Wie viel kann das Publikum in Reden und Präsentationen aufnehmen?

Die Menge an Informationen in Reden und Präsentationen: Wie viele Informationen verträgt der Redeinhalt?
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Informationsgehalt in Reden und Präsentationen

 

Ein Redebeitrag steht an. Wenn ich von einem Thema wirklich begeistert bin und das vermitteln will, dann möchte ich möglichst viel von meiner Begeisterung und meinem Wissen mit dem Publikum teilen.

Wenn wir eine Präsentation vorbereiten, vernachlässigen wir in unserem Enthusiasmus und unserer Fachkenntnis oft die Fähigkeit unserer Zuhörer, Informationen aufzunehmen. Viele Redner und Rednerinnen gehen von einer „Mehr ist besser“-Mentalität aus und wollen kein Detail auslassen, das irgendwie, vielleicht, vielleicht relevant sein könnte.

Das Ergebnis ist jedoch etwas ganz anderes als das, was wir beabsichtigen. Anstatt unsere Zuhörenden mit unserem Wissen und unserem tiefen Verständnis zu beeindrucken und sie zu motivieren, sich auf unsere Botschaft einzulassen, stiften wir nur allzu oft Verwirrung und Überforderung beim Publikum.

Es wird in Präsentationen und Reden oft viel zu viel Wissen gepackt. So weit, so verständlich. Weshalb sollte das eine weniger gute Idee sein und was ist besser? Hier kommt die Antwort.

Antworten auf häufige Fragen

Wie groß ist der menschliche Arbeitsspeicher?

Es sind sehr unterschiedliche Angaben zum Gesamtspeicher des menschlichen Gehirns zu finden.

Was besagt die Millersche Zahl?

Die Millersche Zahl besagt, dass Mensch maximal 7±2 an Informationseinheiten (auch „Chunks“ genannt) im Kurzzeitgedächtnisses handhaben kann.

Wie groß ist das Kurzzeitgedächtnis?

Das Arbeitsgedächtnis, auch Kurzzeitgedächtnis genannt, speichert Informationen etwa 20 bis 45 Sekunden entsprechend der Millerschen Zahl. Es ist jedoch möglich, diese Zeit zu verlängern, indem man die Zahlenfolge wiederholt, oder den Elementen eine Bedeutung gibt.

Was sagt die Vergessenskurve aus?

Die Vergessenskurve veranschaulicht den Grad des Vergessens innerhalb einer bestimmten Zeit. Insbesondere Rednerinnen und Redner überschätzen häufig die Aufnahme- und Erinnerungsfähigkeit des Publikums und wundern sich dann über die ausbleibende Wirkung.

Wie viele Informationen gehören in Reden und Präsentationen?

 

Ich möchte möglichst viel von meinem Wissen mit dem Publikum teilen. Mir geht es genauso, wie vielen anderen Rednern. Darum ist oft zu viel Wissen in Präsentationen und Reden.

Das ist gut so. Doch es schadet. Eine Rede oder Präsentation ist nicht wirklich der ideale Weg, um viel Wissen zu vermitteln. In schriftlicher Form lässt sich viel besser und schneller Wissen aufnehmen. Menschen können meistens schneller lesen als Redner reden. Wenn eine Botschaft durch Reden oder Präsentationen verbreitet wird, dann weil es um etwas anderes geht. Und daran sollten wir denken. Jedes Medium hat seine eigenen Vorteile. Deswegen ist es wichtig, sich vor einer Rede oder Präsentation die Frage zu stellen, warum schreibe ich es nicht lieber auf und sende es per E-Mail? Wie sorge ich dafür, dass mein Redebeitrag nicht zu viele Informationen enthält?

Bei Redebeiträgen geht es hauptsächlich darum, bestimmte Aspekte hervorzuheben und durch persönliches Engagement die Bedeutung zu vermitteln. Das Publikum kann dann sehen, ob die Redner das glauben, was sie sagen. Und es kann selbst entscheiden, was sie denken.

Wer in der Lage ist, überzeugend vor Menschen zu sprechen, kann dies direkt vor Publikum tun.

Du solltest darüber nachdenken, welche Informationen besonders hilfreich sind. Ab einem gewissen Punkt führt jedes zusätzliche Wort dazu, dass ein Gedanke, der noch nicht verarbeitet und integriert wurde, hinten wieder hinausfällt. Das hilft nicht weiter und führt dazu, dass es irgendwann gar nichts mehr geht. Wir sind überlastet! Überlastet! Pappsatt!

 

 

 

Was beeinflusst die Aufnahmefähigkeit des Publikums?

 

 

 

1. Menge an Informationen

 

Die Menge an Informationen, die in einer Präsentation enthalten sind, haben einen großen Einfluss auf die Aufnahmefähigkeit des Publikums.

Wenn du deine Präsentation vorbereitest, solltest du dich fragen:

  • „Was ist meine entscheidende Botschaft?“
  • „Was ist die eine Sache, an die sich die Leute erinnern sollen, wenn sie die Präsentation verlassen?“

 

Wenn du all deine Daten und Informationen durch diese Fragen filterst, wird dir klarer, welche Inhalte entscheidend sind und welche einfach nur gut zu wissen sind und in Handouts oder als Nachbereitung der Präsentation zur Verfügung gestellt werden können.

 

 

 

2. Sprechgeschwindigkeit

 

Wenn du zu langsam sprichst, kann es sein, dass sich die Zuhörer/innen langweilen und den Kopf abschalten. Wenn du zu schnell sprichst, kann es sein, dass die Zuhörer/innen der Präsentation nicht folgen können, vor allem, wenn es sich um komplexe Inhalte handelt. Nimm deine Präsentation auf, wenn du sie probst, und sieh dir an, wie das Tempo klingt, wenn du sie abspielst. Da es für uns manchmal schwierig ist, unsere eigene Stimme objektiv zu beurteilen, solltest du einen Kollegen bitten, zuzuhören.

Mehr dazu im Beitrag Redegeschwindigkeit: Tipps für die richtige Sprechgeschwindigkeit in Gesprächen, Reden, Präsentationen

 

 

 

3. Komplexität der Informationen

Je komplexer deine Daten sind, desto schwieriger wird es für dein Publikum, sie zu verarbeiten. Recherchiere bei deiner Vorbereitung, was deine Zuhörenden bereits über dein Thema wissen, damit du den angemessenen Komplexitätsgrad für deine Präsentation bestimmen kannst.

Achte auf nonverbale Hinweise des Publikums, wie Stirnrunzeln und verwirrte Blicke, damit du erkennst, wenn es. Klärungsbedarf gibt. Sei bereit, einen Punkt noch einmal zu erklären oder ein Beispiel zu geben, um das Verständnis zu verbessern.

 

 

 

4. Wahl der Sprache

 

Wähle Wörter, die es den Zuhörenden leicht machen, deine Informationen zu verstehen und sich zu merken. Vermeide Fachjargon, es sei denn, er wird von den Zuhörern gut verstanden. Verwende anschauliche, farbige Wörter. Sprich auf einem Wortschatzniveau, das für dein Publikum angemessen ist. Wenn die Zuhörenden viel Energie aufwenden müssen, um zu entschlüsseln, was du sagen willst, werden sie weniger Zeit haben, um zu verstehen, was du sagen willst.

 

 

 

5. Aufbereitung

Organisation des Materials. Selbst die komplexesten Informationen lassen sich leichter aufnehmen, wenn sie logisch und übersichtlich präsentiert werden. Erstelle eine Gliederung deiner Präsentation, wenn du sie entwirfst, denn eine Gliederung zeigt den Fluss und die Abfolge deutlicher. Gliedere dein Material so, dass es in logische Module zerfällt. Verwende Überleitungen zwischen den Modulen, um den Zuhörern den Übergang zu einem neuen Abschnitt zu erleichtern. Fasse häufig zusammen.

 

 

 

Die Aufnahmefähigkeit fördern

 

Du kannst Einfluss auf die Aufnahmefähigkeit nehmen. Einiges kann einen Unterschied machen, ob die Zuhörenden deine Informationen verinnerlichen und sich daran erinnern können oder ob sie sich kurz, nachdem sie die Präsentation verlassen haben, nicht mehr an das erinnern können, was du gesagt hast.

 

 

1. Geschichten

Geschichten sind ein besonders wirkungsvolles Mittel, um den Zuhörern zu helfen, die wichtigsten Punkte im Gedächtnis zu behalten, denn sie sind von menschlichem Interesse: Charaktere, Szenarien, Spannung und Auflösung. Erfinde Geschichten, die deine Kernbotschaft unterstützen, und übe sie so oft, bis du das Timing und die Intonation perfekt drauf hast.

 

 

 

2. Visuelle Elemente

Wenn du relevante und ansprechende Bilder oder Diagramme auf deinen Folien verwendest, kann das Publikum deine Botschaft besser aufnehmen.

Eine Folie nach der anderen mit wortreichen Aufzählungspunkten wird nicht nur langweilig, sondern erschwert auch die Aufmerksamkeit der Zuhörer/innen, da sie ihre Aufmerksamkeit zwischen dem, was du sagst, und dem, was auf der Folie steht, aufteilen müssen. Requisiten und Bilder können das Verständnis und die Erinnerung fördern und lenken nicht wie gedruckte Wörter von der mündlichen Präsentation ab.

 

 

 

3. Beispiele

 

Beispiele sind von der Wirkung her eng mit Geschichten verwandt und helfen den Zuhörern, Relevanz und Anwendung zu verstehen. Wenn du deine Präsentation vorbereitest, entwickle zahlreiche Beispiele, die die Zuhörer/innen ansprechen, vielleicht anhand von Personen oder Arbeitssituationen, die ihnen vertraut sind.

 

 

Also; weniger ist meist mehr!

 

Also: Weniger ist mehr! Entscheide weise, was du vermitteln willst, was dem Anliegen dient und was schadet. Was bewegt das Publikum, was will und was sollte es hören, was ist relevant?

Du kannst trotzdem ausführlich informieren. Über das von normalen Menschen aufnehmbare Maß hinaus, können die Informationen und Details ja zusätzlich auch als Dokument angeboten werden.

Also, sorge dafür, dass dein Redebeitrag etwas leistet, das Papier so nicht könnte vermitteln kann.

 

 

 

Und woher weißt du, was wichtig ist?

 

Bevor du beginnst, deine Rede vorzubereiten, schreibe deine Kernbotschaft auf einem Stück Papier. Behalte diese Notiz bei der Vorbereitung deiner Präsentation im Auge. Menschen, die Dinge tun, ohne tatsächlich zu verstehen, was ihre wahre Absicht ist, erzeugen regelmäßig Verwirrung.
 
Alles in der Rede bezieht sich auf diese Absicht, diese Kernbotschaft. Überprüfe deine Rede genau, achte auf jede Phrase, jede Information, ob sie diesem Zweck dient. Das kann bedeuten, dass du Teile, die du am meisten magst, entfernst. Wie auch immer, wenn etwas nicht hilfreich ist und deine zentrale Botschaft unterstützt, lösche es. Füge keine Elemente ein, die nicht dem definierten Ziel dienen.

 

 

 

Fokus

 

Mache dem Publikum durch die Redestruktur deutlich, welche Aussagen besonders wichtig sind. Verwenden eine Redestruktur, um die wichtigsten Punkte in logischer Reihenfolge hervorheben. Wenn du lange bei einem unwichtigeren Aspekt verharrst, dann wird das Publikum vermuten, er wäre wichtig. Wiederhole die wichtigsten Aussagen. Die Wiederholung ist ein mächtiges Werkzeug in der Rede.

P.S.​

 

Wie viele Informationen verträgt der Inhalt von Reden und Präsentationen?​ Woran orientierst du dich? Welche anderen Techniken hast du eingesetzt, damit deine Zuhörer/innen deine Botschaft besser aufnehmen?

Vorsicht, Kommentare!

 

Meiner Bestimmung als Schreiber nach bin ich fürs Schreiben da und du als Leserin oder Leser bist zuständig fürs Lesen. Wenn du nun auch schreiben und ich lesen muss, bringst du hier alles durcheinander. Nur mal so.

Fühle dich gerade dazu ermuntert, ich mag das!

 

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Autor: Karsten Noack
Erstveröffentlichung: 12. März 2020
Überarbeitung: 7. April 2020
AN: #217
K: CNC
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