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Wir benutzen nur 10 % unseres Gehirns?

Ein Blick auf Mythen, die sich zu unrecht halten
Wir benutzen nur 10 % unseres Gehirns?

Mythen über das Gehirn

 

Ein Mythos behauptet, normal sterbliche Menschen nutzen nur 10 % ihres Gehirns. Stimmt das? Was geht wirklich?

 

 

 

Überblick

 

Video

https://youtu.be/_WBDwkHj9Tk

Wir benutzen nur 10 % unseres Gehirns?

 

Es gibt eine Menge Unfug, der nicht nur dank Internet kursiert und dann mit der Anzahl der Wiederholungen irgendwann geglaubt wird.

Ein Mythos behauptet, normal sterbliche Menschen nutzen nur 10 % ihres Gehirns. Wem es gelingt, weitere Prozentpunkte freizusetzen, der sei zu wahrlich Großem imstande. Hört, hört! Die restlichen 90 % werden von den meisten Menschen nur so herumgetragen. Vorwiegend wird dann als nächstes Nobelpreisträger Albert Einstein oder ein anderer revolutionärer Denker bemüht und dessen Geheimnis in Aussicht gestellt. Auf so einen Wettbewerbsvorteil haben viele gewartet. Mit solchen Sehnsüchten wird deswegen schon mal versucht, Kasse zu machen. Viele Versprechungen, wenig Lieferung!

 

 

 

Gedanken zum Mythos

 

Im menschlichen Gehirn vermuten manche ein vor sich hin schlummerndes Potenzial, das darauf wartet, ausgeschöpft zu werden. Es scheint so zu sein, wie in manchem Büroklischee; wenige machen die Arbeit, der Rest des Teams faulenzt vor sich hin. Bei bildgebenden Verfahren wie MRT und PET flackern jeweils nur kleine Bereiche des Gehirns auf und signalisieren, dass sie aktiv sind. Rechtfertigt das die Behauptung, wir Menschen verwenden nur einen kleinen Teil unseres Gehirns oder gar der Vorwurf wir würden 90 % verschwenden?

Nein! Aus folgenden Gründen handelt es sich um einen Mythos:

 

 

1. Betriebsbereitschaft

 

Bei einem Anteil von nur 2 % an der Körpermasse benötigt das Gehirn immerhin 20 % des gesamten Energiebedarfs. Die Hälfte dieser Energie wird dafür eingesetzt, damit das Gehirn bei Bedarf betriebsbereit ist und die anderen für den eigentlichen Betrieb.

 

 

 

2. Neuroplastizität

 

Bei geschädigten Gehirnen, beispielsweise nach einem Unfall mit Verletzungen am Gehirn, erwerben Betroffene erstaunlicherweise verlorene Fähigkeiten zurück. Das wird häufig als Argument verwendet, wir würden zu wenig Bereiche unseres Gehirns verwenden, wenn da so viel brachliegt.

Tatsächlich ist die sogenannte Neuroplastizität dafür zuständig. Neuroplastizität ist die Fähigkeit des Gehirns, sich den Erfordernissen anzupassen. Das Gehirn ist keine starre Masse, sondern innerhalb seiner Möglichkeiten beachtlich anpassungsfähig. Aufgaben mit Prioritäten erhalten mehr Ressourcen.

 

 

 

3. Die Evolution mag keine Energieverschwendung

 

Wären Gehirnbereiche tatsächlich längere Zeit ohne Funktion – ohne Wettbewerbsvorteil – lässt die Evolution sie verschwinden. Energieverschwendung mag die Evolution nicht. Das menschliche Gehirn hat sich ja im Laufe der Menschwerdung verändert und das hält an. Wobei das schon üblicherweise etwas Zeit braucht. Auf ein Update zu warten, lohnt nicht. Besser ist es, aus dem Vorhandenen möglichst Gutes zu machen.

 

 

 

4. Lastspitzen

 

Das Gehirn geht mit der Energie möglichst sparsam um, indem es jeweils nur die relevanten Bereiche aktiviert. Werden verschiedene Bereiche benötigt, dann werden nacheinander verschiedene Gehirnareale aktiviert. Die gleichzeitige Aktivierung von beteiligten Bereichen könnte mehr Energie erfordern, als bei hohem Bedarf verfügbar ist.

 

 

 

5. Von wegen Ruhezeiten

 

Das Gehirn ist selten wirklich untätig. Das sogenannte Ruhenetzwerk wird dann aktiv, wenn aktuell sonst nichts Konkretes ansteht. Wird dann wieder eine Aufgabe begonnen, dann reduziert dieses Netzwerk seine Aktivität wieder.

Auch während des Schlafs ist unser Gehirn nicht ausgeschaltet. Dann verarbeitet und ordnet es die gemachten Eindrücke im synchronisierten Zustand des Tiefschlafs.

 

 

 

Fazit

 

Viele Menschen sind geistig träge. Darauf bezog sich wohl auch der Kommentar des US-amerikanischen Psychologen William James, der schon so häufig für den Mythos hinhalten musste; „Die meisten Menschen erreichen nicht ihr volles geistiges Potenzial.“

Ja, viele Menschen sind körperlich und geistig träge. Gesunder Geist, gesunder Körper und andersherum. Beides beeinflusst sich gegenseitig und beides, Körper und Geist, erfordern Grundvoraussetzung, um zu funktionieren. Ohne Pflege sind kaum Spitzenleistungen zu erwarten. Was nicht gebraucht wird, verkümmert und verschwindet dann mit der Zeit vollständig. Insofern ist da eine Menge Potenzial, das genutzt werden will. Nur bei Versprechungen zu Geheimrezepten für die Aktivierung der 90 % wäre ich zurückhaltend.

P.S.

 

Haben Sie schon Angebote gesehen, die Ihnen versprochen haben das Gehirn endlich vollständig zu nutzen? Wie pflegen Sie Ihr Gehirn?

3 Kommentare

  1. Klasse!

    Antworten
  2. Dann lassen sich keine tollen Pillen mehr verkaufen.

    Antworten

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Erstveröffentlichung des Artikels von Karsten Noack 10. Oktober 2009
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