Realpolitik: Genügt es das kleinste Übel zu wählen?
Wo sind die Visionen, die Begeisterung, die Leidenschaft in der Politik geblieben?Realpolitik
Das kleinere Übel zu wählen ist besser, als gar nicht wählen zu gehen. Doch genügt das auf Dauer? Wo ist die Begeisterung, die Leidenschaft in der Politik?
Überblick
- Genügt es bei Wahlen das kleinste Übel herauszufinden?
- Traurig
- Umfrageergebnis
- Reicht das aus?
- Politikverdrossenheit
- Demokratie
- Auf der Suche nach Besserung
- P.S.
- Kommentare
- Ergänzende Artikel
Genügt es bei Wahlen das kleinste Übel herauszufinden?
Demokratie ist ein Verfahren, das garantiert, dass wir nicht besser regiert werden, als wir es verdienen.
George Bernhard Shaw
Viele Stimmen meinen, bei den Präsidentschaftswahlen in den USA wurde nicht Donald Trump gewählt, sondern viel mehr Hillary Clinton abgewählt. Vieles spricht dafür, dass daran einiges wahr ist. Doch, ob das tatsächlich stimmt, mögen andere Experten klären. Viel interessanter an dieser Stelle: Was, wenn wir vor der eigenen Tür kehren?
Traurig
In einer nicht repräsentativen Umfrage (2016 bis 2017, mit bisher n=600) antworteten die Befragten; welche der folgenden Aussagen für sie eher zutrifft, wie folgt:
%
... ich aus Vertrauen in die Personen und Parteien.
%
... das kleinere Übel.
Reicht das aus?
Das kleinere Übel zu wählen ist allemal besser, als gar nicht wählen zu gehen. Doch genügt das auf Dauer?
In der Wahrnehmung vieler Menschen vertritt der überwiegende Anteil der Politiker:innen eher eigene Interessen, als die der Wähler, verdrängen Themen, scheuen große Lösungen. Linguist Noam Chomsky beschreibt die Regeln möglichst harmloser politischer Debatten: „Die intelligente Art und Weise die Menschen passiv und gehorsam zu halten, ist es, das Spektrum der akzeptablen Meinungen strikt zu limitieren, aber innerhalb dieses Spektrums eine sehr lebendige Debatte zu erlauben.“ Das Ergebnis wirkt dann wie viel Rauch um nichts. Eine breitere, bewegende Debattenkultur könnte hier einiges verbessern. Den meisten Menschen ist nicht das Land wurscht, sondern das alltägliche Politikgeschehen.
Politikverdrossenheit
Wenig andere Berufsbezeichnungen haben innerhalb weniger Jahrzehnte so viel an Ansehen eingebüßt wie Politiker:innen. Ob das Politiker:innen-Bashing berechtigt und angemessen ist, steht auf einem anderen Blatt. So oder so hat die negative Wahrnehmung in so vielen Schichten der Bevölkerung negative Konsequenzen. Politikverdrossenheit und Frust schaden der Demokratie. Von Identifikation mit Volksvertretern keine Spur. Die empfundene Kluft zwischen den Ansichten der Macher in der Politik und der Öffentlichkeit wird immer größer. Mehr oder weniger markante oder farblose Gesichter wechseln die Positionen, der vom damaligen Bundespräsidenten Roland Herzog geforderte Ruck geht nicht durch die Gesellschaft. Es schüttle die meisten Wähler eher, als dass sie Aufbruchstimmung empfinden. Und das geschieht in einer Gesellschaft, die freier als je zuvor erscheint.
Demokratie
Das Model Demokratie verliert an Glanz, gruselige Ideen bekommen einen Nährboden. Das Modell der Demokratie mag seinen Schwächen haben, doch wer hat eine bessere Gesellschaftsform anzubieten?
Haben wir den Wert von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit vergessen?
Eine legitime, wirksame Rechtsstaatlichkeit wird vorwiegend erst dann vermisst, wenn eigene Interessen verletzt werden. Demokratie spiegelt die Idee von Gleichheit und Freiheit wider. Die Idee beinhaltet Würde, die unantastbare Würde jedes einzelnen Menschen. Dazu gehört, dass jeder Bürger eine gleichberechtigte Stimme hat, ein gleichwertiges Mitspracherecht bei der Bildung einer Regierung. Wer das will, der darf auch den eigenen Beitrag dazu als ehrenwerte Verpflichtung empfinden.
Auf der Suche nach Besserung
Politik ist das Suchen nach der besten und mehrheitsfähigen Lösung, soweit so gut. Nur, wo sind die Visionen, wo die Leidenschaft, die Glaubwürdigkeit? Davon brauchen wir dringend einiges mehr oder vermisse nur ich das?
Politik ist nicht nur das, was im Bundestag stattfindet, sondern alles, was unsere Gesellschaft verändert und die Lebensbedingungen gestaltet. Klassische Politik und die Bemühungen der Bürger dürfen nicht miteinander konkurrieren. Es gilt Wege zu finden, wie sie sich ergänzen. Dazu ist es erforderlich, den Ideen eine verständliche Stimme zu geben.
„Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten“, meinte Goethe. Wie wäre es, das etwas positiver zu formulieren, also „Wo viel Schatten ist, ist auch viel Licht“?
Ergänzende Artikel
- Politik, Rhetorik und Entscheidungen: Politik findet nicht nur im Bundestag statt
- Reisebegleiter für Helden
- Wieso spielt in der deutschen Politik Charisma eine so kleine Rolle?
- Selbstmarketing in der Politik
- Ausstrahlung und Faszination von Rednern
- Zukunftspläne, Visionen: Groß und verheißungsvoll!
- Menschliche Leuchtkraft
- Glaubwürdigkeit und Begeisterung
- Wirkungsanalyse
Umfrageergebnisse
Ich wünsche mir lebendigere politische Debatten mit echten Argumenten.
%
Stimmt!
%
Etwas!
%
Stimmt nicht!
Ergebnis einer nichtrepräsentativen Umfrage auf www.karstennoack.de (n= 1261)
An gesellschaftlichen bzw. politischen Diskussionen …
%
... möchte ich häufiger teilnehmen.
%
... will ich nicht teilnehmen.
%
... nehme ich ausreichend teil.
Ergebnis einer nichtrepräsentativen Umfrage auf www.karstennoack.de (n= 452)
13 Kommentare
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Autor: Karsten Noack
Erstveröffentlichung: 21. Mai 2017
Überarbeitung: 12. April 2019
AN: #4338
K: CNA
Ü:
Traurig, traurig :-(
Den meisten Menschen scheint das zu genügen oder es interessiert sie einfach nicht mehr, weil sie resigniert haben.
Wer meinte keinen Einfluss nehmen zu können endet frustriert oder platzt.
Ich Finde auch dass dieser Artikel ziemlich traurig klingt. Leider habe ich auch diesen Eindruck.
Es ist traurig!
Und jeder von uns kann es verbessern.
Nein, nein , nein!
Meine Rede! :-)
Was tun?
Bei der anstehenden Europawahl ist es nicht anders.
Das spricht mir aus dem Herzen.
Zur Frage: es genügt nicht und ist am Ende doch das Einzige das bleibt!
Besserung ist nicht zu erwarten.
Der Masse der Menschen scheint das zu genügen.