Der Körper spricht. Erfahre, wie du deine Botschaft in Reden und Präsentationen mit einer überzeugenden Körpersprache unterstützt.
Körpersprache: Was lässt sich tatsächlich von den Augen ablesen? Nicht nur Wünsche!
Was lässt sich tatsächlich von den Augen ablesen? Nicht nur Wünsche!
Körpersprache lesen: Augen
Was die Augen verraten
Was lässt sich tatsächlich von den Augen ablesen? Mehr als Wünsche! Körpersprache lesen und zwischen den Zeilen lesen.
Blick in die Augen, Blick in die Seele
When the eyes say one thing, and the tongue another, a practiced man relies on the language of the first.
Ralph Waldo Emerson
Was die Augen so alles verraten können
Es gibt Leute, die brauchen keinen Mittelfinger. Die können das mit den Augen!
Die Augen haben einen großen Anteil an der menschlichen Mimik. Und abgesehen von den Trägern dunkler oder verspiegelter Sonnenbrillen sind Blicksignale recht gut zu erkennen und zu deuten. Es hat schon seinen Grund, weshalb die Augen als der Spiegel der Seele bezeichnet werden. Sie geben vieles über unsere Gefühle und Gedanken preis, egal, ob wir es wollen oder nicht. Augen können lächeln, Freude ausstrahlen, durchdringen, zustimmen, fragend, zweifelnd oder ablehnend wirken. Ein Blick kann andere Menschen treffen und sogar verletzen. Sie können durchaus schmerzen und das, ohne überirdische Kräfte. Sprichwörtlich ist der vernichtende Blick und manch einer ist dankbar, dass Blicke dann doch nicht töten können.
Weshalb lohnt es sich, auf den Augenkontakt zu achten?
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.
Antoine de Saint-Exupéry
Weshalb lohnen sich Gedanken dazu? Weil Menschen mit ihrem Blickkontakt oft unausgesprochene Ziele verfolgen:
- Informationssuche
- Ausdruck von Aufmerksamkeit und Interesse
- Bestreben, andere Menschen zu beeinflussen, zu dominieren oder abzuschrecken
- Rückmeldungen liefern
- Einladung und Steuerung menschlicher Interaktionen
- Etwas soll verborgen werden
Interpretationsmöglichkeiten
Ein Blick kann andere Menschen liebevoll oder schmerzhaft treffen und aufmuntern oder verletzen. Sprichwörtlich ist der vernichtende Blick und manch einer wünscht sich gar, dass Blicke töten könnten. Wobei mancher Blick tatsächlich durchaus schmerzen kann, da braucht es keine Zauberei.
Die Augen haben einen großen Anteil an der menschlichen Mimik. Und ohne dunkle oder verspiegelte Sonnenbrillen sind Blicksignale bei den meisten Menschen auch recht gut zu erkennen und zu deuten. Es hat einen guten Grund, weshalb die Augen als der Spiegel der Seele bezeichnet werden. Sie legen vieles über unsere Gefühle und Gedanken offen, bewusst und unbewusst. Augen können lächeln, Freude ausstrahlen, durchdringen, zustimmen, fragend, zweifelnd oder ablehnend wirken. Mitunter sagen sie etwas anderes, als die vom bewussten Verstand kontrollierten Worte, die den Mund verlassen. Auch deshalb lohnt es sich ganz genau hinzusehen und nicht nur Wünsche von den Augen abzulesen.
Bei den folgenden Körpersignalen habe ich eine Auswahl möglicher Interpretationsmöglichkeiten hinzugefügt. Wie üblich bei der Analyse von Körpersprache gilt; nur gut kalibriert und im Cluster lassen sich hinreichend fundierte Arbeitsthesen entwickeln. Auch Augen sprechen. Insofern die Signale bewusst steuerbar sind, können Sie für sich entscheiden, ob sie Ihre beabsichtigte Botschaft unterstützen oder nicht.
1. Blickvermeidung
Mögliche Interpretationen: Ausweich- und Fluchtreaktion
Wird eine Situation als unangenehm oder sogar gefährlich empfunden, wird häufig der Blickkontakt vermieden. Das liegt auch am Selbstbewusstsein. Bei der Einschätzung hilft die vorherige Kalibrierung.
2. Längeres Zusammenpressen der Augenlider
Mögliche Interpretation: Erschrecken
Werden die Augen länger geschlossen, als es dem sonst üblichen Lidschlussreflex entspricht, kann das in erster Linie an zu grellem Licht oder heftigerem Erschrecken liegen. Im letzteren Fall wollen Betroffene oft die Augen vor der Realität verschließen.
3. Blickrichtung
a.) Gesenkter Blick außerhalb von Gesprächen
Mögliche Interpretation: Desinteresse
Außerhalb eines Gespräches senkt jemand im Umfeld den Blick oder reagiert überhaupt nicht auf ein Blickangebot, besteht von seiner Seite (zumindest im Moment) kein Interesse.
b.) Gesenkter Blick in Gesprächen
Mögliche Interpretationen: Unwohlsein, Unsicherheit, Lügen
Senkt jemand in einem Gespräch den Blick, dann kann das ein Hinweis sein, dass er sich unwohl fühlt bzw. den Blickkontakt vermeidet, um bei einer Unwahrheit anderen Menschen nicht in die Augen zu schauen. Es wäre ein Versuch, bei einer Lüge nicht ertappt zu werden. Doch wie schon häufig erwähnt; es handelt sich um Hinweise, nicht um Beweise.
c.) Schräger Blick
Mögliche Interpretation: Abschätzende Zurückhaltung
Ein schräger Blick signalisiert oft abschätzende Zurückhaltung und wird häufig bewusst eingesetzt.
d.) Zum Boden gesenkter Blick
Mögliche Interpretationen: Unsicherheit, Ignoranz oder Provokation
Ein stetig oder häufig zu Boden gesenkter Blick, unruhig hin und her wandernde, suchende Augen, zusammengezogene beziehungsweise hochgezogene Augenbrauen oder demonstratives Wegsehen sind Hinweise für Unsicherheit, Ignoranz oder auch für Provokation.
e.) Unterbrochener Augenkontakt
Folgt einem Augenkontakt der Blick nach unten, kann es sich um eine unbewusste Unterwürfigkeitsgeste handeln. Insbesondere in Flirtsituationen übergibt die nach unten schauende Person in dieser Situation die Führung. Meist sind es Frauen, die bei Männern so reagieren.
Als neutral wird der unterbrochene Blick zur Seite betrachtet.
f.) Grad der Augenöffnung
Mögliche Interpretationen: Interesse, Konzentration, Schlafdefizit
Der Grad der Augenöffnung lässt Rückschlüsse über unsere Aufmerksamkeit zu: Geöffnete Augen zeugen von Interesse, zusammengezogene Augen von Konzentration.
4. Fokussierung
Fokussierung auf irgendeinen Punkt
Mögliche Interpretation: Konzentration
Bei Konzentration versteift sich augenblicklich unser Nacken, um unseren Blick fokussiert auf einen Punkt richten zu können.
5. Starren
Mögliche Interpretationen: Aggressivität oder Schockreaktion
Starren ist sehr häufig eine Angriffsreaktion. Sie wird aufgrund dieser Zielfixierung oft auch als aggressiv und drohend empfunden. Es kann sich auch um eine Schockreaktion handeln, bei der jemand so erstarrt, dass der Blick einfriert und nicht abgewendet werden kann. Das erinnert dann an das Kaninchen, das auf die Schlange starrt.
6. Pupille
Pupillenerweiterung
Es gab Zeiten, in denen sich Frauen den Saft der Tollkirsche in die Augen geträufelt haben, damit sich die Pupillen erweitern. Die Tollkirsche wird deshalb auch Artopa Belladonna (schöne Frau) genannt, denn erweiterte Pupillen gelten als attraktiver und werden tatsächlich unbewusst registriert. Ohne derartige Manipulation lässt sich erkennen, wie attraktiv das Betrachtete empfunden wird.
Mögliche Interpretationen: Freude, Gefallen, Sympathie
Bei großer Freude vergrößern sich Augen und Pupillen. Einige Pokerspieler tragen eine Sonnenbrille, um ihre Reaktionen auf ein gutes Blatt zu verbergen.
7. Augenzwinkern
a.) Unruhiges Augenzwinkern (Blinzeln)
Normal ist eine Blinzelfrequenz von 10 bis 20 Mal je Minute.
Mögliche Interpretationen: Unsicherheit, Überraschung, Stress, Lüge
Unruhiges Augenzwinkern verhindert einen längeren Blickkontakt und wirkt somit wenig vertrauenswürdig. Tatsächlich wird während des Lügens mehr Adrenalin ausgeschüttet, was zu einem erhöhten Augenlidschlag führt. Auch diese Stressreaktion kann andere Auslöser als eine Lüge haben.
b.) Sehr seltenes Augenzwinkern (Blinzeln)
Mögliche Interpretation: Langeweile
Eine ungewöhnlich niedrige Blinzelfrequenz der Zuhörer in bestimmten Phasen von Gesprächen und Präsentationen weist darauf hin, deren Aufmerksamkeit verloren zu haben. Die wenigsten Redner registrieren das allerdings.
8. Augenbrauen
Erst das Zusammenspiel von Augenbrauen und Augen lässt Interpretationen innerhalb von Clustern (Kombination möglicher Hinweise) zu.
a.) Augen und Augenbrauen werden zusammengekniffen.
Häufig wird dabei einseitig gelächelt, also nur ein Mundwinkel nach oben gezogen oder nur eine Seite zieht sich nach innen.
Mögliche Interpretationen: Skepsis und Verachtung
Der Blick ist so fokussierter und konzentriert; er wirkt skeptisch.
b.) Augenbrauen gehen nach unten und Augen verengen sich
Die Augenbrauen werden nach unten gezogen und die Augen verengen sich, während sich häufig auch die oberen Augenlider heben und anspannen. Das sonst geschwungene untere Augenlid begradigt sich dabei, unterhalb des Augenlids entwickeln sich Fältchen.
Mögliche Interpretation: Ärger
Je ausgeprägter die beschriebene Mimik, desto größer die Verärgerung.
c.) Gleichzeitiges Hoch- und Zusammenziehen der Augenbrauen.
Mögliche Interpretationen: Trauer und Ärger
Gleichzeitiges Hoch- und Zusammenziehen der Augenbrauen ist oft bei Menschen in Trauer und bei Verärgerung zu beobachten.
d.) Kurze Hochziehen der Augenbrauen, bei dem sich die Augen weiter öffnen
Während die Augenbrauen nach oben gezogen werden, formen sich dabei meist Falten im Stirnbereich.
Mögliche Interpretationen: Ein Ausdruck freudiger Überraschung und erhöhter Aufmerksamkeit.
Ist die Überraschung größer, senkt sich auch das Kinn ab. Mitunter so weit, dass der Mund sich öffnet.
e.) Augenbrauen hochgezogen in Kombination mit einer leichten Anhebung des Kopfes
Mögliche Interpretation: Missbilligung
9. Spontan entwickelte Fältchen um die Augen bei lachendem Mund
Mögliche Interpretation: Echtes Lachen
Bei einem echten Lachen (Duchenne-Lächeln) sind viele Muskeln beteiligt. Es wird begleitet vom Senken der Augenbrauen und der Aktivierung der Muskeln rund um das Auge (Orbicularis oculi). Im Gegensatz dazu sind beim vorgetäuschten Lächeln die Muskeln rund um die Augen nicht aktiv. Oft bricht ein falsches Lächeln abrupt ab oder verschwindet stufenweise vom Gesicht.
10. Augenzugangshinweise
Mit Verallgemeinerungen ist das oft so eine Sache. Das Konzept der Augenzugangshinweise aus dem NLP (Neurolinguistisches Programmierung) wird leider auch sehr oft missverstanden. Häufig wird hier viel zu simpel ans Werk gegangen: Sagt ein Mensch die Wahrheit, blickt er nach links. Lügt er, bewegen sich seine Augen nach rechts. Doch so einfach funktioniert das in der Praxis nicht. In der Realität ist es doch etwas komplexer. Wenige Anwender kalibrieren ordentlich genug und zeigen auch sonst nicht die erforderliche Flexibilität, um solche Hinweise nutzen zu können.
Wer das Konzept tatsächlich beherrscht, erhält viele zusätzliche Hinweise bis hin zu Einblicken in die persönlichen Denkstrategien von Gesprächspartnern.
Empfehlungen für Ihren Augeneinsatz
Augen können Bände sprechen. Ein Blick kann mehr sagen als tausend Worte. Es ist daher empfehlenswert Gesprächspartnern schon zu Beginn der Kommunikation einen offenen Blick zu schenken, begleitet von einem ansteckenden freundlichen Lächeln.
So ein freundlicher offener Blick stimmt die Zuhörer positiv. Wer andere Menschen hingegen keines Blickes würdigt, wird als arrogant und überheblich eingeschätzt.
Wer Menschen von sich und einem Angebot überzeugen will, profitiert von einem verbindenden Blickkontakt. Doch Vorsicht vor zu langem Augenkontakt. Das kann nach hinten losgehen, weil es als Anstarren, Grenzüberschreitung und Unhöflichkeit interpretiert wird. Wer jemanden zu lange und zu intensiv fixiert, wird schnell als bedrohlich und angriffslustig angesehen. Zumindest wirkt es befremdlich.
Sie brauchen keinen Schauspielunterricht zu nehmen. Es ist im Grunde ganz einfach. Sie strahlen aus, was in Ihnen vorgeht. Wenn Sie von etwas begeistert sind, werden Ihre Augen funkeln und das ist ansteckend! Wenn Sie betroffen sind,…
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Die Artikel sind meist kurze Auszüge der umfangreicheren Kursunterlagen, die Teilnehmende im entsprechenden Gruppen- oder Einzeltraining oder im Coaching erhalten.
Autor: Karsten Noack
Erstveröffentlichung: 29. April 2011
Überarbeitung: 8. März 2019
AN: #84374618
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