Sind die Glücklichen neugierig, oder die Neugierigen glücklich?
Tagesmotto*: Chancen und Risiken von Neugier

Neugier
Die Neugier beeinflusst das Verhalten. Wer nicht fragt, bleibt dumm. Neugier und Entdeckergeist liefern den Antrieb, die Motivation. Neugier macht kreativ, hilft beim Lernen und löst im Gehirn echte Glücksgefühle aus. Sie hat allerdings bei einige Menschen einen fragwürdigen Ruf. Ist Neugier nun eine gute oder schlechte Angewohnheit und welche Rolle spielt sie in unserem Leben?
Neugier: Tödlich oder bereichernd?
Hilfe! Beim Thema Neugier bieten sich so viele Aspekte für eine genauere Betrachtung an. Wie gut, dass es die Möglichkeit für Kommentare gibt. Da können wir das zu einer runden Angelegenheit machen.
Neugier hat einen zweifelhaften Ruf
1. Ablenkung
Bei Neugier denken einige Menschen zuerst an jene Zeitgenossen, die ihre Nase überall hineinstecken müssen. Ja, nicht jeder hält sich an die sozial verträglichen Grenzen.
In einigen Bereichen wird die Gier deutlicher. Neugier ist an einigen Stellen zum Selbstzweck geworden. Wir gieren nach Neuigkeiten, weil sie Neuigkeiten sind. Weil wir das Gefühl haben, die Befriedigung der Neugier würde uns zufrieden stellen. Doch das Bedürfnis wird nicht dauerhaft bedient. Außerdem ist der Informationsgehalt an vielen Stellen eher mager.
In den Boulevardmagazinen und sozialen Medien saugen viele Menschen, wie Süchtige, jeden noch so privaten Einblick ein. Früher bedienten Paparazzi und heute überwiegend Smartphones die visuellen Bedürfnisse. Weiter bringen diese Informationsschnipsel wohl kaum jemanden. Während die Suche nach Erkenntnis mit Aufwand verbunden und doch lohnenswert ist, widmet sich die gierige Form der Bedürfnisbefriedigung der leichten Kost und ist eher Ablenkung.
2. Die Büchse der Pandora und andere Risiken
Neugier ist eine wichtige menschliche Eigenschaft. Seit Beginn der Menschheitsgeschichte hat sie dafür gesorgt, dass wir neue Erkenntnisse gewinnen. Die Neugier ist wesentlich für Neuerungen, sie hat uns das Feuer, Medizin und die Mondfahrt gebracht. Allerdings sorgt sie auch immer wieder dafür, dass Grenzen überschritten werden, die wir lieber hätten respektieren sollen. Neugier ohne Moral kann dazu führen, dass die Kiste der Pandora geöffnet wird.
Pandora? Die griechische Sage berichtet beispielsweise von einem Zwischenfall. Es war Göttervater Zeus, der Pandora mit einer Büchse zu den Menschen schickte. Er bestand darauf, dass die verschlossene Büchse unter keinen Umständen geöffnet werden dürfe. Es kam, wie es kommen musste; Pandora war viel zu neugierig und öffnete die Büchse. Dadurch entwich der Inhalt mit Krankheiten, Leid, Tod. Die machen sich nun nicht sehr erfreulich auf der Erde bemerkbar.
Wenn wir uns in Gefahr bringen, ist erschreckend oft die Neugier daran schuld. Es treibt uns der Wissensdurst dazu an, verrückte Sachen zu tun, auf Bäume, Berge und anderswo hinaufzuklettern und von den Sternen zu träumen.
Der Mensch als Homo curiositas: „Ich habe keine speziellen Talente, ich bin nur leidenschaftlich neugierig“, meinte Albert Einstein.
3. Die Nase hineinstecken
Neugier ist eine der wichtigsten menschlichen Eigenschaften. Und eine gefährliche.
Der Hinweise „Was du nicht weißt, macht dich nicht heiß!“ soll keine Ermunterung dafür sein, mehr Neugier an den Tag zu legen. Im Englischen gibt es das Sprichwort „Curiosity killed the cat!“. Es wird verwendet, um jemanden davon abzuhalten, unerwünschte Fragen zu stellen. Wer dann trotzdem dranbleibt, kann sich durchaus unbeliebt machen. Mitunter kann es sogar Leib und Leben gefährden und kosten. Wer neugierig ist, ist unbequem, bringt Licht in Bereiche, in denen das von bestimmten Interessen nicht gewünscht ist. Die Nase in fremde Angelegenheiten zu stecken, kann unangenehme Folgen haben.
Vom Wissensdurst zum Neugierüberdruss
Am Anfang des Lebens sind wir sehr neugierig. Es gilt, die Dinge zu begreifen, sich ein Bild von sich und der Welt zu machen. Mit der Zeit ändert sich das.
Mit zunehmenden Lebensjahren haben viele Menschen das Gefühl zu wissen, wie die Welt funktioniert, und meinen deshalb, nicht mehr neugierig sein zu müssen. Immer häufiger zu hören; „Das machen wir schon immer so!“ und „Als alter Hase brauche ich keine Neugier mehr!“.
Dann stellen wir Vermutungen auf, die auf gesammelten Erfahrungen basieren. Wir sind uns dessen oft nicht bewusst. Werden wir mit einer neuen Situation und Aufgaben konfrontiert, dann entpuppt sich das schnell als Herausforderungen für unser Gehirn. Es fehlen Informationen und die Verwirrung will beruhigt werden. Deswegen ist das Gehirn bestrebt, die Leerstellen mit bereits Bekanntem zu füllen. Das muss dann nicht unbedingt zu den besten Ergebnissen führen. Sehr kreativ ist es meist auch nicht.
Betrifft Sie das? Hand aufs Herz!
Eine Möglichkeit das herauszufinden ist die Selbstreflexion. Ein Beispiel für einen Indikator: Hören Sie online Musik? Was für Musik wählen Sie üblicherweise; die Musik von früher oder gönnen Sie Ihrem Entdeckertrieb auch unbekannte Musik zu erkunden? Beim Musikgeschmack beginnen viele Menschen mit Erreichen des 30. Geburtstag auf aktuelle Musik zu verzichten. Das Radio kommt dem nach, mit dem Besten aus den 70er, 80er und …
Ist das in anderen Bereichen anders? Und worauf verzichten wir, wenn wir aufhören zu fragen?
Ideen für die Kultivierung von Neugier
Wie lässt sich Neugier kultivieren, falls sie eingerostet ist? Beispielsweise so:
- Hinterfragen
- Lesen
- Mit Menschen diskutieren, die eine abweichende Meinung haben.
- Experimentieren
- Reisen
- Neue Sprachen lernen
- Neues ausprobieren
- Pflegen Sie Ihre Selbstreflexion
- Nach dem Ungewohnten in Alltagshandlungen suchen.
- Ausgetretene Pfade verlassen, neue beschreiten
- Kreativitätstechniken
- Laterales Denken
- Sokratische Hebammenkunst
Neugier ist gesund, es hält das Denken fit und bremst das Altern. Dabei dürfte nicht nur die Menge, sondern auch die Qualität der Wissenspflege und Nutzung der grauen Zellen eine große Rolle spielen. Am besten ist es, die eigene Neugier auf persönliche Interessen auszurichten, indem sie zugleich fordert und wir uns abseits der vertrauten Komfortzone bewegen. Wenn Ängste uns davon abhalten, dann sollen wir sie auflösen.
Was geschieht in Kopf und Körper?
Neugier hat viele Formen und Ausprägungen. Hier sind die sonnigen Seiten:
Neugier beeinflusst das Verhalten. Wer nicht fragt, bleibt dumm. Neugier und Entdeckergeist liefern den Antrieb, die Motivation. Neugier macht kreativ, hilft beim Lernen und löst im Gehirn echte Glücksgefühle aus. Bei Entdeckungen kommt es zu einer verstärkten Ausschüttung von Endorphinen (körpereigenen Opiaten), die ein Hochgefühl auslösen. Wir wollen vom ersten Moment unseres Lebens, die Dinge erfassen, begreifen, verstehen. Der Drang, einer neuen Sache nachzugehen und herauszufinden, was dahintersteckt, ist tief im menschlichem Wesen verwoben. Heureka! Hoch lebe der menschliche Wissensdurst!
Nervenzellen leben umso länger, je mehr wir sie benutzen. Es liegt an uns selbst, unser Gehirn zu trainieren und es bis an das Lebensende in einem guten Zustand zu erhalten. Neugier ist der Schlüssel.
*Anmerkungen
Das Tagesmotto wähle ich meist, weil mich etwas daran anspricht. Es lacht mich an oder reizt mich. Es fühlt sich so an, als könnte es etwas bewegen und dem will ich auf den Grund gehen. So widme ich jedem Tag ein Motto und lasse mich überraschen, was es mit mir macht.
Mitunter klärt sich der Grund für die Wahl erst später. Deswegen sind die Gedanken zum Tagesmotto überwiegend auch keine Artikel, sondern Assoziationen. Es sind in Worte verwandelte Gedanken. Sie sind spontan und außerdem veröffentliche ich sie häufig, während ich unterwegs bin. Sie neigen deswegen dazu, in Fragmenten zu erscheinen. Fühl dich eingeladen, Ihre Assoziationen hinzuzufügen, um deine persönlichen Perspektiven zu bereichern – das Bild abzurunden.
Die folgenden Fragen helfen dabei, vom Tagesmotto ganz persönlich zu profitieren:
- Was löst das Zitat bei dir aus?
- Unter welchen Umständen stimmst du der Aussage zu und wann nicht?
- Was hat die Aussage in deinem Leben für eine Bedeutung?
- Wie kann das Tagesmotto dein Leben bereichern?
- In welchem Zusammenhang könnte die Aussage nützlich sein?
- Wo willst du dich wie daran erinnern?
Vorsicht, Kommentare!
Meiner Bestimmung als Schreiber nach bin ich fürs Schreiben da und du als Leserin oder Leser bist zuständig fürs Lesen. Wenn du nun auch schreibst und ich lesen muss, bringst du hier alles durcheinander. Nur mal so.
Fühle dich gerade dazu ermuntert, ich mag das!
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Die Artikel sind meist kurze Auszüge der umfangreicheren Kursunterlagen, die Teilnehmende im entsprechenden Gruppen- oder Einzeltraining oder im Coaching erhalten.
Autor: Karsten Noack
Erstveröffentlichung: 8. August 2014
Überarbeitung: 11. Juli 2020
Englische Version:
AN: #812
K: CNB
Ü:
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