Politische Korrektheit (Political Correctness) ist gut gemeint und wird oft missbraucht!

Politische Korrektheit (Political Correctness) ist gut gemeint und wird oft missbraucht!

Wer dem Tabu widerspricht, wird nicht widerlegt, sondern zum Schweigen gebracht.
Glossar Rhetorik und Kommunikation - Political Correctness

Politische Korrektheit bzw. Political Correctness

 

Political Correctness? Wer die Definition liefert, nimmt die Deutungshoheit für sich ein. Gut gemeint und doch sehr oft missbraucht; politische Korrektheit richtet mitunter Schaden an. Was sind die Chancen, was die Risiken?

 

Worte sind die Kleidung der Gedanken.

Samuel Jackson

 

 

 

Überblick

 

 

 

 

Definition Politische Korrektheit

 

Politische Korrektheit (englisch: political correctness) ist ein aus den USA stammendes Schlagwort, das auf die Bedeutung korrekter Sprache, insbesondere hinsichtlich der Vermeidung von Diskriminierung hinweist. Was angebracht ist, bestimmt die öffentliche Meinung.

 

 

 

Redner entscheiden nicht, was politisch korrekt ist

 

Political Correctness (PC) beschreibt, was worüber wie gesagt werden darf. Die Wortwahl hat dabei hohe Brisanz, diffamierende und diskriminierende Ausdrücke brauchen wir nicht. PC ist ein sehr heikler Bereich, der nicht nur im Zusammenhang mit einer Krisensituation besonderes Fingerspitzengefühl erfordert. So deutlich ist nicht jedem Redner die Sprengkraft mancher Formulierungen bewusst. Selbst, wenn die persönlichen Einstellungen moralisch-ethisch bewundernswert sind, unbeabsichtigte und auch aggressive Deutungen jenseits der Absicht sind keine Seltenheit. Auch hier gilt, der Empfänger entscheidet über die Bedeutung der Botschaft. Und ja, es gibt häufig auch unfreundliche Elemente, die sich über eine Gelegenheit der Missdeutung freuen.

 

 

 

Tabu statt Diskussion

 

Sprache wird instrumentalisiert, nicht nur in diktatorische Staaten. Rühre am Tabu, und raus bist du. So wird systematisch versucht, die Meinungsbildung zu wichtigen Themen über die Verwendung bestimmter Benennungen bzw. das Verbot anderer Ausdrücke zu beeinflussen. Ob Sprachregelungen tatsächlich eine so deutliche Auswirkung auf menschliche Denkprozesse und Vorstellungsfähigkeit haben, wie es George Orwell in seinem Buch 1984 beschreibt, ist fraglich. Folgen hat es so oder so.

Auch in Deutschland gibt es zahlreiche Tabus. Wer sich über sie hinwegsetzt oder zumindest nicht umfänglich von ihnen distanziert, lernt die Bedeutung von Totschlagargumenten kennen. Wer dem auferlegtem Tabu widerspricht, wird nicht widerlegt, sondern zum Schweigen gebracht. Das ursprünglich dem Respekt dienende Prinzip der politischen Korrektheit wird daher gerne dafür missbraucht, um unbequeme Diskussionen möglichst im Keim zu ersticken. Es ist dann mindestens so gewalttätig wie Zensur, es ist einschüchternd, es wirkt.

Wer will schon in die soziale Isolation? Wir Menschen sind soziale Wesen, wer ausgegrenzt wird verhungert emotional. Damit das nicht geschieht, wird oft gegen die eigene Meinung geschwiegen. Abweichende Meinungen werden heutzutage schneller bestraft als abweichendes Verhalten.

Auch nicht schön: Manche lassen sich von bedenklichen Gruppierungen verführen, die unzufriedene Geister für sich instrumentalisieren. Ein guter Nährboden für Extreme.

 

 

 

Maßstab

 

Unsere Meinungen: die Haut, die wir uns umlegen, in der wir gesehen werden wollen, oder in der wir uns sehen wollen; das Äußerlichste.

Friedrich Wilhelm Nietzsche

 

Zu manchen Themen ist nur eine Meinung erlaubt. Wer nicht aufpasst, kommt an den Pranger. Der ist heute nicht mehr aus Holz und Eisenketten auf dem Marktplatz, dafür gibt es nun all die vielen bunten Medien, einschließlich Internet.

Die im jeweiligen Umfeld vorherrschende Meinung gibt vor, was richtig und was falsch ist. Verstärkt wird, was dort am besten ankommt. Filterblase und Echokammereffekt sind kein reines Phänomen des Internets. Wer nicht aufpasst, schwimmt schnell nur noch im eigenen Saft. Gefangen in der Schweigespirale. Der Maßstab sorgt dafür, dass wir nicht mehr Angst davor haben eine falsche Meinung zu haben, sondern mit ihr alleine zu sein. Und wer sich vor dem Zorn seines Umfelds fürchtet, schließt sich der freigegebenen Meinung an – selbst, gegen besseres Wissen.

 

 

 

Die Rolle der Medien

 

Beim ausgeprägten Medienkonsum bekommt so mancher eine Gehirnwäsche, sobald die Bequemlichkeit sich zu breit macht. Schließlich sind diese Medien nicht mit der reinen Berichterstattung beschäftigt. Weil die Herausgeber Menschen sind, fließen so oder so Meinungen ein. Darüber hinaus dürfen den Anbietern und Einflussnehmern der Medien eigene Interessen unterstellt werden. Deshalb haben diese eine recht aktive Rolle bei der Meinungsbildung, die leicht unterschätzt wird. Bei den öffentlich-rechtlichen Sendern ringen insbesondere Parteien, Verbände und staatliche Einrichtungen um Einfluss. Journalisten sehen sich gerne in der Rolle, in der sie die Wahrheit ans Licht bringen und schützen. Das kann ihnen auch gelingen, doch leicht ist das schon wegen der genannten Faktoren nicht.

 

 

 

Neusprech und Gutdenk

 

Die rein sprachliche Aufwertung ändert noch nichts an den Umständen. Auch die politisch anscheinend korrekten Ersatzausdrücke greifen sich mit der Zeit ab. Die vom Nutzer zumindest insgeheim damit verbundenen Einstellungen färben ab. Weder Sexismus, noch andere Ungerechtigkeiten werden sich alleine durch andere Worte nicht auflösen. Der Grat zwischen verantwortungsvollem Sprachgebrauch und unsinnigen, intoleranten Formulierungen ist schmal.

Es ist noch gar nicht so lange her, da waren nicht nur die Haare länger, sondern auch die Willensbekundung zum offenen Meinungsaustausch lauter. Alles sollte in den wilden Zeiten ausgesprochen und diskutiert, nichts mehr unter den Teppich gekehrt werden. Früher haben radikale Studentinnen ihre BHs verbrannt, heute bestehen sie darauf, dass die Models welche tragen. Provozieren galt mal als Mittel der Aufklärung und der Weiterentwicklung. Doch nach 1968 folgte 1984.

Willkommen in der Welt des George Orwell. Wer die Deutungshoheit hat, bestimmt. Wofür es keine Worte gibt, das denkt sich schwerer. Bei manchen Ideologien wäre dieses Phänomen durchaus wünschenswert. Nur alleine mir fehlt der Glaube, das würde in die richtige Richtung führen. Mich erinnert es eher an Bücherverbrennungen. Es gibt viele Bücher, die ich niemals kaufen würde, doch deswegen verbieten? Und zum Schutz der Behaglichkeit heikle Stellen zu schwärzen, fiele mir auch nicht im Traum ein.

 

 

 

Selbstbeschränkung statt Majestätsbeleidigung

 

Es gab Zeiten, in denen unliebsame Zeitgenossen beim Öffnen des Mundes wegen Majestätsbeleidigung eingesperrt wurden. Heute braucht es für manche Abschreckung keine Gesetze mehr. Die soziale Bestrafung ist abschreckend genug, um den Mut zum Widerspruch erlahmen zu lassen.

Entweder verstecke man seine Meinungen, oder man verstecke sich hinter seine Meinungen.
Wer es anders macht, der kennt den Lauf der Welt nicht oder gehört zum Orden der heiligen Tollkühnheit.

Friedrich Wilhelm Nietzsche

 

 

 

Tacheles

 

Das wird man ja wohl noch sagen dürfen! Politische Korrektheit als Kampfbegriff zu missbrauchen, ist ebenso unanständig. Für Linke ist Politische Korrektheit eine Art Religion, für Rechte Teufelszeug. Oh, darf ich das so schreiben? Absichtliche oder rücksichtslos dummdreiste Verletzung von Menschen, sei es mit Worten oder Taten, ist doch wohl keine ernsthafte Option, oder? Volksverhetzung und Leugnung dunkler Zeiten der Geschichte sind zu recht verboten. Das hat nichts mit Meinungsfreiheit zu tun, sondern ist barbarisch. Ansonsten bildet die freie Meinungsäußerung einen der Grundpfeiler, auf der wünschenswerte Gesellschaften bauen.

 

 

 

Fazit

 

Achten Sie bei Ihren Beiträgen auf eine angemessene Sprachwahl, damit von Ihrer Botschaft keine unnötige Ablenkung ausgeht. Lernen Sie, wie der unfairen Instrumentalisierung des Prinzips begegnet wird. Fördern Sie die offene und faire Diskussion! Schluss mit übervorsichtigen, inhaltsleeren Floskeln. Das ist so fade und steril wie die Debatten im Bundestag. Sich bei all den vielen Tabus ohne jegliches Anecken krampfhaft berührungslos durchzuschlängeln, geht am besten ohne Profil. Ähnlichkeiten mit zahlreichen öffentlichen Personen sind kein Zufall. Schluss damit!

Demokratie muss auch Widerspruch aushalten. Wir brauchen ergebnisoffene Debatten statt vorgeschriebener Denkschablonen. Utopien im Sinne der Erkundung möglicher Szenarien braucht Freiraum statt Feigheit. Ärmel hoch: Wenn Ihre Argumente gut sind, machen Debatten Sie nur noch besser.

Umfrageergebnisse

 

Über eine politisch korrekte Wortwahl mache ich mir…

%

... häufig Gedanken.

%

... manchmal Gedanken.

%

... keine Gedanken.

Ergebnis einer nichtrepräsentativen Umfrage auf www.karstennoack.de (2018. n= 809)

Politische Korrektheit wird häufig missbraucht

%

Ja. oft.

%

Ja, aber nur selten.

%

Nein

Ergebnis einer nichtrepräsentativen Umfrage auf www.karstennoack.de (2018. n= 602)

Frage mich ruhig persönlich

 

Bei Interesse, für persönliche Fragen und Terminvereinbarungen, kommen wir am leichtesten über das nachfolgende Kontaktformular zusammen. Auch per E-Mail (mail@karstennoack.de) bin ich zu erreichen. Die Anzahl der Anrufe wurde so groß, dass ich nun ausschließlich auf diese Nachrichten reagiere. Klienten erhalten entsprechende Telefonnummern.

Hinweise zum Datenschutz findest du hier. Transparenz ist wichtig. Antworten auf häufige Fragen befinden sich deswegen schon hier, wie beispielsweise zu mir (Profil), den Angeboten, den Honoraren und dem Kennenlernen. Wenn das passt, freue ich mich auf eine intensive Zusammenarbeit.

Um es uns beiden leicht zu machen, bitte ich dich dieses Formular zu nutzen. Bis auf die E-Mail-Anschrift ist dir überlassen, was du einträgst. Umso genauer du bist, desto einfacher folgt von mir eine qualifizierte Antwort. Mit dem Absenden erklärst du dich damit einverstanden, dass die im Kontaktformular eingegebenen Daten elektronisch gespeichert und zum Zweck der Kontaktaufnahme verarbeitet und genutzt werden. Dir ist bekannt, dass du deine Einwilligung jederzeit widerrufen kannst. Ich werde die Daten ausschließlich dafür verwenden und so bald wie möglich löschen. Ist die Nachricht unterwegs, erscheint an der Stelle des Kontaktformulars der Hinweis "Die Nachricht ist unterwegs!". Ich antworte üblicherweise innerhalb von 24 Stunden —meist sehr schnell.

Die Hinweise zum Datenschutz habe ich gelesen und bin einverstanden. Soweit relevant habe ich mich mit den Honoraren und organisatorischen Hinweisen vertraut gemacht.

P.S.

Wie stehen Sie zur politischen Korrektheit?​

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Die Bedeutung eines Wortes
ist sein Gebrauch in der Sprache. Ludwig Wittgenstein

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Glossar

 

Im Glossar warten Informationen zu gängigen und nicht so gängigen Begriffen rund um die strategische Rhetorik und Kommunikation. Rhetorik, Marketing und Psychologie ergänzen sich. Wo Glossar und Artikel aufhören, fängt die Arbeit mit mir an. Ich sorge dafür, dass du sowohl mit Persönlichkeit als auch Botschaft überzeugst –in Gesprächen und Präsentationen.

 

Frage ruhig! Wenn du trotz Suche zu einem interessanten Begriff nicht fündig geworden bist, sende mir doch eine Nachricht.

 

Die Artikel sind meist kurze Auszüge der umfangreicheren Kursunterlagen, die Teilnehmende im entsprechenden Gruppen- oder Einzeltraining oder im Coaching erhalten.

Autor: Karsten Noack
Erstveröffentlichung: 30. Dezember 2017
Überarbeitung: 30. Juli 2019
Englische Version:
AN: #67616
K: CNB
Ü:

Kanzlerkandidatenduell am 3. September 2017

Kanzlerkandidatenduell am 3. September 2017

TV-Duell Angela Merkel und Martin Schulz
Kanzlerkandidatenduell am 2. September 2017

Kanzlerkandidatenduell am 3. September 2017

 

Am 24. September 2017 sind Bundestagswahlen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihr Herausforderer Martin Schulz (SPD) treffen am Sonntagabend, 2. September 2017, zum ersten und einzigen Mal während des Wahlkampfs aufeinander. Ob diese beiden Politiker wohl schon aufgeregt sind?

 

 

 

Format des TV-Duells

 

Im Vorfeld gab es einigen Ärger rund um das TV-Duell. Merkels Team war Änderungen gegenüber ablehnend. Die Idee, Publikumsfragen einzubeziehen, macht der Kanzlerin keine Freude. Damit hatte sie in der Vergangenheit auch keine guten Erfahrungen gemacht. Wenn nichts Weltbewegendes mehr geschieht, steht das Wahlergebnis der großen Parteien wohl weitgehend fest. Spannend wird es da wohl eher bei den kleinen Parteien. Und da Angela Merkel – aus meiner Sicht – bei einer solchen Fernsehdebatte kaum Stimmen hinzugewinnen, sondern nur verlieren kann, will sie vermutlich lieber auf Nummer sicher gehen.

Vier Moderatoren der Fernsehsender ARD, ZDF, SAT.1 und RTL sollen nun das Duell moderieren, das von allen Sendern zeitgleich übertragen wird. Von 20:15 bis 21:50 Uhr sollen Sandra Maischberger (Das Erste), Claus Strunz (Sat 1), Peter Kloeppel (RTL) und Maybrit Illner (ZDF) den Kandidaten Merkel und Schulz Fragen zu den wichtigsten Themenbereichen des Wahlkampfs stellen. Es bleibt abzuwarten, wie es den Kandidaten diesmal gelingen wird, unangenehmen Fragen zu begegnen. Überraschungen sind allerdings eher unwahrscheinlich.

 

 

 

 

Vorbereitung der Kanzlerkandidaten

 

Am 31. August 2017 wurde ich für die dpa-Kindernachrichten zum Kanzlerkandidatenduell am Sonntag, 3. September 2017 um 20:15 Uhr befragt: Wie bereiten sich die Kandidaten wohl auf diesen Auftritt vor?

 

 

 

1. Chancen und Risiken des TV-Duells kennen

 

Mit einem solchen TV-Duell sind eine Menge Chancen und Risiken verbunden. Hinterher ist man meist schlauer, doch dann ist es zu spät. Deshalb bereiten sich die Politiker umfangreich darauf vor. Wie genau sie das tun, wird meist nicht verraten. Doch, so wie ich mit meinen Klienten durchspiele, welche Fragen von den Reportern kommen könnten und welche Reaktionen darauf empfehlenswert sind, werden das sicher auch die Kandidaten tun. Das sorgt dafür, dass die Politiker auf viele Fragen eine überlegte Antwort haben, anstatt überrascht und unwissend zu wirken.

 

 

 

2. Sprache

 

Sprachlich wird geübt, in möglichst kurzen Sätzen zu antworten, damit die Zuschauer die Botschaft leichter verstehen und der Sprecher kompetenter wirkt. Das kann die Kanzlerin allerdings nicht so gut. Ihre Sätze sind oft lang. So richtig schnell auf den Punkt kommt Martin Schulz allerdings auch selten.

 

 

 

3. Körpersprache

 

Es geht aber nicht nur darum, was die Politiker sagen. Sehr wichtig ist auch die Körpersprache. Gestik und Mimik sind bei einem Fernsehauftritt noch wichtiger als bei einer normalen Rede. Die Kamera geht gerne sehr nahe heran und offenbart dann widersprüchliche Hinweise auf Emotionen.

Wesentlich ist eine offene Körperhaltung. Wer die Arme vor der Brust verschränkt, wirkt verschlossen und das kommt meistens nicht so gut an. Solchen Menschen wird unterstellt, sich zurückgezogen zu haben und selbst guten Argumenten nicht mehr zugänglich zu sein.

Wo angebracht, sollten die Kandidaten ein ehrliches Lächeln zeigen. Das lässt sie sympathisch und souverän erscheinen. Außerdem lassen sich so gegebenenfalls auch die Zähne zeigen.

Mehr dazu im Artikel Bundestagswahl und Körpersprache der Kanzlerkandidaten Angela Merkel und Martin Schulz.

 

 

 

 

Anmerkungen

 

TV-Duelle von Politikern gibt es in Deutschland seit den 70er-Jahren. Die ersten zwei richtigen Kanzlerkandidatenduelle fanden zwischen Amtsinhaber Gerhard Schröder (SPD) und Edmund Stoiber (CSU) 2002 statt. Damals gab es noch zwei Live-Sendungen. Zur Bundestagswahl 2017 findet ein TV-Duell nach 2002, 2005, 2009 und 2013 in diesem Jahr zum fünften Mal statt.

 

 

 

P.S.

 

Welche Bedeutung hat das TV-Duell für Sie?

Anmerkungen

 

In den Beiträgen der Serien Körpersprache und Rhetorik-Check geht es darum die rhetorische Wirkung ausgewählter Personen zu analysieren. Jegliche politische Bewertung bleibt dabei außen vor und ist auch in den Kommentaren nicht erwünscht. Stattdessen geht es darum anhand der Beispiele zu erkennen was unter welchen Umständen funktioniert und was nicht, was lässt sich für eigene Zwecke lernen. Mit anderen Worten; es geht nicht um das Nörgeln, sondern das Aufdecken von Potenzialen.

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Achten Sie bei Ihren Beiträgen auf eine angemessene Sprachwahl, damit von Ihrer Botschaft keine unnötige Ablenkung ausgeht. Lernen Sie, wie der unfairen Instrumentalisierung des Prinzips begegnet wird. Fördern Sie die offene und faire Diskussion.  Schluss mit übervorsichtigen inhaltsleeren Floskeln. Das ist so fade und steril wie die Debatten im Bundestag. Sich bei all den vielen Tabus ohne jegliches Anecken krampfhaft berührungslos durchzuschlängeln, geht am besten ohne Profil. Ähnlichkeiten mit zahlreichen öffentlichen Personen ist kein Zufall. Schluss damit! 

Demokratie muss auch Widerspruch aushalten. Wir brauchen ergebnisoffene Debatten statt vorgeschriebener Denkschablonen. Utopien im Sinne der Erkundung möglicher Szenarien braucht Freiraum statt Feigheit. Ärmel hoch: Wenn Ihre Argumente gut sind, machen Debatten Sie nur noch besser.

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Kanzlerkandidatenduell am 3. September 2017

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Am 24. September 2017 sind Bundestagswahlen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihr Herausforderer Martin Schulz (SPD) treffen am Sonntagabend, 3. September 2017 zum ersten und einzigen Mal im Wahlkampf aufeinander. Ob die beiden Politiker schon aufgeregt sind und wie bereiten sich die Kandidaten wohl vor?

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Bundestagswahl & Körpersprache: Kanzlerkandidaten Angela Merkel und Martin Schulz

Bundestagswahl & Körpersprache: Kanzlerkandidaten Angela Merkel und Martin Schulz

Wie die Kandidaten sich durch ihre Körpersprache verbessern könnten
 
Körpersprache der Kanzlerkandidaten Angela Merkel und Martin Schulz

Körpersprache der Kanzlerkandidaten Angela Merkel und Martin Schulz

 

Am 24. September 2017 ist es soweit, die Bundestagswahl 2017 wartet auf Stimmzettelkreuze. In einem Radiointerview der dpa wurde ich am Donnerstag, 24. August 2017 zur Körpersprache der Kanzlerkandidaten Angela Merkel und Martin Schulz befragt.

Politiker stehen immer auf der Bühne. Wer in der Politik mitmischen will, lernt deshalb, die eigene Gestik unter Kontrolle zu halten. Denn je weiter es nach oben geht, desto genauer schauen die Fernseh- und Fotokameras hin – wo möglich sogar hinter den Kulissen.

Das menschliche Gehirn hat es viel leichter visuelle, als verbale Informationen zu verarbeiten. Die meisten Politiker kennen die Bedeutung der Körpersprache. Manchmal gelingt es Politikern, die Symbolkraft der Körpersprache ganz gezielt einzusetzen. Wobei Sternstunden hierzulande momentan noch eher die Ausnahme, als die Regel sind.

Zu Bundeskanzlerin Angela Merkel gibt es ja schon einige Beiträge von mir. Sie hat die überzeugende Körpersprache ja auch nicht erfunden, doch gelten für sie als Amtsinhaberin und ihren Herausforderer in mancherlei Hinsicht unterschiedliche Maßstäbe. Er müsste sich als Alternative absetzen. Wenn das mal so einfach wäre. Der Ärger auf die Kanzlerin und die Merkel-Müdigkeit sind ziemlich abgeebbt. Sie kann im Amt punkten und er braucht nach dem verpufften Schulz-Effekt das Wunder einer Wechselstimmung. Ihre beste Strategie dürfte in der Beibehaltung ihres Auftretens bestehen.

 

 

 

 

Potenzial bei der Körpersprache von Martin Schulz

 

 

1. Blickkontakt

 

Er neigt dazu abzulesen und wirkt durch die Brille dann etwas oberlehrerhaft. Es mag sich zwar um ein volksnahes Brillenmodell handeln, doch Nähe fördert es nicht. Überhaupt ist sein Blickkontakt oft nicht sehr verbindend, wenn er stattfindet. Genau das sucht das Publikum allerdings, um sich mit jemanden zu identifizieren. Außerdem ist ein sicherer Blick erforderlich für die Glaubwürdigkeit. Wer nicht sicher in die Augen anderer Menschen schauen kann, gilt als unehrlich.

 

 

 

2. Gestik

 

Mal abgesehen von Momenten der Fassungslosigkeit wie bei der Beleidigung durch Silvio Berlusconi im EU-Parlament, hat er sich und seine Gestik meist im Griff. Seine Bewegungen wirken allerdings oft zu kontrolliert und reduziert. Seine Gestik ist zwar ausgeprägter als jene von Frau Merkel, doch wird es bei ihm als Herausforderer anders interpretiert. Besser wäre eine abwechslungsreiche Gestik, die ebenso ausdrucksstarke Bewegungen, Posen und auch souveräne Ruhe beinhaltet.

 

 

 

3. Mimik

 

Im Vergleich zur Bundeskanzlerin spricht sein Gesicht Bände. Das kann er dafür einsetzen, als menschlich wahrgenommen zu werden.

Typisch für ihn ist das Lecken über die Lippen und Muskelspiele rund um den Mund.

 

 

 

4. Stimme

 

Beim Vergleich seiner Stimme im Verlauf von der Ankündigung seiner Kanzlerkandidatur bis heute klingt seine Stimme jetzt häufiger angespannt und mitunter auch müde, überanstrengt. Diese Anspannung überträgt sich auf das Publikum und wirkt nach einer gewissen Zeit auch recht unangenehm. Seine recht eigene Satzmelodie klingt oft sehr aneinanderreihend, als handle es sich um trockene Aufzählungen. Der Inhalt wirkt dadurch weniger bedeutsam und es ist schwerer ihm zu folgen. Es scheint, als wenn er nicht wiedergibt, was ihn wirklich bewegt. Bei der Betonung bleibt seine Stimme oft am Stellen zu weit oben, an denen er eigentlich heruntergehen müsste. So gehen auch ansonsten sprachlich interessante Konstruktionen unter. Es geht unnötig sehr viel mögliche Wirkung verloren.

Mit relativ wenig Aufwand ließe sich die Ausdruckskraft seiner Stimme deutlich steigern.

 

 

 

5. Haltung

 

Gerne führen seine Füße unter dem Tisch ein Eigenleben, das vermittelt Unsicherheit. Martin Schulz neigt zu geschlossenen Körperhaltungen und er wendet sich oft mit Teilen seines Körpers von Gesprächspartnern und Publikum ab. Eine zugewandte, offene Körperhaltung wirkt sympathischer, ehrlicher und überzeugender. In einem weitgehend inhaltsleeren Wahlkampf sind es letztlich die Bilder, die wahrgenommen werden.

 

 

 

5. Dramaturgie und Begeisterung

 

Der Spannungsbogen fehlt bisher. Es gibt bei seinen Auftritten keine ausreichende Steigerung, mit der sich die Begeisterung über das Anfangsniveau aufbauen könnte. Er benötigt mehr Puste und dramaturgische Strategien, die das Publikum mitnehmen.

 

 

 

6. Umgang mit Applaus

 

Es ist auch eine Frage des Respekts, den Applaus des Publikums zu würdigen, anstatt ihn einfach zu übergehen, wie er es oft getan hat. Bei neueren Auftritten hat er sich hier gebessert.

 

 

 

Fazit

 

Ihm hilft, was die Kontroverse fördert, ihn dabei authentisch und begeisternder wirken lässt.

 

 

 

Was hilft und was schadet

 

 

Nachteilige Körpersprache

 

Körpersprache schadet, die den folgenden Eindruck vermittelt.

 

Beispiele:

  • Ängstlichkeit
  • Arroganz
  • Berühren des eigenen Gesichtes
  • Desinteresse
  • Erzwungenes unechtes Lächeln
  • Fehlender Blickkontakt
  • Gefühllosigkeit
  • Falsches Lächeln
  • Handflächen oder gar Hände verbergen
  • Unstimmigkeiten zwischen verbaler Aussage und Körpersprache
  • Kleinermachen
  • Nervöse Bewegungen
  • Rasches und häufiges Augenblinzeln
  • Ruckartige Bewegungen
  • Schutzhaltungen
  • Schwankender Körper
  • Überkreuzen der Arme und andere Versionen geschlossener Körperhaltung
  • Unsicher umherstreifender Blick
  • Zeigefinger auf jemanden richten
  • Zurückweichen im Stand oder Zurücklehnen auf Sitzgelegenheiten

 

 

 

Hilfreiche Körpersprache

 

Beispiele:

  • Abwechslungreiche Stimme
  • Ansteckende Zuversicht
  • Aufrechte Haltung
  • Echtes Lächeln, wo es angebracht ist
  • Sichere ausgeprägte Bewegungen
  • Sicherheit
  • Gelassenheit
  • Offene Handflächen zeigen
  • Offene Körperhaltung

 

 

 

Videos

 

Bilden Sie sich eine eigene Meinung. Körpersprache bietet oft einen breiteren Spielraum bei der Interpretation. Hier ein paar Videos bei YouTube™ (Externe Links):

Umfrageergebnisse

 

Ich wünsche mir lebendigere politische Debatten mit echten Argumenten.

 

%

Stimmt!

%

Etwas!

%

Stimmt nicht!

Ergebnis einer nichtrepräsentativen Umfrage auf www.karstennoack.de (n= 1261)

Anmerkungen

 

In den Beiträgen der Serien Körpersprache und Rhetorik-Check geht es darum die rhetorische Wirkung ausgewählter Personen zu analysieren. Jegliche politische Bewertung bleibt dabei außen vor und ist auch in den Kommentaren nicht erwünscht. Stattdessen geht es darum anhand der Beispiele zu erkennen was unter welchen Umständen funktioniert und was nicht, was lässt sich für eigene Zwecke lernen. Mit anderen Worten; es geht nicht um das Nörgeln, sondern das Aufdecken von Potenzialen.

Politische Debatten: Versatzstücke statt Sahnestücke der Rhetorik

Politische Debatten: Versatzstücke statt Sahnestücke der Rhetorik

Nur keine Angriffspunkte liefern

 

Politische Debatten: Versatzstücke statt Sahnestücke der Rhetorik

Politische Debatten in Deutschland

 

Heutzutage arbeiten nicht nur Politiker sehr gerne mit Versatzstücken. Deshalb ähneln sich die Aussagen entsprechend häufig und Überraschungen sind eher die Ausnahme. Wie lässt sich die Debattenkultur fördern.

 

 

 

Überblick

 

 

 

 

Politische Aussagen aus dem Baukasten

 

Von wegen, Geschichte wird gemacht. Das Auffälligste am Bundestagswahlkampf 2017 ist wohl, dass er im Grunde bisher nicht stattfindet. Es erinnert an Mikado; wer einen Zug macht, rührt möglichst wenig an. Nur keinen Wind machen!

 

 

 

Versatzstücke dominieren politische Reden in Deutschland

 

Im Theater ist ein Versatzstück ein beweglicher und daher beliebig zu versetzender Bestandteil eines Bühnenbildes. Im übertragenen Sinn werden inhaltliche Bestandteile von Reden ebenfalls in mehr oder meist weniger neuem Arrangement verwendet.

Heutzutage arbeiten nicht nur Politiker sehr gerne mit Versatzstücken. Deshalb ähneln sich die Aussagen entsprechend häufig und Überraschungen sind eher die Ausnahme.

 

 

 

Weshalb

 

Gerade in Wahlkampfzeiten sind Wiederholungen an der Tagesordnung. Es hilft den Sprechern, ihre Botschaften möglichst einheitlich zu halten und Fettnäpfchen zu vermeiden.

 

 

 

Eine bewährte Taktik

 

Es handelt sich nicht um eine schöne, doch bewährt Taktik. Wer genauer hinsieht, erkennt, wie beispielsweise Bundeskanzlerin Angela Merkel so antwortet, dass Polarisierung vermieden wird. Wer nichts sagt, sagt auch nichts Falsches.

Wer tatsächlich mal etwas sagt, muss heutzutage fürchten, dass die Äußerungen zu unwillkommenen Steilvorlagen für die Medien und den politischen Gegner werden. Wir leben nun mal im Zeitalter der sozialen Medien mit Twitter, Facebook und Co. Da kann im Handumdrehen aus ein paar Worten eine Welle der Empörung, ein Shitstorm werden. Und weil die Empfänger über die Bedeutung einer Botschaft entscheiden, kann da schnell aus einer Mücke ein Elefant werden. So wie bei der stillen Post…

 

 

 

Verständlich und schade

 

Es achten Politiker möglichst genau darauf, was sie sagen: Nur keine womöglich irreführenden Metaphern, zweideutigen Bemerkungen oder gar Ironie. Ach was – am besten gleich weitgehend Inhalt vermeiden, das ist sicherer. Das macht die politische Rhetorik ziemlich langweilig und reduziert die Einschaltquoten. Bewegende Debatten sind mittlerweile selten geworden. Zu sehr fürchten sich Politiker vor schmerzhaften Fehltritten.

 

 

 


Es war einmal

 

Politiker wie Franz Josef Strauß oder Herbert Wehner waren selbst im Bundestag kaum zu zügeln. Ihnen gingen die Pferde häufiger durch. Es war schon mitunter heftiger als erlaubt. Und manches war durchaus auch unappetitlich. Doch zumindest wurde heftig debattiert und deshalb mit Interesse das Geschehen beobachtet. Ich vermisse das! Der Meinungsbildung dürfte das zuträglicher sein, als der vorsichtige Aufguss von freigegebenen Versatzstücken.

 

 

 

Schuldig im Sinne der Anklage

 

Heute werden die meisten Reden schon im Vorfeld von Leuten wie mir geglättet, vorsorglich auf mögliche Wirkungen und Auswirkungen hin geprüft und gestaltet. Die Risikobereitschaft ist geringer und die Fallgruben häufig. Bei aller Vorsicht darf eine Rede aber durchaus noch eine relevante Botschaft enthalten.

Umfrageergebnis

 

Ich wünsche mir lebendigere politische Debatten mit echten Argumenten.

%

Stimmt!

%

Etwas!

%

Stimmt nicht!

Ergebnis einer nichtrepräsentativen Umfrage auf www.karstennoack.de (2017 und 2018, n= 1905)

Ergänzende Artikel

 

P.S.

 

Wünschen Sie sich auch mehr engagierte Debatten?

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Public Diplomacy

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Bei Public Diplomacy nutzt ein Staat für die Gestaltung von Beziehungen in Politik, Wirtschaft, Kultur, Gesellschaft und Wissenschaft die Kommunikation mit deren Bürgern. Beabsichtigt ist die positive Wahrnehmung des eigenen Staates oder einer Region im Ausland.

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Schluss mit den alltäglichen Beleidigungen

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Es durchziehen zahlreiche Risse die Gesellschaft. Wir driften auseinander. Wer es sich dann auf der eigenen Scholle eingerichtet hat, kennt sich aus, oder meint zumindest die Wahrheit zu vertreten.

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Andrea Nahles: Kurzprofil, Rhetorik, Körpersprache

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Das Publikum wirkt auf dem Parteitag ihr gegenüber nicht sehr begeistert. Der Applaus ist vergleichsweise verhalten. Sie wird von den 600 Delegierten zumindest mit 66 Prozent gewählt. Laut Internet das schlechte Ergebnis seit Oskar Lafontaine 1995 Rudolf Scharping bei einer Kampfabstimmung stützte.

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Politische Korrektheit (Political Correctness) ist gut gemeint und wird oft missbraucht!

Politische Korrektheit (Political Correctness) ist gut gemeint und wird oft missbraucht!

Achten Sie bei Ihren Beiträgen auf eine angemessene Sprachwahl, damit von Ihrer Botschaft keine unnötige Ablenkung ausgeht. Lernen Sie, wie der unfairen Instrumentalisierung des Prinzips begegnet wird. Fördern Sie die offene und faire Diskussion.  Schluss mit übervorsichtigen inhaltsleeren Floskeln. Das ist so fade und steril wie die Debatten im Bundestag. Sich bei all den vielen Tabus ohne jegliches Anecken krampfhaft berührungslos durchzuschlängeln, geht am besten ohne Profil. Ähnlichkeiten mit zahlreichen öffentlichen Personen ist kein Zufall. Schluss damit! 

Demokratie muss auch Widerspruch aushalten. Wir brauchen ergebnisoffene Debatten statt vorgeschriebener Denkschablonen. Utopien im Sinne der Erkundung möglicher Szenarien braucht Freiraum statt Feigheit. Ärmel hoch: Wenn Ihre Argumente gut sind, machen Debatten Sie nur noch besser.

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Kanzlerkandidatenduell am 3. September 2017

Kanzlerkandidatenduell am 3. September 2017

Am 24. September 2017 sind Bundestagswahlen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihr Herausforderer Martin Schulz (SPD) treffen am Sonntagabend, 3. September 2017 zum ersten und einzigen Mal im Wahlkampf aufeinander. Ob die beiden Politiker schon aufgeregt sind und wie bereiten sich die Kandidaten wohl vor?

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Die Artikel sind meist kurze Auszüge der umfangreicheren Kursunterlagen, die Teilnehmende im entsprechenden Gruppen- oder Einzeltraining oder im Coaching erhalten.

Autor: Karsten Noack 
Erstveröffentlichung: 21. Mai 2004
Überarbeitung: 17. März 2025
AN: #371
K:
Ü:

Sommerinterview 2017 Bundeskanzlerin Angela Merkel

Sommerinterview 2017 Bundeskanzlerin Angela Merkel

Tina Hassel und Thomas Baumann interviewten am Sonntagabend, den 16. Juli 2017 Angela Merkel
Die Journalistin Tina Hassel und Thomas Baumann hatten am Sonntagabend, den 16. Juli 2017 ganze 19 Minuten Zeit für das Sommerinterview mit der Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Sommerinterview 2017 Bundeskanzlerin Angela Merkel

 

Wer Profil zeigt, bleibt meist nicht lange in der Politik.

Karsten Noack

Sommerinterview

 

Jetzt aber schnell. Die Journalistin Tina Hassel und Thomas Baumann hatten am Sonntagabend, den 16. Juli 2017 ganze 19 Minuten Zeit für das Sommerinterview mit der Bundeskanzlerin Angela Merkel.

 

 

 

Wie erwartet …

 

Es kam, wie es wohl kommen musste; die Antworten auf die 20 Fragen an die Bundeskanzlerin waren so unspektakulär, wie konsequent. Hatten die beiden Journalisten vor, Merkel aus der Reserve zu locken, vielleicht sogar emotionale Reaktionen erwartet? Dann sind sie kläglich gescheitert. Nichts, was das Zusammentreffen bemerkenswert macht, außer der Umstand, dass es das wieder mal war. Same procedure as last year? Same procedure as every year, James!

Hinsichtlich des Unterhaltungswertes und des Informationsgehaltes mag das traurig stimmen. Es zeigt allerdings erneut, dass die Bundeskanzlerin zu routiniert ist, um sich bei einer solchen Gelegenheit aus ihrer Sicherheit locken zu lassen. Ihre anfängliche Angespanntheit löst sich schnell auf. Sie entscheidet selbst, was sie offenbart. Und das ist, so hat sie sich entschieden, weil für sie bewährt, wenig.

Manche nennen das Vorsichtigkeitsrhetorik und Milchglasscheibenantworten, sprechen vom merkel’schen Nichts-Falsches-sagen-Wollen und der Teflon-Kanzlerin mit Umfragesucht. Für Kritiker ist sie ignorant. Bewunderer staunen, dass sie fast nichts aus der Fassung bringt.

 

 

 

Es funktioniert für Angela Merkel – gibt es etwas zu lernen?

 

Für Ihre Rhetorik bekommt sie keine guten Bewertungen und doch ist sie seit langem im Amt. Wie macht sie das? Sie spricht in einer einfachen Sprache, kennt den Wert des Kommas und erlaubt sich Denkpausen. Die helfen ihr dabei so zu formulieren, dass sie möglichst unangreifbar ist. Ihr bedachtes Reden ist nicht schön anzuhören, doch so findet sie die defensivere, nebulöser Beschreibung. Andere würden sich impulsiver verhalten und damit angreifbar machen. Wer Profil zeigt, bleibt meist nicht lange in der Politik.

Selbst wenn es eine Kehrtwende erfordert, biegt sie gegebenenfalls später die Argumentation gerade. Was nicht passt, wird passend gemacht. Auch da ist sie pragmatisch. Beispiel gefällig?

 

Also zur Obergrenze ist meine Haltung klar, ich werde sie nicht akzeptieren.

Angela Merkel

 

Das hob die CDU-Chefin am Sonntagabend hervor. Die Obergrenze für Flüchtlinge ist eine zentrale Wahlkampfforderung der Christsozialen. Ob es sich damit so verhält wie mit der Pkw-Maut? Im Bundestagswahlkampf 2013 hatte Merkel die Pkw-Maut ebenfalls abgelehnt.

 

Mit mir wird es keine Pkw-Maut geben.

Angela Merkel

 

Im Sommerinterview 2017 erklärte Merkel, sie habe ihr Nein zur Maut damals darauf bezogen, dass die Abgabe Inländer nicht belasten dürfe. Nur unter dieser Voraussetzung wurde die Pkw-Maut umgesetzt. Nun rätseln einige Zweifler, wie sie bei erneuten Zugeständnissen gegenüber der Schwesterpartei diesmal argumentieren wird. Vermutlich wird sie nicht argumentieren, sondern es denjenigen erklären, die es nicht verstanden haben.

 

 

 

Fazit

 

Nicht greifbar sein, das kann sie. Sie verzichtet wohl bewusst darauf, eigene Themen zu setzen. Sie liefert damit zwar keine weiteren Gründe dafür, sie zu wählen, allerdings bietet sie so auch keine Angriffsfläche. Sollte nichts Spektakuläres geschehen, dass auf sie zurückfällt, hat sie große Chancen, dass die Strategie aufgeht. Bisher hat diese Strategie für sie gut funktioniert.

Wer Profil zeigt, bleibt meist nicht lang in der Politik. Karsten Noack

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Wischiwaschi

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Politische Korrektheit (Political Correctness) ist gut gemeint und wird oft missbraucht!

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Achten Sie bei Ihren Beiträgen auf eine angemessene Sprachwahl, damit von Ihrer Botschaft keine unnötige Ablenkung ausgeht. Lernen Sie, wie der unfairen Instrumentalisierung des Prinzips begegnet wird. Fördern Sie die offene und faire Diskussion.  Schluss mit übervorsichtigen inhaltsleeren Floskeln. Das ist so fade und steril wie die Debatten im Bundestag. Sich bei all den vielen Tabus ohne jegliches Anecken krampfhaft berührungslos durchzuschlängeln, geht am besten ohne Profil. Ähnlichkeiten mit zahlreichen öffentlichen Personen ist kein Zufall. Schluss damit! 

Demokratie muss auch Widerspruch aushalten. Wir brauchen ergebnisoffene Debatten statt vorgeschriebener Denkschablonen. Utopien im Sinne der Erkundung möglicher Szenarien braucht Freiraum statt Feigheit. Ärmel hoch: Wenn Ihre Argumente gut sind, machen Debatten Sie nur noch besser.

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Kanzlerkandidatenduell am 3. September 2017

Kanzlerkandidatenduell am 3. September 2017

Am 24. September 2017 sind Bundestagswahlen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihr Herausforderer Martin Schulz (SPD) treffen am Sonntagabend, 3. September 2017 zum ersten und einzigen Mal im Wahlkampf aufeinander. Ob die beiden Politiker schon aufgeregt sind und wie bereiten sich die Kandidaten wohl vor?

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P.S.

 

Ist an der Behauptung etwas dran?

Bundeskanzlerin Angela Merkel

Angela Merkel

Kurzprofil der Bundeskanzlerin

Angela Merkel

 

Einst galt sie noch harmlos als „Kohls Mädchen“ und heute ist sie Deutschlands mächtigste Politikerin. Angela Merkel hat sich an der Männerriege der Union vorbei bis zur Spitze gekämpft und dort hält sie sich lange Zeit beharrlich. Manche lieben sie und schätzen sie als abwägend und authentisch, andere halten sie für zaudernd und eher unbeholfen. So oder so; es ist ihr gelungen, ihre Position lange Zeit zu behaupten. Es gibt also etwas zu lernen.

 

 

 

Meilensteine

 

1994 – 1998

Bundesumweltministerin

 

 

1998 – 2000
CDU-Generalsekretärin

 

 

2000

CDU-Vorsitzende

 

 

2005 bis 2017

Bundeskanzlerin

 

 

2007

Aber Demokratie ist nicht immer eine Sache von einsamen Entscheidungen, sondern in der Regel ein Geschäft der Meinungsbildung vieler.

Angela Merkel in einem Interview mit der Berliner Zeitung, berlinonline.de, 7. November 2007

 

Aber Demokratie ist nicht immer eine Sache von einsamen Entscheidungen, sondern in der Regel ein Geschäft der Meinungsbildung vieler.

Angela Merkel in einem Interview mit der Berliner Zeitung, berlinonline.de, 7. November 2007

 

 

2013

Das Internet ist für uns alle Neuland, und es ermöglicht auch Feinden und Gegnern unserer demokratischen Grundordnung natürlich, mit völlig neuen Möglichkeiten und völlig neuen Herangehensweisen unsere Art zu leben in Gefahr zu bringen.

Angela Merkel auf einer Pressekonferenz mit US-Präsident Barack Obama am 19. Juni 2013

 

 

2015

Ihrer sachlichen Nüchternheit wird ihr lange Zeit nicht übelgenommen, ihr Beliebtheitswerte bleiben lange erstaunlich hoch. Während der Flüchtlingskrise änderte sich das jedoch. Das Land wird durch ihre Handlungen und Äußerungen gespalten und einige werfen ihr vor maßgeblich zu Belastungen für die EU beigetragen zu haben. Insbesondere hinsichtlich des Brexits sehen manche ihren Beitrag als einflussreich.

Selbst einige Parteimitglieder nahmen ihr zunehmend übler, dass sie Bedenken stets mit einer ihr eigenen Vernebelungstaktik wegzuwischen versuchte, anstatt ihre Politik leidenschaftlich zu vertreten.

Am 31. August 2015 äußerte sie im Hinblick auf die Flüchtlingskrise in Europa und die Aufnahme von Flüchtlingen in Deutschland den  Beschwichtigungssatz „Wir schaffen das“ und es wurde über die „neuen Willkommenskultur“ berichtet. Sie wiederholte den später vielfach kritisierten Satz mehrmals, unter anderem beim CDU-Bundesparteitag am 14. Dezember 2015. Der Satz wird zur anhaltenden Provokation und ihre Beliebtheit sinkt.

 

 

2017

Die Bundestagswahlen 2017 waren nicht sehr spannend. Der anfängliche Schulz-Effekt hatte sich schnell wieder beruhigt und es ging ohne Höhepunkte der Wahl am 24. September 2017 entgegen. Den Wahlkampf begleitete ich mit entsprechenden Analysen in Artikeln, Interviews und Veranstaltungen.

Jamaika bis GroKo: Seit der Bundestagswahl war Angela Merkel geschäftsführend im Amt, bis sich mühsame endlich eine Große Koalition (GroKo) gebildet hat.

 

Die Zeiten, in denen wir uns auf andere völlig verlassen konnten, die sind ein Stück vorbei, das habe ich in den letzten Tagen erlebt. Und deshalb kann ich nur sagen: Wir Europäer müssen unser Schicksal wirklich in unsere eigene Hand nehmen. … wir müssen selber für unsere Zukunft kämpfen, als Europäer, für unser Schicksal.

Angela Merkel nach dem G7-Gipfel in Taormina bei einer Wahlkampfveranstaltung mit Horst Seehofer in einem Bierzelt in München-Trudering am 28. Mai 2017

 

 

2018

Der Streit mit Parteimitgliedern und der Schwesterpartei wird immer aufreibender. Am 7. Dezember 2018 Abschiedsrede als CDU-Vorsitzende.

 

 

2019

Es sind einige Hinweise zu erkennen, dass Angela Merkel Entlastung verspürt, denn ihre Auftritte wirken etwas lockerer.

 

 

 

Angela Merkel in Zahlen und Daten aus dem Internet

 

  • Geboren: 17. Juli 1954
  • Geburtsort: Hamburg (aufgewachsen in Templin / Brandenburg)
  • Größe: 1,65 m
  • Studium: Promovierte Physikerin
  • Ehepartner: Ulrich Merkel von 1977 bis 1982, Joachim Sauer seit 1998
  • Kinder: –
  • Eigene Homepage: www.angela-merkel.de

Glossar

 

Im Glossar warten Informationen zu gängigen und nicht so gängigen Begriffen rund um die strategische Rhetorik und Kommunikation. Rhetorik, Marketing und Psychologie ergänzen sich. Wo Glossar und Artikel aufhören, fängt die Arbeit mit mir an. Ich sorge dafür, dass du sowohl mit Persönlichkeit als auch Botschaft überzeugst –in Gesprächen und Präsentationen.

 

Frage ruhig! Wenn du trotz Suche zu einem interessanten Begriff nicht fündig geworden bist, sende mir doch eine Nachricht.

 

Martin Schulz

Martin Schulz

Kurzprofil
Martin Schulz

Martin Schulz

 

Seit März 2017 führt Martin Schulz die SPD offiziell als Parteichef und nun ist er der Kanzlerkandidat der Sozialdemokraten für die Bundestagswahl 2017. Entsprechend häufig werde ich auf seine Körpersprache und verbale Kommunikation angesprochen. Der anfängliche Schulz-Effekt hat sich beruhigt und es geht der Wahl am 24. September 2017 entgegen. Den Wahlkampf begleite ich mit entsprechenden Analysen in Artikeln, Interviews und Veranstaltungen.

 

Dass es Deutschland heute besser geht als vielen anderen europäischen Staaten, hängt vor allem mit der Agenda 2010 zusammen.

Schulz 2014 zu den Hartz-Reformen des Ex-Kanzlers Gerhard Schröder

 

Ich bin sowohl gefühlt als auch faktisch der bessere Kandidat.

Schulz 2017 zu seiner Nominierung als Kanzlerkandidat

 

 

 

Vorherige Ämter

 

1987 – 1998
Bürgermeister von Würselen (NRW)

1994 – 2017
Mitglied des Europäischen Parlaments

2014 – 2017
Präsident des Europäischen Parlaments

2017
Kanzlerkandidat der SPD

 

 

 

Martin Schulz in Zahlen und Daten aus dem Internet

 

  • Geboren: 20. Dezember 1955
  • Geburtsort: Hehlrath (heutiges Eschweiler in Nordrhein-Westfalen)
  • Größe: 1,xx m (interessant im Hinblick auf Zusammentreffen)
  • Augenfarbe: blaugrau
  • Schulabschluss: Mittlere Reife (Schulz: „Ich war ein Sausack in der Schule!“)
  • Ehepartnerin: Inge Schulz
  • Kinder: Nico, Linda
  • Eigene Homepage: www.martinschulz.de (nicht online bei Prüfung)

Anmerkungen

 

In den Beiträgen der Serien Körpersprache und Rhetorik-Check geht es darum die rhetorische Wirkung ausgewählter Personen zu analysieren. Jegliche politische Bewertung bleibt dabei außen vor und ist auch in den Kommentaren nicht erwünscht. Stattdessen geht es darum anhand der Beispiele zu erkennen was unter welchen Umständen funktioniert und was nicht, was lässt sich für eigene Zwecke lernen. Mit anderen Worten; es geht nicht um das Nörgeln, sondern das Aufdecken von Potenzialen.

Glossar

 

Im Glossar warten Informationen zu gängigen und nicht so gängigen Begriffen rund um die strategische Rhetorik und Kommunikation. Rhetorik, Marketing und Psychologie ergänzen sich. Wo Glossar und Artikel aufhören, fängt die Arbeit mit mir an. Ich sorge dafür, dass du sowohl mit Persönlichkeit als auch Botschaft überzeugst –in Gesprächen und Präsentationen.

 

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Körpersprache: Fragestunde Theresa May und Jeremy Corbyn

Körpersprache: Fragestunde Theresa May und Jeremy Corbyn

Körpersprachenanalyse Wahlen in Großbritannien - BBC 2. Juni 2017
Körpersprache: Fragestunde Theresa May und Jeremy Corbyn

Körpersprache: BBC-Fragestunde Theresa May und Jeremy Corbyn

 

Wenige Tage vor den vorgezogenen Parlamentswahlen (Unterhaus) in Großbritannien  am 8. Juni 2017 haben sich Premierministerin Theresa May und ihr Herausforderer Jeremy Corbyn, zum zweiten Mal im Fernsehen den Fragen gestellt. Diesmal fragen die Wähler und der Moderator.

 

I’m sorry this isn’t a debatte.

Jermey Corbyn

 

 

 

 

Question Time

 

In der BBC-Sendung “Question Time“ stellt das Publikum Fragen an Politiker und Experten. Von denen wird dann eine sofortige Antwort erwartet. So auch am Freitagabend, 2. Juni 2017.

Das britische Publikum nimmt hier kein Blatt vor den Mund und so bekommen beide Kandidaten einige durchaus herausfordernde Fragen, auf die sie wohl gerne verzichtet hätten. Beide Kandidaten gehen recht professionell mit dem Gegenwind um, der ihnen entgegenweht. Wobei Corbyn etwas besser mit dem Druck umgeht. Selbst wenn er direkt angegangen und unterbrochen wird, bleibt er weitgehend entspannt und lächelt.

Als die Wahl ausgerufen wurde, konnte May Umfragen zufolge noch mit einer großen Mehrheit rechnen. Nach der jüngsten Umfrage verliert ihre konservative Partei – nun eine Woche vor der Abstimmung – weiter an Boden und die Wahl wird für die konservative Partei zur Zitterpartie. Für die absolute Mehrheit sieht es gegenwärtig schlecht aus. So wurde Premierministerin Theresa May gefragt, ob sie es bedaure, diese Wahl beantragt zu haben, jetzt wo die Umfragen für sie ungünstiger werden. Daraufhin May lacht für einen Moment und wirkt dabei nervös: „Na ja, sie mache ja schon ziemlich lange Politik.“

May hat es am schwersten bei den sozialen Themen. Jeremy Corbyn hat es schwer bei wiederholten Nachfragen zum Einsatz von Atomwaffen und beim Thema IRA.

Sowohl mit Herausforderer als auch Herausgeforderter wird Großbritannien den Brexit machen. Beide versicherten wiederholt ein gutes Verhandlungsergebnis mit Brüssel anzustreben. Klare Aussagen zum Vorgehen machten beide bisher nicht.

 

 

 

 

Körpersprache und Wirkung

 

Keine Debatte: Beide wenden sich nicht zueinander, sondern nacheinander dem Publikum und Moderator zu. May vermeidet das sonst möglichst, managt das hier jedoch.

Angesprochen auf “being a bloody difficult woman“, eine Phrase, mit der May selbst ihre Vergangenheit beschrieb, weist ihre Körpersprache darauf hin, das sie sich selbst bei diesem Bild unwohl fühlt. Ihre Mimik zeigt kurz Hinweise auf Missbilligung oder Schmerz. Eine Interpretationsmöglichkeit ist, dass sie Wert darauf legt gemocht zu werden.

Insgesamt dominieren bei May die typischen Gesten, die viele Politiker verwenden. Sie hat hier einige Erfahrungen gemacht. Beispielsweise legt sie häufiger ihren Daumen an den Zeigefinger. Die Absicht ist dabei meist, aggressive Gesten zu vermeiden. Viele ihrer Gesten beinhalten offene Handflächen, die einladend und offen wirken. Insgesamt macht sie einen starken und gut vorbereiten Eindruck- Manche Zuschauer werden dadurch allerdings etwas Menschlichkeit vermisst haben. Ihre Antworten, wie „es gibt keinen magischen Geldbaum“, können leicht als hartherzig interpretiert werden.

Corbyn wirkt etwas wärmer als May. Er setzt deutlich ausgeprägtere und weniger geschliffene Gesten ein. Je nach Sichtweise wirkt das natürlicher oder unsicher übertrieben. Corbyn hat hier vermutlich bisher keine prägende Schulung erhalten.

 

 

 

Fazit

 

Beide Redner sind weitgehend authentisch, Aussagen und Körpersprache weisen keine spektakulären Unstimmigkeiten auf. Theresa May hat sich um eine Nasenlänge besser präsentiert als Jeremy Corbyn.

 

 

 

Aufzeichnungen

 

Damit Sie sich eine eigene Meinung bilden können, finden Sie hier Videos (externe Links) der Sendung:

Anmerkungen

 

In den Beiträgen der Serien Körpersprache und Rhetorik-Check geht es darum die rhetorische Wirkung ausgewählter Personen zu analysieren. Jegliche politische Bewertung bleibt dabei außen vor und ist auch in den Kommentaren nicht erwünscht. Stattdessen geht es darum anhand der Beispiele zu erkennen was unter welchen Umständen funktioniert und was nicht, was lässt sich für eigene Zwecke lernen. Mit anderen Worten; es geht nicht um das Nörgeln, sondern das Aufdecken von Potenzialen.

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Die Artikel sind meist kurze Auszüge der umfangreicheren Kursunterlagen, die Teilnehmende im entsprechenden Gruppen- oder Einzeltraining oder im Coaching erhalten.

Autor: Karsten Noack
Erstveröffentlichung: 1. März 2015
Überarbeitung: 17. März 2025
AN: #23457
K: CNB
Ü:

Handshake-Gates, nicht nur bei Donald Trump

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Eine kleine Sammlung: Donald Trump & seine spezielle Handschütteltechnik
Handshake-Gates

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Das die bisherigen Handshake-Gates an die Tragweite der Watergate-Affäre heranreichen behauptet wohl kaum jemand. Doch gerade die eigenwilligen Begrüßungen des US-Präsidenten Donald Trump sind mittlerweile unter diesem Stichwort zu finden.

 

 

 

Eine kleine Sammlung: Donald Trump & seine Handschütteltechnik

 

Trump ist körpersprachlich nicht besonders talentiert. Das ist schon an seinen recht groben Bewegungsabläufen erkennbar. Eigentlich wird der Handschlag von Menschen seit vielen Generationen als Demonstration freundschaftlicher Absichten eingesetzt. Wer die Hand gibt, hat keine Waffe in der Hand, führt nichts im Schilde. Doch bei Trump wird der Handschlag selbst zur Waffe; eine archaisch-brachiale Machtdemonstration, wie man sie in dieser Ausprägung selbst von us-amerikanischen Präsidenten so noch nicht erlebt hat.

 

Beispiele:

  • Trump reicht dem japanischen Premierminister Shinzo Abe die Hand zunächst mit einer offenen Handfläche. Das ist erst einmal ein freundliches, einladendes Signal. Es sagt so viel wie; „Ich überlasse Ihnen die Oberhand“. Reingefallen! Dann schnellt er mit seiner Hand auf Shinzo Abe zu und macht die freundliche Geste gleich wieder zunichte. Trump zieht Abe zu sich. Trump ließ volle 19 Sekunden lang nicht los und tätschelte die rechte Hand seines sichtlich irritierten Gastes noch dazu mehrmals mit seiner linken. Zwischendurch zog er Abes Hand mehrfach ruckartig zu sich. Es müssen quälende Sekunden für den zurückhaltenden Japaner gewesen sein. Sobald Trump den Griff lockert, dreht sich Abe weg und vergrößert sofort den Abstand. Nur schnell weg aus dieser unangenehmen Situation. Wenn es schon nicht die körperliche Flucht ist, dann wenigstens mit den Augen zur Seite schauen und Blickkontakt mit jemand anderem finden. Ein typisches Verhalten, wenn wir uns unsicher fühlen.
  • Donald Trump verweigerte Angela Merkel einen Handschlag vor Pressevertretern
    Donald Trumps Handschläge sind schon so oft eigenartig, doch die Verweigerung eines Handschlags vor der Presse, heizte die Diskussion an. Machte er das bewusst? Manche Interpretationen dürften etwas über das Ziel hinausschießen.
    Mehr dazu …
  • Beim Zusammentreffen mit dem Staatspräsidenten von China Xi Jinping brachte Trump ihn beim Händeschütteln aus dem Gleichgewicht.
    Mehr dazu …
  • Duell mit Emmanuel Macron
    Der französische Präsident Emmanuel Macron revanchierte sich bei Trump vor dem Nato-Gipfel in Brüssel, indem er ebenfalls fest dessen Hände schüttelte. Macron hielt dabei die Hand von Trump einige Sekunden länger fest. Dabei schienen beide die Zähne zusammenzubeißen, da ihre Kiefermuskeln deutlich zu sehen waren.
  • Mehr dazu …

 

 

 

Kein neues Phänomen

 

Kontroverse Meinungen zu Begrüßungen in der Öffentlichkeit sind kein neues Phänomen. Hier wird immer wieder über die Bedeutung und Absichten spekuliert.

So manches Missverständnis resultiert aus kulturellen Unterschieden. Wobei es auch eine Frage des Respekts ist, sich frühzeitig über solche Besonderheiten zu informieren.

Als Microsoft-Gründer Bill Gates der südkoreanischen Präsidentin Park Geun-hye die Hand schüttelte, behielt er die andere Hand in der Hosentasche. Daraufhin fragte die Presse, ob es sich um eine respektlose Geste oder um eine unbedachte Form der Lockerheit handelt. In Südkorea hat er damit jedenfalls einer Menge Menschen vor den Kopf gestoßen. Auch hier gilt die alte Regel der Kommunikation: Die Empfänger entscheiden über die Bedeutung einer Botschaft. Umso mehr lohnt sich eine gute Vorbereitung auf der Basis bewusster Entscheidungen.

Glossar

 

Im Glossar warten Informationen zu gängigen und nicht so gängigen Begriffen rund um die strategische Rhetorik und Kommunikation. Rhetorik, Marketing und Psychologie ergänzen sich. Wo Glossar und Artikel aufhören, fängt die Arbeit mit mir an. Ich sorge dafür, dass du sowohl mit Persönlichkeit als auch Botschaft überzeugst –in Gesprächen und Präsentationen.

 

Frage ruhig! Wenn du trotz Suche zu einem interessanten Begriff nicht fündig geworden bist, sende mir doch eine Nachricht.

 

Die Artikel sind meist kurze Auszüge der umfangreicheren Kursunterlagen, die Teilnehmende im entsprechenden Gruppen- oder Einzeltraining oder im Coaching erhalten.

Autor: Karsten Noack
Erstveröffentlichung: 22. Mai 2017
Überarbeitung: 10. November 2020
Englische Version:
AN: #328
K: CNB
Ü:

Analyse Donald Trumps Körpersprache in Brüssel beim NATO-Gipfel

Analyse Donald Trumps Körpersprache in Brüssel beim NATO-Gipfel

Donald Trump, Emmanuel Macron, Angela Merkel, Duško Marković und ein paar Handschläge
Donald Trumps Körpersprache in Brüssel beim NATO-Gipfel

Donald Trumps Körpersprache in Brüssel beim NATO-Gipfel

 

Es ist natürlich reine Spekulation, dass Donald Trump mit seinem Verhalten etwas kompensieren möchte. Allerdings spricht so einiges dafür.

Ich schätze, die meisten Menschen stimmen mir zu, dass Trump als Alpha-Männchen betrachtet werden möchte. Und tatsächlich brauchen wir uns auch nur die Körpersprache anzuschauen, um sehr viele Hinweise darauf zu finden.

Es scheint so wichtig für ihn zu sein, dieses Bedürfnis zu befriedigen, dass seine verzweifelten Versuche oft eher als Zeichen der Unsicherheit wahrgenommen werden, denn als Zeichen der Stärke. Jemand mit einem starken Selbstvertrauen würde das nicht tun. Allerdings ist es hilfreich, sich frühere US-Präsidenten anzuschauen; die meisten von ihnen zeigten einige Formen von Alphatierverhalten, selbst Barack Obama. So machen US-Präsidenten das halt für Ihr Publikum zu Hause! Doch all das ist weitgehend harmlos im Vergleich zu Donald Trumps eigenartigem Verhalten und die Handshake-Gates, die schon weltweit für Verwunderung gesorgt haben.

 

 

 

Willkommen

 

NATO-Gipfel am 25. Mai 2017 in Brüssel. Erst schreitet Macron direkt auf dessen Höhe auf Donald Trump zu und weicht dann überraschend zu Angela Merkel hinüber. Was hat das zu bedeuten? Soweit es Macron betrifft, ist Merkel die wichtigste Person bei den Anwesenden und außerdem ist sie ja auch eine Frau, erinnert mich meine Assistentin. Entsprechende Experten für die Etikette und Protokoll können hier sicherlich Klarheit schaffen, was sich gehört. Wir können nur spekulieren, was es damit auf sich hat.

Während er zu ihr herüber schwenkt, können wir Trumps konzentrierte Mimik sehen, so als würde er denken; „Halt! Moment mal, ich bin hier die wichtigste Person!“. Macron scheint es jedenfalls etwas anders zu sehen und Trump ist darüber nicht sehr erfreut. Und das wird er sich nicht gefallen lassen. Es ist wohl an der Zeit, Macron zu zeigen, wer hier der Chef ist. Und das macht er sehr aggressiv deutlich. Trump zieht bei der Begrüßung Macron in die Richtung seines Gesichtes und eine plausible Denkblase wäre; „Du wirst tun, was ich möchte, ob du es willst oder nicht!“. Macron versucht daraufhin aus dieser unangenehmen Situation zu entfliehen. Er legt seine Arme auf Trump, um ihn am weiteren Heranziehen zu hindern. Ein Verhalten, das auch auf einem Schulhof erwartet werden könnte und bei einem Treffen von Staatsoberhäuptern wohl eher als unangebracht gelten sollte.

 

 

 

Zweiter Handschlag

 

Beim Mittagessen in der US-Botschaft von Brüssel scheint Macron auf weitere Spielchen von Trump vorbereitet zu sein. Als wenn der erste Handschlag nicht peinlich genug gewesen wäre, sehen wir hier die beiden bei einem Handschlag, der so lange dauert, dass sich die Knöchel der Hände dabei weiß entfärben.

Beim Treffen der beiden sind einige skurrile Momente zu beobachten. Trump, gewöhnt körpersprachliche Machtspiele zur Unterstreichung seiner Männlichkeit und Statusanspruchs bei jeder öffentlichen Veranstaltung an den Tag zu legen, ist diesmal offensichtlich der Unterlegene.

Das zur Schau getragene Machtspiel während des Handschlags, etwas Testosteron und einen eisernen Griff später, versucht Trump der Situation zu entkommen. Normalerweise kennt er diese Situation von der anderen Seite. Im Video können wir sehen; die Handknöchel der beiden werden weiß, ein kleines Armgerangel, alle Muskeln sind angespannt, auch im Gesicht; wir sehen wie die Kiefermuskeln hart werden. Dann scheint Trump bereit zu sein, die Hand wegzuziehen. Doch er muss noch etwas warten, bis er sie zurück ziehen darf. Und der Gewinner ist, wenn wir das tatsächlich als Wettbewerb betrachten, Emmanuel Macron.

 

 

 

Body Check

 

Trump schiebt wütend den Premierminister von Montenegro, Duško Marković, zur Seite, um unsanft dessen Platz in der ersten Reihe zu ergattern. Es wäre ja noch schöner! Da ist eine gute Portion Aggression wohl aus seiner Sicht angebracht. Nachdem es ihm gelungen ist, Marković zur Seite zu schieben, zeigt er ein sehr unnatürliches Mienenspiel und Verhalten; er drückt seinen Kopf nach hinten und streckt sein Kinn nach vorne. Es handelt sich um eine sehr arrogant wirkende Pose, so als würde er auf andere hinunterschauen. Etwas, das weder angebracht ist, noch als Zeichen natürlichen Selbstvertrauens gilt.

Dieses Verhalten zeigt Trump relativ häufig, wenn er sich etwas bedroht fühlt. Es scheint ein erlerntes Verhalten zu sein. Im Anschluss an diese arrogante Körperhaltung empfindet er wohl eine sehr deutliche Verwundbarkeit, denn seine Haltung geht in das sogenannte Feigenblatt. In diese Körperhaltung begeben wir uns normalerweise nur, um sehr verwundbare Teile des Körpers zu schützen, also wenn wir uns angreifbar und unsicher fühlen. Ich weiß nicht, was die Dame zu ihm sagt, mit der er sich dann unterhält. Es würde mich jedoch nicht wundern, wenn es etwas ist, dass ihm missfällt, denn seine Mimik sieht so aus, als würde er wie ein Kind zurechtgewiesen.

Anmerkungen

 

In den Beiträgen der Serien Körpersprache und Rhetorik-Check geht es darum die rhetorische Wirkung ausgewählter Personen zu analysieren. Jegliche politische Bewertung bleibt dabei außen vor und ist auch in den Kommentaren nicht erwünscht. Stattdessen geht es darum anhand der Beispiele zu erkennen was unter welchen Umständen funktioniert und was nicht, was lässt sich für eigene Zwecke lernen. Mit anderen Worten; es geht nicht um das Nörgeln, sondern das Aufdecken von Potenzialen.

P.S.​

 

Wie steht es mit Fragen oder Kommentaren dazu?

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