Rhetorik und Körpersprache von Markus Söder
Gedanken zu BeobachtungenMarkus Söder
Wie steht es mit der Körpersprache und der Rhetorik von Markus Söder? Wie lässt sie sich interpretieren und was wirkt wie im Hinblick auf eine Kanzlerkandidatur?
Überblick
Was jemand denkt, erkennen wir weniger an den Worten, als vielmehr am Verhalten.
Körpersprache und Rhetorik von Markus Söder
Die Situation in Deutschland wird unterschiedlich bewertet und beeinflusst Wahrnehmung, Denken und Verhalten der Menschen. Es ist an vielen Stellen Verunsicherung spürbar. Wem es gelingt hier Sicherheit zu vermitteln, der kann damit als Politiker:innen punkten. Und, weil das über die Erscheinung maßgeblich mit der Rhetorik und Körpersprache vermittelt wird, lohnt es sich bei Kandidaten genau hinzuschauen, ob das ihre Stärke ist. In der Wahrnehmung scheinen das viele Menschen Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder zuzusprechen. Zugegeben: Wahrnehmung wird von vielen Faktoren beeinflusst. Ich habe mir einige seiner Redeauftritte angeschaut. Dieser Beitrag (Work in Progress) konzentriert sich auf:
a. Rhetorik
Markus Söder wirkt bei vielen Redegelegenheiten, als würde er frei sprechen. Das hat eine sehr positive Wirkung.
In seinen Redebeiträgen holt er das Publikum ab und fördert gleich zu Anfang Rapport.
Der Redeaufbau ist bei vorbereiteten Reden logisch, durchdacht und systematisch.
Er spricht häufig über aktuelle Themen, oft auf eine sehr vage Weise, die nicht wirklich greifbar ist. Das werden einige Zuhörer als Fluff empfinden, andere finden sich so leichter wieder.
Sprachlich setzt er sehr viele Weichmacher ein, was bei aufmerksamen Beobachtern die Glaubwürdigkeit senkt. So ist er weniger verantwortlich für das, was er äußert.
Er nutzt häufiger rhetorische Fragen, um Botschaften vorzubereiten.
Einige seiner Aussagen haben das Potenzial für Schlagzeilen und twitter.
b. Gestik
Seine Gestik ist sicher und ausdrucksstark. Er beherrscht einige positive Gesten. Da er für das Bestehende und Kontinuität steht, ist seine Gestik passend, ruhiger und souveräner. Noch zurückhaltender darf seine Gestik jedoch nicht ausfallen. Es wirkt zwar stabiler, jedoch auch weniger kämpferisch und durchsetzungsstark.
c. Mimik
Seine Mimik ist weitgehend freundlich und sympathisch.
Er lächelt häufig so, als würde er etwas wissen, das andere gerade übersehen. Dabei achtet er darauf, nicht arrogant zu wirken. Die Interpretation seines Lächelns wird wohl je nach Beziehung der Beobachter zu ihm unterschiedlich ausfallen; als spitzbübisch, freundlich oder arrogant.
Geht es um ein ernstes Thema, dann zieht er die Stirn oft in Falten und signalisiert so Ernsthaftigkeit.
Er ist sich der Wirkung von Blickkontakt durchaus bewusst und berücksichtigt das meist. In Interviews wandert sein Blick allerdings häufiger ins Nichts, so als würde er dort nach Antworten oder Worten suchen. Sein Umgang mit der Kamera hat Potenzial, verbessert zu werden. Erstaunlich, im Hinblick auf die umfangreichen Erfahrungen, die er schon mit Medien gemacht haben dürfte.
Bei zahlreichen Gelegenheiten ist zu sehen, wie Söder ihm unangenehme Menschen von der Seite anschaut. Das vermittelt nicht gerade Respekt und fällt auch Beobachtern auf.
Er nickt sehr häufig und das wirkt sowohl verstärkend als auch ansteckend.
d. Haltung und sonstige Körpersprache
Er verhält sich so, wie viele Wähler sich einen Kanzler wünschen, als Alphatier. Breiter Stand, massiver Gang unterstreichen seine Größe. All das unterstreicht Status, Sicherheit und Glaubwürdigkeit. Deshalb vermeidet er auch hektische schnelle Bewegungen, denn das würde dem beabsichtigten Eindruck schaden.
Demonstrativ steht er bei Pressekonferenzen in seiner Rolle als Ministerpräsident auf einem Bein, so als wäre er zuversichtlich, locker und keine Gefahr. Wenn es erforderlich ist, wechselt er zu einem ruhigen Stand auf beiden Beinen. Wann immer er kann vermittelt er Ruhe, Geradlinigkeit und Unaufgeregtheit.
Im Vergleich zu den meisten Konkurrenten vermittelt er Entschlossenheit und sogar Jugendlichkeit. Im Vergleich! Was er in der aktuellen Situation als Ruhe und Beständigkeit vermittelt, könnte außerhalb einer Krise als fehlender Enthusiasmus empfunden werden.
Er könnte seine vermittelte Souveränität steigern, indem er sich anderen Menschen ruhig etwas mehr zuwendet.
e. Stimme
Der Stimmeinsatz ist lebendig. Seine Satzmelodie ist eigen. Doch da er langsam und ruhig spricht, wirkt das sympathisch.
Wenn er überbetont, dann auch als sogenannte analoge Markierungen.
Fülllaute, wie Ähhs, sind in vertretbarem Maße bei ihm zu hören.
Pausen werden von ihm vielfältig genutzt. Er steigert so die Wirkung von Aussagen. Häufig setzt er Pausen vor wichtigen Aussagen ein, um die Dramaturgie zu steigern und so die Aufmerksamkeit zu erhöhen.
Wird er inhaltlich persönlicher, dann reduziert er wirksam sein Sprechtempo. So wirkt er nachdenklicher und menschlicher.
Kirche, Dorf und Körpersprache
Eine direkte Übersetzung, womöglich sogar einzelner, körpersprachlicher Elemente gehört in die Unterhaltungsbranche. Ohne das erforderliche Kalibrieren ist die Aussagekraft gering, Interpretationen willkürlich. Erst in der Gesamtbetrachtung einiger Signale der Körpersprache (Mimik, Blick, Gestik, Stimme, Haltung etc.) im Kontext lassen sich Hinweise gewinnen und auch die sind nicht automatisch als Wahrheit zu betrachten.
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Die Artikel sind meist kurze Auszüge der umfangreicheren Kursunterlagen, die Teilnehmende im entsprechenden Gruppen- oder Einzeltraining oder im Coaching erhalten.
Autor: Karsten Noack
Erstveröffentlichung: 23. Juli2021
Überarbeitung: 13. April 2021
AN: #943
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Schade, das er nicht Kanzlerkandidat wurde. Ich finde seine Auftritte interessant und hätte gerne mehr gelernt.