlag, der so lange dauert, dass sich die Knöchel der Hände dabei weiß entfärben.
Beim Treffen der beiden sind einige skurrile Momente zu beobachten. Trump, gewöhnt körpersprachliche Machtspiele zur Unterstreichung seiner Männlichkeit und Statusanspruchs bei jeder öffentlichen Veranstaltung an den Tag zu legen, ist diesmal offensichtlich der Unterlegene.
Das zur Schau getragene Machtspiel während des Handschlags, etwas Testosteron und einen eisernen Griff später, versucht Trump der Situation zu entkommen. Normalerweise kennt er diese Situation von der anderen Seite. Im Video können wir sehen; die Handknöchel der beiden werden weiß, ein kleines Armgerangel, alle Muskeln sind angespannt, auch im Gesicht; wir sehen wie die Kiefermuskeln hart werden. Dann scheint Trump bereit zu sein, die Hand wegzuziehen. Doch er muss noch etwas warten, bis er sie zurück ziehen darf. Und der Gewinner ist, wenn wir das tatsächlich als Wettbewerb betrachten, Emmanuel Macron.
Body Check
Trump schiebt wütend den Premierminister von Montenegro, Duško Marković, zur Seite, um unsanft dessen Platz in der ersten Reihe zu ergattern. Es wäre ja noch schöner! Da ist eine gute Portion Aggression wohl aus seiner Sicht angebracht. Nachdem es ihm gelungen ist, Marković zur Seite zu schieben, zeigt er ein sehr unnatürliches Mienenspiel und Verhalten; er drückt seinen Kopf nach hinten und streckt sein Kinn nach vorne. Es handelt sich um eine sehr arrogant wirkende Pose, so als würde er auf andere hinunterschauen. Etwas, das weder angebracht ist, noch als Zeichen natürlichen Selbstvertrauens gilt.
Dieses Verhalten zeigt Trump relativ häufig, wenn er sich etwas bedroht fühlt. Es scheint ein erlerntes Verhalten zu sein. Im Anschluss an diese arrogante Körperhaltung empfindet er wohl eine sehr deutliche Verwundbarkeit, denn seine Haltung geht in das sogenannte Feigenblatt. In diese Körperhaltung begeben wir uns normalerweise nur, um sehr verwundbare Teile des Körpers zu schützen, also wenn wir uns angreifbar und unsicher fühlen. Ich weiß nicht, was die Dame zu ihm sagt, mit der er sich dann unterhält. Es würde mich jedoch nicht wundern, wenn es etwas ist, dass ihm missfällt, denn seine Mimik sieht so aus, als würde er wie ein Kind zurechtgewiesen.
Anmerkungen
In den Beiträgen der Serien Körpersprache und Rhetorik-Check geht es darum die rhetorische Wirkung ausgewählter Personen zu analysieren. Jegliche politische Bewertung bleibt dabei außen vor und ist auch in den Kommentaren nicht erwünscht. Stattdessen geht es darum anhand der Beispiele zu erkennen was unter welchen Umständen funktioniert und was nicht, was lässt sich für eigene Zwecke lernen. Mit anderen Worten; es geht nicht um das Nörgeln, sondern das Aufdecken von Potenzialen.
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