Die häufigsten Fehler beim Storytelling
Um Ihnen dabei zu helfen, wirkungsvolle Geschichten zu erzählen, beleuchtet dieser Beitrag 8 der häufigsten Gründe, weshalb Geschichten in einem professionellen Umfeld oft nicht die gewünschte Wirkung entfalten. Und noch wichtiger; Sie erhalten Anregungen, wie es gelingt.
1. Sie machen sich zum Helden, zur Heldin
Ob Individuum oder Unternehmen: Es mag naheliegend sein, doch sich selbst zur Hauptperson und Helden zu machen ist selten eine gute Idee. Es ist möglich, wenn es richtig gemacht wird, doch voller Risiken. Viel besser ist es eine Geschichte zu erzählen, in der sich das Publikum wiederfindet. Geschichtenerzähler, die sich selbst als strahlende Helden präsentieren, die von Erfolg zu Erfolg durchmarschieren, wirken wenig sympathisch. Eitelkeit kommt nicht gut an.
2. Fehlende Verletzlichkeit
Alles Sonnenschein bei Allzeithoch? Insbesondere, wenn Sie sich entscheiden, sich selbst zum Helden beziehungsweise Heldin zu machen, verzichten Sie lieber auf Hochglanz und Oberflächlichkeit. Es ist unmenschlich immer auf der Sonnenseite unterwegs zu sein und wenn jedes Vorhaben sofort funktioniert.
Was ist mit den blauen Flecken, die Sie sich auf der Reise geholt haben, was für Widerstände haben Sie zweifeln lassen, was für Tiefpunkte erlebt? Berichten Sie von Ihrer Menschlichkeit, machen Sie Mut dranzubleiben, auch wenn es schwierig wird. Denken Sie an die erfolgreichsten Helden Hollywoods; die sympathischsten sehen ziemlich lädiert aus, bevor sie den Showdown meistern.
3. Die Geschichte hat keine Botschaft
Wie oft haben Sie schon erlebt, dass jemand eine Geschichte erzählt hat, und Sie sich im Anschluss gefragt haben, worum es ging? Die erstbeste Geschichte muss nicht die passendste sein.
Jede Geschichte, die Sie erzählen, sollte eine Pointe, eine Moral, eine Botschaft haben. Und die Botschaft sollte sich in eine hilfreiche Aussage verpacken lassen, die den Zuhörer zu einer hilfreichen Erkenntnis führt die nachwirkt.
4. Die Zuhörer können sich nicht mit der Geschichte identifizieren
Im Kern geht es in einer Geschichte um einen Helden beziehungsweise Heldin. Die Protagonisten streben ein Ziel an und überwinden dafür Hindernisse. Die drei Elemente — Held, Ziel und Hindernisse – sind die grundlegenden Elemente der Geschichte. Wenn Zuhörer Geschichten hören, sollen sie sich mit den Helden, den Zielen der Helden und den Hindernissen, die ihnen im Weg stehen, verbunden fühlen.
Zuhörer können sich in Helden hineinversetzen, deren Ziel als vertraut empfinden und wünschen das diese die Hindernisse überwinden. Wenn eine Geschichte nachvollziehbar ist, werden Zuhörer interessiert sein und eher mitfühlen. Wenn eine Geschichte nicht nachvollziehbar ist, fragen sich die Zuhörer, weshalb die Geschichte erzählt wurde. Was bleibt sind Fragezeichen. Solch eine Verwirrung lässt Botschafter und Botschaft nicht gerade überzeugender wirken.
All das bedeutet nicht, dass Helden, Ziele und Hindernisse absolut identisch mit den Zuhörern sein müssen. Doch es ist erforderlich, dass es an Hauptfigur, ihren Wünschen und Herausforderungen etwas gibt, das Zuhörern vertraut vorkommt. Erst, wenn sich die Zuhörenden mit den Protagonisten identifizieren, fühlen sie intensiv mit.
Wie nah dran?
Wenn Sie sich entschließen, eine Geschichte in einem professionellen Umfeld zu erzählen, dann denken Sie zuerst an Ihr Publikum, bevor Sie sich überlegen, welche Geschichte Sie erzählen wollen. Was für Eigenarten hat Ihr Publikum? Was will es? Mit welchen Herausforderungen ist es konfrontiert? Machen Sie sich mit den Menschen und deren Situation vertraut. Was für Analogien kommen Ihnen in den Sinn? Finden Sie dann eine Geschichte aus, in der diese sich wiedererkennen, weil sie sich mit dem Helden, dem Ziel oder den Hindernissen identifizieren können.
Beispiele
Wenn Sie mit potenziellen Kunden sprechen, denken Sie an andere Kunden, die vor ähnlichen Herausforderungen standen und wie Ihr Angebot dort geholfen hat. Sprechen Sie mit einem Projektteam, das mit Schwierigkeiten zu kämpfen hat, können Sie ein Beispiel anführen, bei dem ein anderes Projekt, an dem Sie beteiligt waren, ähnliche Hindernisse überwunden hat. Wollen Sie jemanden davon überzeugen, dass Sie vertrauenswürdig sind, erzählen Sie, wie Sie sich in einer ähnlichen Situation bewährt haben. Ist eine Geschichte nachvollziehbar ist, fühlen sich die Zuhörer mehr verbunden und engagiert.
5. Der Geschichte fehlt es an Emotionen
Geschichten sind vor allem deshalb so wirkungsvoll, weil sie die Gefühle der Zuhörer ansprechen. Wenn es um Entscheidungen geht, dominieren unsere Gefühle eindeutig unsere Ratio. Menschen sind emotionale Wesen, die von ihren Bedürfnissen und Wünschen beeinflusst werden.
Menschen werden zum Handeln bewegt, wenn sowohl die logische Seite ihres Gehirns als auch die emotionale Seite angesprochen wird. Emotionen setzen Energie frei, geben Kraft und liefern die Ausdauer, was nötig sind, um von einer ersten Einsicht zu einer praktischen Handlung zu gelangen.
Wirksame Geschichten sprechen intensiv die emotionale Seite der Zuhörer an. Doch viele sprechen vor allem über Dinge anstatt von Menschen. Da wird jedes Detail des Produkts beschrieben, was es für die Zuhörer bedeutet kommt oft zu kurz. Das sollen die selbst erkennen, die Zahlen sprechen für sich, meinen viele Redner und irren sich.
Aber, mein Thema ist langweilig
Oft höre ich, dass Klienten aus ihrer Sicht ein Angebot machen, das zwar gut, doch weder sensationell noch einzigartig ist. Zumindest nicht so aufregend, dass sich jemand daran erinnern wird, sobald er einmal davon gehört hat. Die Angebote meisten haben viele Wettbewerber, die ein ganz ähnliches Angebot machen. Wer da in Erinnerung bleiben will, kann etwas erzählen, mit dem sich die Zuhörer emotional identifizieren können. So gut wie jedes Thema hat Aspekte, die begeistern können. Das übersehen auch Anbieter oft, doch wer selbst nicht begeistert ist, wird kaum andere Menschen begeistern. Gerade, wer schon eine Weile mit einem Thema in Berührung ist kennt mit hoher Wahrscheinlichkeit Geschichten, wie das Angebot einen positiven Unterschied im Leben eines Menschen gemacht hat.
6. Die Geschichte ist zu lang
Auch bei Geschichten gilt KISS: Keep it short and simple! Erfahrene Geschichtenerzähler wissen, dass gute Geschichten fesseln und auf dem Höhepunkt beendet werden. Wenn sie zu lange dauern, werden selbst engagierte Zuhörer ungeduldig.
Ungeduldiges Publikum
Viel beschäftigtes Publikum will schnell Informationen erhalten, sonst wird es unruhig. Kaum jemand ist zwar gegen den Charme einer gut erzählten Geschichte immun, doch gerade bei ungeduldigem Publikum funktioniert Storytelling am besten, wenn es prägnant ist. Sorgen Sie dafür, dass der Nutzen möglichst schnell deutlich wird. Wenn das Publikum nicht darauf vertraut, dass es für sie von wert ist, wird es nicht lange aufmerksam bleiben.
Wie lang darf eine Geschichte sein?
Bei einer umfangreicheren Präsentation haben Sie vielleicht fünf oder zehn Minuten Zeit, um eine lange, fesselnde Geschichte zu erzählen. Bei einem kurzen Pitch wäre das keine gute Idee.
Wenn Sie nur von kurzer Aufmerksamkeit ausgehen, dann erzählen Sie Ihre Geschichte lieber in einer verkürzten, gestrafften Version, konzentrieren Sie sich auf das Wesentliche.
7. Fehlende Struktur
Sie nehmen das Publikum mit einer Geschichte auf eine Reise. Und die will interessant gestaltet sein.
Es ist wichtig, dass Ihr Publikum Ihnen vertraut, dass Sie als Reiseführer wissen, was Sie tun.
Mitunter verlaufen sich Geschichtenerzähler und das nimmt der Geschichte selbst dann Wirkung, wenn der Pfad wieder gefunden wird.
Nutzen Sie bewährte Strukturen für Geschichten oder erfinden Sie eine neue. Sie finden dazu einige Beiträge von mir.
8. Die Geschichte wird nicht erzählt
Die besten Tipps und Trainings verändern wenig, wenn die Geschichte dann nicht auch erzählt wird. Neue Wege zu beschreiten fällt nicht jedem Menschen leicht. Veränderung ist schwer. Wir alle haben Gewohnheiten, die für uns bequem sind. Wagen Sie sich doch langsam heran; erzählen Sie anfangs im sicheren Umfeld Geschichten und machen Sie Erfahrungen damit.